„Das war gar nicht mal so übel, was ihr da oben gemacht habt." sprach ich, als Felix und ich auf dem Weg zurück zum Savoy waren.
„War das grade sowas wie ein Kompliment?" fragte er belustigt.
„Vielleicht." ich kickte einen kleinen Kieselstein vor mir her. „Du kannst ja doch ganz sympathisch sein, wenn du mal grade kein Arschloch bist."
„Ich glaube, du hast ein falsches Bild von mir." entgegnete er und schoß mir den Stein zurück, welcher ihm vor die Füße gerollt war.
„Ich habe das Bild von dir, welches du mir gegeben hast."
„Hmm." war alles, was er dazu sagte. Den Rest des Weges liefen wir schweigend nebeneinander, bis wir an einer kleinen Eisdiele vorbei kamen.
„Möchtest du eins?" er deutete auf die Auslage der Eissorten. „Geht auf mich."
„Oh, richtiger Gentleman plötzlich." lachte ich. „Wie viele Kugeln darf ich denn?"
Er lachte. „So viele wie du willst. Geld spielt keine Rolex." er hob seinen Arm und die goldene Uhr glänzte in der Sonne.
„Dann nehme ich eine Kugel Stracciatella und hm... irgendwas fruchtiges... Zitrone!" Der kleine, dickliche Mann hinter dem Tresen füllte die Waffel nach meinem Wunsch und reichte sie mir.
„Für mich ein Mal Haselnuss und Vanille, bitte." bestellte Felix und auch er bekam kurze Zeit später sein Eis. Er bezahlte und wir gingen weiter.
„Danke." sprach ich, fast vorsichtig, weil ich seine plötzliche Freundlichkeit hinterfragte.
„Kein Ding." antwortete er.
„Wie läuft's eigentlich mit dir und meinem Bruder?" fragte er plötzlich.
Verwirrt sah ich ihn von der Seite an. „Wir verstehen uns gut, falls du das mit deiner Frage wissen wolltest."
„Ich frage nur, weil er schon ein paar Tage nicht mehr aus deinem Zimmer geschlichen kam."
„Achso. Hat keinen bestimmten Grund. Wir müssen ja nicht 24/7 aufeinander hocken, oder?"
„Natürlich nicht." antwortete er und hielt einen Moment inne, bevor er weiter sprach. „Das hat aber nichts damit zutun, was du vor ein paar Tagen gesehen hast, oder?" Sein Blick lag starr auf mir.
Oh nein, jetzt ist es soweit. Möglichst unauffällig versuchte ich, seinem Blick auszuweichen. Leugnen, dass ich etwas gesehen hatte, hatte keinen Sinn. Er hatte mich schließlich in der Nacht eindeutig gesehen.
„Quatsch, warum sollte es?" gelang es mir zu sagen.
„Sag du's mir. Schien dir ja gefallen zu haben." ich sah ihn an und er biss sich auf die Unterlippe.
Heilige Scheiße. Reiß dich zusammen, Liv.
„Warte mal, du denkst doch wohl nicht etwa, dass ich deswegen keinen Sex mehr mit Julian habe, oder? Pff, als hätte das was ich gesehen habe so eine Wirkung auf mich. Als hättest DU so eine Wirkung auf mich. Du bist nicht so geil wie du dich fühlst."
Felix grinste zufrieden und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich hatte mit einem Wortgefecht gerechnet, so wie wir es ständig führten. Stattdessen grinste er nur. Das selbe dreckige, zufriedene Grinsen wie auch schon in dieser einen Nacht. Was soll das?Nachdem wir schweigend wieder im Hotel angekommen waren, fuhren wir auch schon zur Venue des Abends. Julian hatte ich von all dem bisher nichts erzählt. Nicht, dass Felix mich nackt sah und erst recht nicht, dass ich ihn beim Sex beobachtet hatte. Es gibt Dinge, die behält man besser für sich.
„Wir haben hier ein Problem mit dem Lautsprecher!" rief Julian mir zu, als ich grade dabei war, die Scheinwerfer zu richten.
