Das werden wir ja sehen

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Ein paar Tage später

„Ist DAS die Freundin von Felix Lobrecht? Schon in der letzten Folge seines Podcasts ‚Gemischtes Hack' erwähnte der erfolgreiche Comedian eine Frau namens Liv, welche ihm in seinem Hotelzimmer Tee reichte. Nun haben wir sie vielleicht in seiner aktuellen Instagram Story entdeckt. Felix zeigt dort den „unglamourösen Backstagebereich" wie er selber sagt. Zu sehen ist dort unter anderem auch eine unbekannte, junge Frau, die auf einem kleinen Ledersofa sitzt und freudig von ihrem Handy hochschaut als der Berliner sie mit ‚ey Püppi!' anspricht. (Siehe Video unten) Insidern zufolge sollen er und die hübsche Unbekannte schon des Öfteren zusammen gesehen worden sein. Eigentlich war Felix Lobrecht, was seinen Beziehungsstatus angeht, immer sehr verschlossen. Allerdings sprechen die Indizien deutlich dafür, dass er eine Freundin hat. Sollten die Gerüchte stimmen, wünschen wir den beiden alles Gute!"
las ich den Artikel vor, den Toni mir schickte. „Das ist aber nett von denen." lachte ich.
„Was genau? Das sie uns Glück wünschen oder dass sie dich als ‚hübsch' beschrieben haben." amüsierte sich Felix, der sich grade ein Outfit für Tommis Geburtstagsparty raussuchte.
„Beides." antwortete ich. „Wusste gar nicht, dass die Presse so auf dich abgeht." ich zog mir den letzten Strich meines Eyeliners nach.
„Tut sie auch eigentlich nicht. Nicht so krass wie bei anderen..." er überlegte, welche Bezeichnung er verwenden sollte „... bekannten Persönlichkeiten."
„Kannst dich ruhig als Promi bezeichnen." lachte ich. „Bist du ja."
„Ich fühle mich aber nicht so. Ich habe außerhalb meines Jobs nichts mit irgendwelchen ‚Promis' zutun. Hänge immer noch mit den selben, ‚normalen' Leuten rum, weißt du ja." er sah zu mir rüber und ich nickte.
„Ich gebe denen auch normalerweise kein Futter für irgendwelche Stories. Nix privates, was ich nicht sowieso im Podcast erzähle. Deswegen springen sie jetzt wahrscheinlich so auf dich an."
„Das wird der Grund sein." bestätigte ich ihm. „Das und der Fakt, dass es hunderte von Frauen natürlich brennend interessieren wird, dass dieser gut aussehende Mann hier jetzt vergeben ist." sprach ich, als ich auf ihn zu ging und meine Finger über seinen nackten Oberkörper fahren lies. Sein Blick folgte meinen Berührungen. „Jede dieser Frauen würde dafür töten, dich so berühren zu dürfen."
Er lachte. „Meinst du, ja?"
„Weiß ich. Ich lese die Kommentare unter deinen Instagramposts." erklärte ich. „Du bist begehrt."
„Klingt, als würde dich das stören." eindringlich sah er mich an.
„Meine Oma hat immer gesagt, von einem schönen Teller isst man nie alleine." nachdenklich zog ich die Muskeln an seinem Bauch nach.
„Du bist aber die Einzige, die von mir isst." sprach er amüsiert. „Um mal bei dem Bild zu bleiben." er legte seine Hand unter mein Kinn und hob meinen Kopf. „Das ist dir klar, oder?" Ich blickte ihm in seine stahlblauen Augen und nickte. „Ich weiß."
„Gut." er neigte seinen Kopf zu mir herunter und küsste mich. „Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch."

