Ja, ich will

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Ein stechender Schmerz in meinem Kopf weckte mich auf. Das Zimmer, in dem ich lag, war abgedunkelt. Ich versuchte, mich an den gestrigen Abend zu erinnern, konnte aber nur zusammenhanglose Fetzen fest machen. Ich schaute unter die Decke und an mir herunter. Ich trug mein Schlafshirt, sonst nichts. Meinen Kopf drehte ich nach links und spürte ein leichtes Atmen in meinem Gesicht. Felix.
Dann verspürte ich einen schrecklichen Durst und suchte mit meiner Hand den Nachttisch ab, auf dem ich mir eine Wasserflasche erhoffte. Jackpot.
Ich nahm einige Schlücke und lies meinen Kopf zurück auf's Kissen fallen. Was war gestern Nacht geschehen? Warum lag ich neben Felix und das halbnackt?
„Guten Morgen." sprach er leise und mit rauer Stimme. „Wie geht's dir?"
„Ich habe Kopfschmerzen." beschwerte ich mich und er lachte.
„Das dachte ich mir."
„Warum bin ich in deinem Bett?" fragte ich.
„Kannst du dich an irgendwas erinnern?"
„An nicht viel." sprach ich peinlich berührt. „Hatten wir...?"
„Nein." antwortete er und ich sah ihn verwirrt an.
„Wirklich nicht?"
Er schüttelte den Kopf.
„Warum nicht?"
„Naja, ist nicht so als hättest du nicht gewollt." lachte er. „Aber ich wollte nicht, dass du im betrunkenen Zustand etwas tust, was du vielleicht bereuen würdest."
„Du hast mich abgewiesen, obwohl ich mit dir schlafen wollte?" fragte ich fassungslos.
„Wenn du das so vorwurfsvoll sagst, klingt es irgendwie nicht mehr so heldenhaft." lachte er.
„Ich bin nur... überrascht." entgegnete ich. „Das würde nicht jeder Mann machen. Vor allem nicht wenn-„
„Er dich liebt?" unterbrach er mich.
„Ja, genau."
„Keine Ahnung, ich finde, grade dann sollte man es nicht tun. Also, in unserer Situation jetzt. Wären wir zusammen gewesen, hätte ich dich gefickt, bis du nicht mehr laufen kannst." witzelte er. „Was du übrigens auch von mir verlangt hast. Waren deine Worte."
Voller Scham drückte ich meinen Kopf in's Kissen. Bitte töte mich.
„Hättest du es heute Morgen bereut, wenn wir miteinander geschlafen hätten?" fragte er grade heraus.
„Nein. Wahrscheinlich wäre ich meinem betrunkenen Ich sogar noch dankbar gewesen." antwortete ich und schaute Felix verwirrt an, als er heftig anfing zu lachen. „Was ist?"
„Sowas in der Art hat dein betrunkenes Ich auch gesagt." erklärte er mir.
„Klingt nach ihr, ja." sprach ich und musste ebenfalls lachen. „Ich erinnere mich an unseren Tanz."
„Tust du das?"
„Hm." ich nickte. „Ich wollte dich küssen, als die Uhr 0 geschlagen hat."
„Warum hast du es nicht getan?" fragte er.
„Ich weiß es nicht." antwortete ich. „Es fühlte sich aber richtig an, es tun zu wollen."
„Willst du mich immer noch küssen?" Ich sah in seine müden, aber leuchtend blauen Augen.
„Ja."
Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Ich beugte mich zu ihm rüber und küsste ihn. Ein Feuerwerk aus Emotionen durchfuhr meinen Körper. Unsere Zungen stießen aufeinander. In einer schnellen Bewegung und ohne uns voneinander zu trennen setzte ich mich auf ihn. Ich lies meine Finger durch seine Haare fahren, seine Hände legten sich auf meinen nackten Po.
„Ich will nicht nur mit dir befreundet sein." sprach ich, als unsere Lippen kurz voneinander abließen. „Ich will mit zusammen sein. Mit dir lachen, mit dir weinen und jeden Weg gemeinsam gehen. Ich..." Ich sah ihm in die Augen.
„Sag es." flüsterte er, kaum hörbar.
„Ich liebe dich." sprach ich es endlich aus. Seine Augen blitzten auf und ein breites Lächeln zierte sein Gesicht. „Ich liebe dich auch." erwiderte er.