„Moment!" rief ich zurück und kletterte von der Leiter.
„Was ist das Problem?" fragte Felix, der neben Julian stand.
„Keine Ahnung, da kommt kein Ton raus." sprach er. Ich drängte Julian weg. „Lass mich mal schauen."
Ich beugte mich über den Lautsprecher, um hinter ihn zu schauen und die Kabel überprüfen zu können. „Hier fehlt ein Kabel." erklärte ich. „Irgendwo dahinten liegt es. Rot mit schwarzem Klebeband dran." erklärte ich und zeigte in die Ecke, während ich weiter gebückt über der Box hing. Julian ging los, um das beschriebene Kabel zu holen, als sich plötzlich jemand über mich beugte.
„Bist du dir sicher, dass es nur am fehlenden Kabel liegt?" fragte Felix und schaute ebenfalls hinter die Box. Er war mir dabei so nah, dass sein Atem an meiner Wange kitzelte. Sein Unterleib drückte gegen meinen Hintern und seine Hand lag auf meiner Hüfte. Mein Herz klopfte so laut, dass ich Angst hatte, er könne es hören. Er provozierte mich. Er wusste genau, was das grade in mir auslösen würde. Deswegen das zufriedene Grinsen vorhin. Er weiß, dass ich ihn anlog.
„Ich weiß, was ich tue." zischte ich ihn an und er kicherte leise.
„Dann ist's ja gut." flüsterte er mir in's Ohr und lies von mir ab, als Julian mit dem Kabel wieder kam. Mir war heiß. Schwitzte ich? Ich hoffte nicht.
„Ist es das?" fragte er und hielt mir ein rotes Kabel hin.
„Ja, danke." ich nahm es an und steckte es in den dafür vorgesehenen Eingang. „Versuch's jetzt mal." sprach ich.
Felix ging zum Mikrofon. „Eins, zwei, hört man mich?" sprach er hinein. „Und?"
„Läuft." antwortete ich. „Ich sag ja, ich weiß was ich tue." zwinkerte ich ihm zu und drehte mich zu Julian. „Komm mal mit, wir haben da im Backstage ein kleines Problem."„Wo ist denn das Problem?" fragte er mich, als ich die Tür zu dem kleinen Raum, in dem wir während der Show warten würden, hinter uns schloß. Ich drehte mich zum ihm und überfiel ihn mit Küssen, welche er prompt erwiderte. Langsam drängte ich ihn zur Couch hinter uns und wir ließen uns auf ihr nieder. „Ich will dich. Jetzt." sprach ich und riss ihm sein Shirt über den Kopf. Er sah mich kurz an, grinste und öffnete seine Hose. Schau Felix, wir haben trotzdem noch Sex und du hast keinerlei Einfluss darauf. sprach ich zu mir selber, während auch ich mich meiner Kleider entledigte. Ich positionierte mich auf meinen Knien rücklings vor Julian und dieser drang in mich ein. Mit seinen Händen an meiner Hüfte gab er den Rhythmus an und ich warf meinen Kopf voller Lust nach hinten. Plötzlich verschärften sich Bilder von Felix vor meinen Augen. Nein, raus aus meinem Kopf!
Keine Chance. Je mehr ich wollte, dass die Bilder aus meinem Kopf verschwanden, umso stärker wurden sie. Ich sah ihn. Seinen angespannten Körper, sein verschwitztes Gesicht, wie er mich angrinste, während er seinen One-Night-Stand bumste.
Was tat ich hier? Wem wollte ich etwas beweisen? Dieser Mann hatte ganz offensichtlich genau die Wirkung auf mich, die er haben wollte. Verdammt!

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Alles albern (Felix Lobrecht)
Fanfiction[...] Ich seufzte und wollte, ohne mich um zu sehen, auf die andere Straßenseite wechseln, als mich plötzlich ein Auto anhupte und mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor mir zum stehen kam. „Hey, pass doch auf!" rief ich erschrocken. „Samma?! D...