In der Weihnachtsbäckerei

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Eine halbe Stunde später klingelte es an der Haustür. Ich betätigte den Summer und wartete in der Wohnungstür bis Felix oben ankam.
„Na du kleiner Weihnachtself." begrüßte er mich grinsend und zupfte an der roten Weihnachtsmütze, die ich mir aufgesetzt hatte.
„Ich hab' auch eine für dich." sprach ich, als er zur Tür rein kam und hielt sie ihm vor die Nase.
„Nein. Auf keinen Fall." lachte er.
„Aber was ist denn mit dem Weihnachtszauber?" Ich sah ihn mit traurigem Hundeblick an und er seufzte.
„Na gut. Gib her das Teil." er nahm mir die Mütze aus der Hand und setzte sie sich auf.
„Perfekt." freute ich mich. „Wo hast du Emre gelassen?"
„Der ist bei Fränki." antwortete er. „Da muss er sich schon mal dran gewöhnen. Nochmal kann ich ihn nicht in alle Hotels schmuggeln."
„Stimmt. Das ein oder andere Mal war schon ziemlich knapp." erwiderte ich und wir gingen zusammen in den Wohnbereich.
„Felix, das ist Toni, mein bester Freund. Toni, das ist Felix." stellte ich die beiden vor.
„Freut mich, Dicker." begrüßte er Toni.
„Gleichfalls." gab dieser zurück. „Steht dir." er deutete auf die Mütze auf Felix' Kopf.
„Vielleicht wird das jetzt mein neuer Style." lachte Felix.
„Dann würde ich die aber nicht mit dem blauen Balenciaga Pulli kombinieren. Rot und blau geht gar nicht zusammen." machte Toni klar und drehte sich zurück zum Küchentresen, um den Teig fertig zu kneten.
„Du hast mir nicht gesagt, dass dein bester Freund schwul ist." flüsterte Felix mir zu.
„Ist das ein Problem für dich?" fragte ich und wollte schon in den Angriffsmodus übergehen, doch er antwortete „Nein, man. Aber ich hab' mir schon so meine Gedanken gemacht, dass du mit nem anderen Kerl zusammen wohnst."
Ich prustete los vor Lachen. „Du warst eifersüchtig auf Toni?"
„Das habe ich so nicht gesagt." protestierte er.
„Keine Sorge, Alter. Ich würde Liv nicht mal anfassen, wenn sie der letzte Mensch auf der Welt wäre. Nichts gegen dich, Kleines." sprach Toni und drehte sich mit der Schüssel voll Teig zu uns um. „Du allerdings solltest dich in Acht nehmen."
Felix Blick war ein Mix aus geschmeichelt fühlen, Verwirrung und Angst und Toni und ich lachten laut los. „Er meint das nicht so." sprach ich.
„So Leute, der Teig ist fertig." er stellte die Schüssel in der Mitte des Esstischs ab. Ich holte aus der Küche Mehl, ein Nudelholz und Ausstecher und legte ebenfalls alles auf den Tisch. Felix schaute sich alles ratlos mit an.
„Du hast das echt noch nie gemacht, oder?" fragte ich ihn, als ich seinen Blick sah.
„Nope." antwortete dieser belustigt.
„Dann wird's jetzt höchste Zeit." sprach ich übermotiviert. „Setz dich."
Wir setzten uns zusammen an den Tisch. Ich streute etwas Mehl auf diesen und rollte den Teig flach aus.
„So. Jetzt suchst du dir eine Form, die dir gefällt und fängst an, den Teig damit auszustechen." erklärte ich ihm.
„Also irgendwie seh ick mich da nicht so drin." lachte er.
„Willst du den Zauber der Weihnacht spüren?" fragte ich auffordernd.
„Naja, also wenn de mich so fragst..."
„Felix!"
„Is' ja gut, ick mach's." er nahm sich die Form eines Sterns und drückte ihn in den Teig.
„Schön machst du das." stolz klopfte ich ihm auf die Schulter.
„Arbeitet ihr och mal mit oder muss ick den Kram hier alleene machen?" berlinerte er.
Toni und ich nahmen uns jeweils einen Ausstecher und in kurzer Zeit hatten wir schon zwei Bleche voll mit Keksen.
„Möchtest du einen Kaffee?" fragte ich Felix, als ich in der Küche stand und die Bleche in den Ofen schob.
„Ja, gerne." antwortete dieser. Ich stellte eine frische Tasse unter die Kapselmaschine und ließ den Kaffee hineinlaufen.
„Warum ist dir Zuhause die Decke auf den Kopf gefallen?" fragte ich neugierig.
„Ach, immer wenn ich länger auf Tour war, weiß ich gar nichts mit meiner freien Zeit anzufangen. Ich bin dann irgendwie mega überfordert mit der Stille und dem Nichtstun. Ich bin lieber unterwegs." erklärte er.
„Ist aber kein gutes Zeichen, wenn du nicht alleine sein kannst."
Er zuckte mit den Schultern. „Muss ich wohl noch lernen."
Ich hörte ein leichtes vibrieren und machte aus, dass es aus seiner Hosentasche kam. „Ich glaube, dein Handy klingelt."
Felix holte es kurz heraus, drückte den Anrufer weg und steckte sein Handy wieder zurück.
„Ich will nicht neugierig sein oder so, aber seit Wochen ruft dich ständig jemand an und du gehst nie ran. Ist alles in Ordnung?" fragte ich vorsichtig. „Hast du Ärger?"
„Nein." antwortete er und nahm einen Schluck vom Kaffee. „Das ist nur eine Spam-Nummer, sonst nichts."
„Bist du dir sicher?" ich glaubte ihm nicht. Sein Gesichtsausdruck, jedes Mal wenn diese Nummer anrief, verriet mir, dass er genau wusste, wer dahinter steckte.
„Mach dir keine Sorgen." antwortete er. „Ich muss jetzt los, schnell was erledigen. Möchtest du später zu mir kommen? Ich koche uns was schönes."
„Du kannst kochen?" fragte ich überrascht.
„Klar." lachte er. „Magst du Bolognese?"
„Ich liebe sie." antwortete ich und grinste. „Ich bringe dich noch zur Tür."
Felix verabschiedete sich von Toni und als wir im Flur standen gab er mir noch einen Kuss.
„Die solltest du draußen vielleicht nicht tragen." lachte ich und nahm ihm die Mütze ab.
„Danke." sprach er. „Ich sage dir Bescheid, wenn ich Zuhause bin. Bis später." er grinste mir noch einmal zu und ich schloß die Tür hinter ihm.
„Das war ja ein schneller Abgang." sprach Toni, der plötzlich hinter mir stand.
„Hm." gab ich nachdenklich von mir.
„Was ist los?" fragte er.
„Ich weiß nicht. Irgendwie ist er komisch." antwortete ich. „Irgendwas ist da im Busch."

Alles albern (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt