Gemischtes Hack

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Einige Tage später

Köln.
Eine Stadt, auf die ich mich am meisten freute. Vor allem freute ich mich auf das Savoy, welches laut Felix' Aussage das beste Hotel überhaupt war.
Ich trug meine Koffer den langen Flur entlang und fand schließlich mein Zimmer. Ich öffnete die Tür und schaute mich um. Wow.
Alles war in gold, schwarz und rot gehalten. Ein riesiges Bett stand in der Mitte des Zimmers, direkt gegenüber das Fenster, von welchem man einen perfekten Blick auf den Kölner Dom hatte. Und, was war das? Ich traute meinen Augen kaum. Eine schwarze Badewanne mit Glaseinsatz an der Seite stand mitten im Raum.
Hier ziehe ich ein.
Wir würden nach dem heutigen Auftritt in Köln ganze 3 Off-Days haben und einen von denen würde ich auf jeden Fall den ganzen Tag über hier in diesem Zimmer verbringen. Komme was wolle.
Es klopfte an meiner Tür, als ich grade einen meiner Koffer auspackte. Ich hatte es satt, nur aus Koffern zu leben und wollte für die nächsten Tage endlich mal ein paar Sachen in den Schrank hängen.
„Ja?" rief ich und Felix kam herein. Die vergangenen Tage hatte er kein einziges Mal ‚die Nacht', wie ich sie nur noch nannte, erwähnt. Nicht mal, als wir alleine waren. Ich war nicht traurig darüber, aber es kam mir doch komisch vor. Hatte er es einfach vergessen? Niemals.
„Du solltest wirklich lernen, deine Tür abzuschließen." sprach er, als er in mein Zimmer trat.
Das sagt der Richtige.
„Wenigstens hast du dieses Mal geklopft." entgegnete ich ihm und schob „Was ist los?" gleich hinterher, bevor er vielleicht doch noch auf die Idee kam, die Situation zwischen uns anzusprechen.
„Du willst doch Köln sehen, richtig?" fragte er mich.
„Ja, klar." antwortete ich.
„Also ich muss gleich was erledigen und werde da zu Fuß hingehen. Wenn du Lust hast, kannst du mit kommen."
Ich sah ihn skeptisch an. Wir hatten, seitdem wir auf Tour waren, nicht ein einziges Mal etwas alleine unternommen.
„Du musst nicht, wenn du nicht willst. War nur so ne Idee, damit du nicht alleine durch Köln laufen musst, wie so'n Creep." er zuckte mit den Schultern.
„Das ist aber nett von dir." erwiderte ich, noch immer mit einem skeptischen Blick.
„Alter, ich werde dich schon nicht in einer dunklen Gasse abstechen. Schau mich nicht an als wäre ich ein Triebtäter. Komm mit oder lass es bleiben."
Ah, da ist er wieder. Der Felix, den ich so gern habe.
Ich lachte. „Ich komme mit."
„Jut." sprach er und drehte sich um. „In 10 Minuten unten."

„Wo gehen wir überhaupt hin?" fragte ich, als wir durch die Straßen Kölns liefen. „Ehrenfeld." antwortete Felix knapp.
„Und was machen wir da?" wie ein kleines Kind schaute ich ihn neugierig an.
„WIR machen da gar nichts."
„Oh." ein wenig geknickt schaute ich zu Boden und Felix fing an zu lachen. „Wir gehen zu Tommi Schmitt."
„Podcast aufnehmen?" fragte ich verwirrt.
„Ganz genau."
Mit einer gehobenen Augenbraue sah ich ihn an. „Und warum nimmst du mich da mit hin?"
„Hab ich doch schon gesagt. Du wolltest Köln sehen und ich muss sowieso zu Tommi. Bot sich also an."
„Und ich muss da gleich 1 1/2 Stunden rumsitzen und euch dabei zuhören, wie ihr Scheiße labert?"
„Kannst du auch ein mal dankbar sein?" fragte er genervt und ich sah ihn entsetzt an.
„Willst du behaupten, ich sei undankbar?"
„Bist du. Ohne mich würdest du immer noch in Berlin festsitzen und deinem fetten Chef Kaffee hinterher tragen."
„Warum bist du so ein Arschloch?" schnauzte ich ihn an.
„Wir sind da." sprach er emotionslos, klingelte an der Tür neben uns und drehte sich zu mir.
„Bist du fertig oder brauchst du erst noch ein Taschentuch, bevor wir hoch gehen?"
„Du bist wirklich der -„ fing ich an, doch er unterbrach mich, in dem er seinen Zeigefinger auf meine Lippen legte.
„Überleg dir jetzt lieber genau was du sagst." sprach er und sah mir in die Augen.
„Sonst was?" sprach ich in provozierendem Ton und hielt seinem Blick stand, als der Summer der Freisprechanlage anging.
Ohne ein weiteres Wort lies Felix von mir ab, öffnete die Tür und ging die vielen Treppen in den vierten Stock hinauf. Genervt folgte ich ihm.