„Alles Gute zum Geburtstag, Tommi!" freudig hielt ich ihm unser Geschenk hin, als wir in der Location ankamen und ihn begrüßten.
„Dankeschön. Das wäre aber nicht nötig gewesen. Ist mir eigentlich Geschenk genug, dass ihr es einrichten konntet, zu kommen." freute er sich und drückte mich herzlich. Als er sich Felix zu wandte, hielt der ihm nur die Faust für einen Fistbump entgegen. „Nee komm, es ist mein Geburtstag." widersprach Tommi der Faust und drückte Felix an sich, der dies nur widerwillig zuließ. „Ey jede Begrüßung von dir ist ein einziger MeToo-Skandal." lachte er.
„Du musst auch einfach mal ein bisschen Liebe zulassen." amüsierte sich Tommi. „Wo ist denn Julian?" suchend sah er hinter uns.
„Der ist krank." erklärte ich. „Er lässt dich aber lieb grüßen."
„Ach, das ist ja schade." er blickte zwischen Felix und mir hin und her. „Na gut, kann man nix machen. Hauptsache ihr seid hier. Fühlt euch wie zuhause." wir traten in einen riesigen Raum ein, der mit seichten Lichtern eine gemütliche Atmosphäre schuf. Einige Menschen, die ich nicht kannte, standen verteilt in kleineren Grüppchen zusammen, unterhielten sich und tranken etwas. Im hinteren Bereich war eine leichte Erhöhung aufgebaut, die eine Bühne darstellen sollte, auf der ein Mikrofonständer, ein Bildschirm und mehrere Boxen stand.
„Alter, ist das eine Karaoke Bühne?" lachte ich.
„Klar. Die kommt am Ende des Abends zum Einsatz. Wenn alle schon so betrunken sind, dass sie jegliche Würde verlieren." erklärte Tommi freudig. Mit einem vielsagenden Grinsen und einem schiefen Blick sah ich zu Felix.
„Vergiss es. So viel kann ich gar nicht saufen, dass ich da rauf gehe." machte er sofort klar.
„Das werden wir ja sehen." murmelte ich und rieb mir in Gedanken schon die Hände.

„Und dann habe ich was Kleines im Augenwinkel anlaufen gesehen und dachte, es wäre mein Patenkind, drehe mich um und will ihn erschrecken, mache „Buh!" und dann war das gar nicht mein Patenkind, sondern ein kleinwüchsiger Mann. Ich habe einfach einen fremden, kleinwüchsigen Mann erschreckt." erzählte mir Tommi voller Scham, als wir mit unseren Getränken an einem großen Stehtisch standen. Ich musste laut anfangen zu lachen und kriegte mich kaum noch ein. „Warum passieren dir immer solche Sachen?" fragte ich während ich dabei war, meinen Atem zu kontrollieren.
„Ich weiß es nicht." lachte er beschämt. „Ich hab' so'n Talent dafür irgendwie."
„Ich merke das schon. Was hast du dann gemacht?"
„Ich habe mich natürlich mega oft entschuldigt und der Mann hat mich einfach nur total verwirrt angeschaut und ist dann weiter gegangen." erzählte er weiter.
„Das ist mit Abstand die lustigste Geschichte, die ich jemals gehört habe." lachte ich.
„Ja so im Nachhinein fand ich's auch lustig, in dem Moment war's mir nur super unangenehm." sprach er und nippte an seinem Glas.
„Ich wäre im Erdboden versunken." erwiderte ich und nahm ebenfalls ein Schluck meines Vodka Lemons. „Hey, Felix ist schon ganz schön lange auf der Toilette." suchend blickte ich durch den Raum und erkannte dann, dass er vor der Tür zu den Toiletten mit einer, mir fremden, Frau redete. Mein Magen zog sich zusammen. Ohne es zu wollen, spürte ich jedes Mal, wenn ich ihn mit einer anderen Frau sah, einen Groll in mir. Ich vertraute ihm. Wirklich. Aber ich war auch nicht blöd. Ich erkannte die Blicke und die Gestik der Frauen, wenn sie mit ihm sprachen. Die weiten Augen, das ‚Haare hinter die Ohren streifen', das dämliche, übertriebene Lachen, wenn er etwas erzählte. Man brauchte mir nichts vor machen. Ich erkannte sofort, was diese Frauen von ihm wollten und irgendwie machte es mich sauer, dass er das anscheinend nicht erkannte. Oder es einfach ignorierte, was ich sogar noch schlimmer fand.

Alles albern (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt