Livs' Sicht
Auf meinem Hotelzimmer in Nürnberg angekommen suchte ich in meinem Koffer nach irgendetwas, in dem man Sport treiben könnte. Wenn man schon mal ein integriertes Fitnessstudio im Hotelzimmer hat, welches man auch noch für lau nutzen kann, dann sollte man das auch tun.
Ein schwarzes Basic-Shirt und eine kurze Stoffhose sollten es schon richten.
Schnell zog ich mich um, nahm mein Handy und meine AirPods und ging runter in den Fitnessraum. Ich entschied' mich dazu, mich erstmal aufzuwärmen. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal richtig Sport gemacht hatte und bevor ich mir noch irgendeinen Wirbel ausrenkte, stellte ich mich erst einmal 15 Minuten aufs Laufband. Der Alkohol der letzten Nacht wäre damit dann auch endgültig ausgeschwitzt. Nach 10 Minuten wiesen meine AirPods mich auf einen einkommenden Anruf hin. Toni. Freudestrahlend ging ich an's Handy.
„Na meine kleine Tourmaus, wie isses?" tönte seine Stimme aus den Kopfhörern.
„Bisher wirklich ganz gut." atmete ich schwer.
„Störe ich dich bei irgendwas?" lachte er.
„Ich bin auf dem Laufband."
„Du machst Sport? Wer bist du und was hast du mit meiner besten Freundin gemacht?" fragte Toni amüsiert.
„Ich dachte mir, man muss halt fit bleiben." erklärte ich.
„Hat das etwas mit dem kleinen Bruder zutun?"
„Vielleicht." ich fing unweigerlich an zu grinsen.
„Wird das jetzt doch was ernstes oder was?" er klang schockiert.
„Nein. Nichts ernstes. Nur Sex."
Toni atmete erleichtert auf. „Ich dachte schon, ich hätte dich jetzt ganz verloren."
„Nein, nein. Ist alles geklärt zwischen uns." und das stimmte. Nach der gestrigen Nacht machten Julian und ich klar, dass das nichts ernstes werden würde. Wir wollten beide einfach nur unseren Spaß haben.
„Dann ist's ja gut. Wie läufts denn mit dem anderen Bruder?"
Ich stieg vom Laufband runter und wischte mir den Schweiß von der Stirn. „Bisher keine Komplikationen, aber er redet auch nicht wirklich mit mir."
„Versuch' dich doch irgendwie gut mit dem zu stellen. Wenn sein Bruder so nett ist, kann er ja nicht komplett scheiße sein."
„Ich weiß nicht, Toni. Ich -„ unterbrach ich mich selber, als meine Augen durch den Fitnessraum plötzlich Felix sichteten. Oberkörperfrei und in meine Richtung gewandt, trainierte er grade mit einer Langhantel seinen verdammt gut definierten Körper.
„Liv? Bist du noch da?" hörte ich es aus meinen Kopfhörern tönen.
„Ich.. da.. also.." stammelte ich vor mich hin und konnte meine Augen nicht von ihm abwenden.
„Hast du einen Schlaganfall?" amüsierte sich Toni und ich kam langsam wieder zur Besinnung.
„Ich weiß es grade selber nicht so genau." antwortete ich und schloß endlich wieder meinen Mund, der anscheinend die ganze Zeit offen stand. Ich betete zu Gott, dass Felix das nicht gesehen hatte.
„Himmel, Arsch und Zwirn, jetzt rede doch mit mir! Was ist los?" drängte Toni.
„Felix ist hier." flüsterte ich.
„Im Fitnessraum??? Wie sieht er aus?"
„Heiß." ich wollte es nicht zugeben, aber es war so. Der Schweiß glänzte auf seinem nackten Oberkörper und seine kurzen Haare standen verwuschelt zu allen Seiten ab.
„Ich dachte, wir mögen den nicht." lachte mein bester Freund über meine stumpfe Aussage.
„Tun wir auch nicht!" machte ich klar und sah in diesem Moment, wie Felix auf mich zu kam.
„Ich muss Schluss machen, ich rufe dich später wieder an. Küsschen." schnell beendete ich das Gespräch.
„Du pumpst?" fragte er mich verwundert und musterte mich von oben bis unten.
„Eh, naja man muss sich ja fit halten." weichte ich seiner Frage gekonnt aus und tat alles daran, ihn bloß nicht zu genau zu betrachten. Einen weiteren Totalausfall meiner sprachlichen Kompetenz konnte ich grade wirklich nicht gebrauchen.
„Hmm." nickte er. „Was ist das eigentlich mit dir und meinem Bruder?" fragte er grade heraus.
„Nichts." antwortete ich ein bisschen zu schnell und er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich meine, nichts ernstes."
„Dachte ich mir schon. Julian hat nie ‚was ernstes'." sprach er und setzte die letzten beiden Worte dabei in Anführungszeichen.
„Warum fragst du dann?" wurde ich neugierig.
„Wollte nur sicher gehen, dass du das auch weißt. Nicht, dass er dir noch dein kleines Herz bricht." grinste er mich dreckig an.
Was denkt er eigentlich, wer er ist? Wessen Herz ist hier denn gebrochen?
„Mir wird nicht das Herz gebrochen. Mach dir mal lieber Sorgen um dein eigenes." zwinkerte ich ihm zu und ging erhobenen Hauptes an ihm vorbei.
Verdammt. Das war zu viel. Jetzt weiß er bestimmt, dass Julian mir das mit seiner Exfreundin erzählt hat. Ach, was soll's. Soll er halt einfach mal seine große Klappe halten.Zurück im Zimmer angekommen, hüpfte ich sofort unter die Dusche. Es stimmt, was man sagte: nach dem Sport fühlt man sich wirklich besser. Okay gut, es waren nur 15 Minuten auf dem Laufband, weil ich nach meinem Zusammenstoß mit Felix keine Lust mehr hatte, aber hey, immerhin.
Nach einer ausgiebigen Duschsession cremte ich mich anschließend am ganzen Körper ein und huschte nackig durch mein Hotelzimmer, damit die Creme schneller einzog. Grade als im TV ein Bericht über die neuesten Modetrends lief und ich mich wieder einmal fragte, wie man in so hässlichen Klamotten rumlaufen und das dann auch noch Mode nennen könnte, öffnete sich meine Zimmertür und vor mir stand Felix. Mit aufgerissenen Augen und splitterfasernackt stand ich vor ihm. Seine Augen wurden größer, er machte aber keine Anstalten, das Zimmer direkt wieder zu verlassen. Stattdessen fuhren seine Augen an meinem Körper entlang und trafen zuletzt meine Augen, bevor er „sorry, falsches Zimmer." nuschelte und wieder verschwand.
Was war das denn?
Noch völlig starr vor Entsetzen stand ich einfach nur da. War das Absicht oder wirklich ein Versehen? Und warum hatte er mich so gemustert? Fragen über Fragen schwirrten durch meinen Kopf, als mir plötzlich eine Sache klar wurde: mein Chef hatte mich grade komplett nackt gesehen. Wie würde Toni jetzt sagen? Unangenehm.
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Alles albern (Felix Lobrecht)
Fanfiction[...] Ich seufzte und wollte, ohne mich um zu sehen, auf die andere Straßenseite wechseln, als mich plötzlich ein Auto anhupte und mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor mir zum stehen kam. „Hey, pass doch auf!" rief ich erschrocken. „Samma?! D...