Völlig außer Atem kam ich oben an, als Felix schon im Flur der Wohnung stand und Tommi mir die Tür aufhielt. „Hi, ich bin Tommi." begrüßte er mich.
„Liv. Du kriegst auch nicht oft Besuch, oder?" fragte ich ihn atemlos, als ich in seine Wohnung trat.
„Ach, es geht eigentlich. Mein Bruder kommt ab und zu vorbei und-„
„Sie meint, wegen den vielen Treppen, Thomas. Das war ein Scherz." erklärte Felix amüsiert und Tommi wurde rot. „Oh, klar. Sorry." lachte er.
„Möchtet ihr was trinken?" Wir betraten sein Wohnzimmer.
„Kaffee." antworteten Felix und ich zeitgleich und sahen uns giftig an.
„Du hast aber eine schöne Wohnung." schaute ich mich um.
„Danke. Ist auch nicht billig sag ich dir." sprach Tommi, der uns zwei Tassen Kaffee auf den Tisch vor uns stellte. „Und du bist also Felix' neue Mitarbeiterin?"
„Untergebene." berichtigte dieser ihn amüsiert und ich unterdrückte den Drang, ihm meinen Kaffee in's Gesicht zu schütten. Nicht ihm zu Liebe, sondern Tommis schönem Teppich zu Liebe.
„Mitarbeiterin auf Zeit." erwiderte ich und Tommi nickte.
„Und wie ist es so dem großen Felix Lobrecht dienen zu müssen?" witzelte er.
Fantastisch.
„Ich kann mir nichts schöneres vorstellen." antwortete ich gespielt glücklich und warf Felix ein Lächeln zu, dass nicht falscher hätte sein können.
„Los komm, Tommi. Ich hab' nicht ewig Zeit." er setzte sich an den Tisch und holte aus der Tasche, die er mit sich trug, ein Mikrofon und ein kleines, schwarzes Gerät heraus.
Tommi tat es ihm gleich und setzte sich ihm gegenüber.
„Tourleben, Komm-Nicht-Zur-Ruhe-Leben. Will, dass wir uns beide heut' den Vodka pur geben. - das, meine Damen und Herren, war Fler aus seinem Track ‚Late Check-Out' und damit herzlich Willkommen zu einer neuen, verkopften Folge ‚Gemischtes Hack'. Mein Name ist Felix Lobrecht und mir gegenüber sitzt wie immer und dieses Mal nicht digital, sondern live und in Farbe, der wunderbare Tommi Schmitt. Hallo Tommi." fing Felix an.
„Hallo Felix. Wie geht's dir?" entgegnete ihm Tommi.
„Mir geht's ganz gut eigentlich. Ich bin n' bisschen geschlaucht, ich hatte in den letzten Tagen-„
„Richtig guten Sex." unterbrach ihn Tommi und beide lachten.
„Ja ey, verdammt guten Sex." ein kurzer Blick zu mir lies mir fast das Blut in den Adern gefrieren. „Nee, ich hatte in den letzten Tagen jeden Abend ne Show. Wir sind ja momentan auf Tour durch ganz Deutschland und so langsam schlaucht's muss ich zugeben. Aber macht Bock."
Er hatte es natürlich nicht vergessen. Wie konnte ich das auch nur eine Sekunde lang denken. Dieser Blick sagte mehr als tausend Worte. Trotzdem sprach er es nie an. Kein einziges Mal. Warum sprach er es nicht an? Diese Stille macht mich wahnsinnig.

Alles albern (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt