WhatsApp Mama: Hallo meine Süße. Schade, dass du uns nicht persönlich von deinem neuen Liebesglück erzählt hast. ☹️ ich würde mich sehr darüber freuen, wenn du dich mal melden würdest und ich den jungen Mann kennenlernen würde. Wenn dir das lieber ist, können wir auch irgendwo einen Kaffee trinken gehen. Ohne Papa. Ich vermisse dich. Melde dich doch bitte. Liebe Grüße, Mama. 😘
Die Nachricht verschaffte mir ein mulmiges Gefühl im Bauch. Es war nicht so, dass ich meine Mutter nicht gern hatte, auch wenn sie mich schon des Öfteren enttäuscht hatte und ich mich deswegen vor zwei Jahren dazu entschied, den Kontakt zu ihr und vor allem meinem Vater abzubrechen. Nichts desto trotz war sie immer noch meine Mutter und das kleine Kind in mir hoffte wohl immer noch darauf, dass unsere Beziehung sich eines Tages bessern könnte.
„Alles okay?" fragte Felix, der hinter mir auftauchte und mit seiner Hand fürsorglich über meinen Rücken streichelte.
„Meine Mama hat mir geschrieben." erklärte ich. „Sie möchte dich gerne kennenlernen."
„Krass." überrascht sah er mich an. „Ich dachte, du hast keinen Kontakt mehr zu deinen Eltern?"
„Habe ich auch nicht. Ich weiß nicht, woher sie über uns Bescheid weiß. Was soll ich denn jetzt antworten?" fragte ich überfordert.
„Hm." Felix überlegte kurz. „Willst du denn, dass ich sie kennenlerne?"
„Keine Ahnung." gab ich unsicher zurück. „Willst du sie kennenlernen?"
Er zuckte mit den Schultern. „Ich hätte nichts dagegen. Sie ist immerhin deine Mutter. Aber letztendlich musst du entscheiden, ob du sie überhaupt wieder sehen willst."
„Ja." sprach ich nachdenklich. „Ich überlege es mir. Muss ja nicht sofort antworten."
Ich packte für Tommi und mich jeweils ein Stück Torte auf zwei Teller und sah mich um. „Wo ist denn jetzt der Herr Schmitt schon wieder?"
Felix scannte ebenfalls den Raum. „Ich hab' keine Ahnung. Lass mal draußen gucken."
Wir beide gingen nach draußen und sahen uns um. Auf einer niedrigen Fensterbank eines großen Fensters gegenüber von uns saßen Tommi und ein anderer Mann und unterhielten sich. Mit beiden Tellern gingen wir auf die beiden zu.
„Hier, dein Stück Torte." ich hielt ihm seinen Teller hin und er fing an zu strahlen. „Mega, genau das Richtige grade." lachte er. „Hier, willst du auch?" erst jetzt bemerkte ich, dass er einen Joint in der Hand hielt, den er mir entgegen streckte.
„Du kiffst?" fragte ich belustigt.
„Ganz selten nur." verteidigte er sich. „Also?"
Ich nahm ihm den Joint ab. „Ich hab' das seit Jahren nicht mehr gemacht." lachte ich und nahm einen langen Zug, woraufhin ich heftig husten musste. Felix sah mich belustigt an. „Grins nicht so, meine Lunge ist sowas nicht mehr gewohnt." verteidigte ich mich. „Willst du auch?"
Er überlegte kurz, dann nahm er mir den Joint aus der Hand und betrachtete ihn. „Eigentlich hab' ich mir mal geschworen, das Zeug nicht mehr anzurühren."
„Wenn du nicht willst, dann gib ihn mir wieder." sprach ich und griff nach seiner Hand, ehe er diese zurück zog. „Ich hab nicht gesagt, dass ich nicht will." lachte er und nahm ebenfalls einen großen Zug. Wir setzten uns neben Tommi, dessen Freund mittlerweile wieder rein gegangen war und teilten uns den Rest des Joints auf.
„Denkt ihr, es gibt noch andere Universen, in denen es exakte Kopien von uns gibt, die aber ein völlig anderes Leben führen als wir hier?" fragte Tommi nach kurzer Zeit, als er in den Himmel schaute und Felix fing an zu lachen. „Dicker, du solltest weniger von dem Zeug rauchen."
Wird das hier jetzt ein typisches Kiffer-Gespräch?" fragte ich.
„Möglich." lachte er. „Aber ernsthaft jetzt. Wenn dem so wäre, wie leben eure Kopien wohl? Haben die ein besseres oder ein schlechteres Leben als ihr?"
„Schätze so wohl als auch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man noch ein besseres Leben führen kann, als ich es jetzt tue." spekulierte Felix. „Obwohl ich schon echt n' nices Leben hab. Aber geht immer besser, denke ich."
„Aber auch deutlich schlechter." machte ich klar und deutete auf seine goldene Rolex am Arm.
„Klar." erwiderte Felix in seiner typischen Art. „Wahrscheinlich gibt es in irgendeinem Universum einen Felix, der damals tatsächlich die Ausbildung als Sport und Fitnesskaufmann in dieser ranzigen Fitnesskette angefangen hat. Und ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte: der hat keene Rolex." lachte er und Tommi und ich stimmten mit ein.
Ich dachte über die Theorie nach und über die Frage, was meine Kopien wohl für Leben führten und ob deren Leben besser wären als meins. Obwohl in meinem Leben so einiges schief lief, kam ich letztendlich zu dem Entschluss, dass ich kein anderes Leben hätte führen wollen. Denn all das hatte mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute war und ich würde hier jetzt nicht mit den beiden Chaoten sitzen, wenn etwas davon anders gelaufen wäre. Vielleicht sollte ich aufhören, meiner Mutter vorzuwerfen, was sie damals getan hat. Oder nicht getan hat. Denn letzten Endes war das alles zu irgendwas gut. Und wenn's nur meiner Entwicklung diente. Ich schaute zu Felix, der neben mir saß und herzlich über einen von Tommis dummen Witzen lachte und ich verspürte plötzlich Freude bei dem Gedanken daran, dass meine Mutter ihn kennenlernen würde. Er war perfekt. Perfekt für mich. Und das sollte sie sehen. Sie sollte sehen, wie glücklich ich mit ihm war und dass sich mein Leben zum positiven gewendet hatte, nach all dem mit Marco.
„Hey Schatz?" ich legte meine Hand auf Felix' Bein.
„Ja?" fragte er, ganz außer Atem vor lauter Lachen. „Ich möchte, dass meine Mutter dich kennenlernt."
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Alles albern (Felix Lobrecht)
Fanfiction[...] Ich seufzte und wollte, ohne mich um zu sehen, auf die andere Straßenseite wechseln, als mich plötzlich ein Auto anhupte und mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor mir zum stehen kam. „Hey, pass doch auf!" rief ich erschrocken. „Samma?! D...