Unsere Lippen knallten wieder aufeinander. Wie sehr hatte ich das Gefühl von seinen Lippen auf meinen vermisst. Von seinen Händen an meinem Körper. Das Gespräch mit Tommi gestern, an dass ich mich tatsächlich noch erinnern konnte, hatte mir endgültig die Augen geöffnet. Nur aus Angst verletzt zu werden nicht mit Felix zusammen zu kommen war masochistisch. Ja, er hatte einen Fehler gemacht. Und ja, wahrscheinlich wird das nicht der letzte Fehler sein, den einer von uns beiden tat. Aber im Grunde verletzte ich mich auch damit, nicht mit ihm zu sein. Also was soll's?!
Gleichmäßig bahnten sich meine Lippen ihren Weg seiner Brust und seinem Bauch entlang. Vor dem Bund seiner Boxershorts stoppte ich kurz und sah zu ihm hoch. Sein lüsterner Blick lag starr auf mir und bestätigte mir, dass ich weiter gehen durfte. Er hob seine Hüfte leicht an und ließ mich seine Shorts herunter ziehen. Ein leichtes Kribbeln durchfuhr mich, ehe ich anfing, ihn mit meinem Mund zu verwöhnen. Felix stöhnte leicht auf, drückte mir sein Becken entgegen und pulsierte in mir. Seine Hände vergrub er in meinen Haaren und ich ließ ihn die Geschwindigkeit vorgeben. Nach kurzer Zeit zog er mich wieder zu sich rauf. Ich wischte mir mit dem Handrücken über den Mund und sah ihn an.
„Wie war das nochmal? Du willst gefickt werden, bis du nicht mehr laufen kannst?" flüsterte er mir mit rauer Stimme zu. Seine blauen Augen starrten mich an. Ohne ein Wort heraus bringen zu können nickte ich. Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht, dann drehte er uns einmal um. Ich auf dem Rücken, er über mich gebeugt, verlor er keine Zeit und drang ohne Vorwarnung in mich ein. Ich stöhnte auf und klammerte mich an seinen Armen fest. Mit dem Kopf neben meinem stöhnte er mir bei jedem Stoß sanft in's Ohr und es verschaffte mir eine Gänsehaut am ganzen Körper. Unter dem unbeschreiblichen Gefühl, dass er in mir auslöste, biss ich ihm sanft in den Hals und krallte meine Nägel in seine Haut. Seine Finger krallten sich in das Kissen unter mir. Nach kurzer Zeit stellte er seinen Oberkörper auf und warf meine Beine über seine Schulter, stieß immer stärker in mich. Ich windete mich unter dem leichten Schmerz, der sich zeitgleich aber auch so gut anfühlte. Mit seinem Daumen zirkulierte er über meinen empfindlichsten Punkt, die andere Hand legte er um meinen Hals, drückte leicht zu und brachte mir damit nach wenigen Sekunden den ersten Höhepunkt. Mit gläsernen Augen sah ich ihn an.
„Willst du mehr?" fragte er mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen und ich nickte leicht. „Ich hab dich nicht verstanden."
„Ja, bitte." krächzte ich.
Er lies von mir ab und ich keuchte kurz auf.
„Umdrehen." befahl er und gab mir einen leichten Klaps auf die Seite meines Oberschenkels.

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Völlig erschöpft und noch immer mit zitternden Knien lag ich auf dem Bett, als Felix aus der Dusche kam. „Du kannst." sprach er und deutete zum Badezimmer. „Ich glaube nicht, dass ich das kann." lachte ich und deutete auf meine deutlich zuckenden Beine. „Ich hab' nur getan, was mir befohlen wurde." er zuckte mit den Schultern und lachte.
„Ich habe mich auch nicht beschwert." erwiderte ich. Nackt legte sich Felix zurück zu mir in's Bett. „Du bist mir noch eine Antwort auf eine Frage schuldig." sprach er.
„Welche Frage?"
„Dein Weihnachtsgeschenk. Die Frage hinter dem Bild von uns zwei."
Ich wusste natürlich genau, welche Frage er meinte, stellte mich aber dumm. Ich wollte sie aus seinem Mund hören. „Keine Ahnung was du meinst."
„Du Schlingel." lachte er und wandte sich zu mir. „Okay, dann eben so. Olivia, willst du meine Freundin sein?"
Ich grinste über beide Ohren, wuschelte ihm durch seine, noch feuchten, Haare und antwortete: „Ja, ich will."

Alles albern (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt