Alles albern

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Seine blauen Augen funkelten mich erwartungsvoll an. „Willst du mich abwerben?" fragte ich überrascht.
„Wäre jetzt so mein Plan gewesen, ja." antwortete er und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.
„Und was mache ich in den Zeiten, in denen du nicht auf Tour bist?" fragte ich.
„Kommt ja nicht so häufig vor, dass ich nicht unterwegs bin. Aber ich dachte mir, dass du in der Zeit Julian ein bisschen unter die Arme greifen könntest. Du machst sowieso schon viel mehr, als eigentlich dein Job ist."
„Hm." nachdenklich trank ich einen Schluck.
„Du musst nicht, wenn du nicht willst. Ich dachte nur, es würde passen, dass du und ich weiterhin zusammen arbeiten."
Recht hatte er. Und insgeheim hatte ich auch gehofft, dass er das Thema mal ansprechen würde, aber das es nun so greifbar war, überforderte mich dennoch ein wenig.
„Überleg' es dir einfach. Du musst das nicht sofort entscheiden." sprach er und wuschelte mit seiner Hand über meinen Kopf. „Ich gehe erstmal duschen und dann müssen wir auch gleich schon los zur Venue." erklärte er. „Okay?"
„Mhm." ich nickte. Er stand auf, stellte seine Tasse auf den Tisch und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Nicht mehr für Herrn Bolters arbeiten zu müssen gab mir ein gutes Gefühl. Nie wieder unausstehlichen Promis den Hintern pudern zu müssen war wie Musik in meinen Ohren. Allerdings gäbe es ein echtes Problem, wenn das zwischen mir und Felix irgendwann nicht mehr funktionieren würde. Ich meine, Beziehungs- und Arbeitstechnisch. Natürlich wünschte ich mir nichts mehr, als dass das mit uns ewig hielt, aber sehen wir das ganze mal realistisch: Welche Beziehung hielt heutzutage noch für immer?
Ich lehnte mich zurück und versank in den riesigen Kissen auf Felix' Couch.
Andererseits war ich großer Verfechter des Gedanken, dass Beziehungen sehr wohl lange halten können. Man musste nur immer wieder dafür kämpfen, wenn es mal schwierig werden sollte. Und zum jetzigen Zeitpunkt würde ich immer wieder für diesen Mann kämpfen. Mit jeder Faser meines Körpers.

„Soweit alles klar hier?" fragte Julian mich, als ich die Scheinwerfer der Bühne kontrollierte.
„Alles bestens. Sollte nichts schief gehen." antwortete ich und stieg von der Leiter.
„Na hoffentlich." lachte er. „Hat Felix dich schon gefragt?"
„Mich was gefragt?" verwirrt sah ich ihn an.
„Ob du weiterhin mit uns arbeitest."
„Ah." jetzt wusste ich, worauf er hinaus wollte. „Ja, hat er."
„Und?" neugierig sah er mich an. Ich sah mich um, um mich zu vergewissern, dass Felix außer Hörweite war. „Ich bleibe bei euch. Aber pscht! Ich hab's Felix noch nicht gesagt." flüsterte ich.
„Gott sei Dank." sprach er erleichtert und fiel mir um den Hals. „Wenn ich noch einen einzigen Rider in meinem Leben schreiben müsste, würde ich mich umbringen." Ich lachte und erwiderte seine Umarmung.
„Hey, ich habe hier jemanden mit gebracht." rief Felix uns zu. Ich drehte mich um und ein Strahlen legte sich auf meine Lippen.
„Toni!" rief ich freudig. „Was machst du denn hier?"
„Dein Freund hat mich eingeladen." antwortete er.
„Ich dachte, wenn heute all meine Freunde und meine Familie kommen, sollte Toni auch nicht fehlen." erklärte Felix.
Gerührt von seiner Geste legte ich meine Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss. „Du bist ein Schatz."
„Ich habe dir übrigens auch einen Platz bei meiner Familie frei gehalten." informierte er mich. „Wird Zeit, dass du die Show mal richtig siehst und nicht immer nur hinter der Bühne zuschaust."
„Ich freue mich." sprach ich dankbar und lächelte ihn an.

Als der Einlass so gut wie durch war, prüfte ich noch einmal alle wichtigen Kabel.
„Es wird schon nichts schief gehen. Jetzt entspann dich und setz dich nach vorne." befahl Felix mir. „Du machst mich ganz nervös."
„Heute muss alles perfekt sein. Alle sind hier. Ich - „
„Baby." unterbrach er mich, legte seine Hände auf meine Schultern und zwang mich, ihn an zu sehen. „Es ist alles perfekt." sprach er mir gut zu. „Es wird schon nichts passieren und wenn doch, kommst du halt einfach schnell nach hinten und regelst das. So wie du immer alles regelst, okay?"
Ich nickte langsam und atmete tief durch. „Jetzt geh. Ich will dich hier nicht mehr sehen." lachte er, drehte mich in Richtung der kleinen Treppe neben der Bühne und gab mir einen leichten Schubs.
Ich sah durch die riesige Menge, die darauf wartete, dass Felix auf die Bühne kommt. Ganz vorne saßen Fränki, Heike, Sophie und Toni, eine Reihe weiter hinten konnte ich unter anderem José erkennen, der mich verschmitzt anlächelte. Ich setzte mich neben meinen besten Freund. Nach all den Monaten, in denen ich das Programm schon mindestens 40 Mal von hinter der Bühne aus geschaut hatte, war es doch nochmal ein ganz anderes Gefühl jetzt hier vorne zu sitzen und die Bühne aus dieser Perspektive zu sehen. „Hängt dir das nicht so langsam zum Hals raus? Jeden Abend die selben Witze zu hören?" fragte Toni flüsternd.
„Nein. Niemals." antwortete ich lächelnd ohne groß darüber nachzudenken. All das hier würde mir niemals zum Hals raushängen. Felix könnte mir immer wieder die selben dummen Bits erzählen und ich würde davon niemals genug bekommen.

Nach der Show ging ich samt Lobrecht Familie und Felix' Freunden zu Felix hinter die Bühne, der schon auf dieser von Julian mit Champagner überschüttet wurde.
„Du stinkst ein bisschen." lachte ich, als er mich für einen Kuss in seine Arme zog. „Herzlichen Glückwunsch zum Tourabschluss."
„Danke. Ohne dich wäre das alles nur halb so gut geworden." sprach er und lächelte mir dankbar zu. Er begrüßte und umarmte den Rest der Meute, ehe er sich wieder mir zuwandte.
„Ich schulde dir noch eine Antwort auf die Frage, ob ich weiter für dich arbeiten möchte."
Erwartungsvoll sah er mich an.
„Ich bleibe." sprach ich und er nahm mich freudig in seine Arme.
„Ich liebe dich." flüsterte er mir zu.
„Ich liebe dich auch." antwortete ich ebenso leise und er drückte mich noch fester an sich.
„Ey, weniger kuscheln mehr saufen." drang Julian zwischen uns und hielt uns beiden ein Glas Champagner hin. Felix lächelte mir entschuldigend zu, nahm das Glas und bat jeden um seine Aufmerksamkeit.
Während er so da stand und noch eine kleine Rede darüber hielt, wie dankbar er jedem einzelnen dafür war, dass sie gekommen waren, beobachtete ich ihn und verlor mich selber in Gedanken. Die letzten Monate waren die intensivsten, verrücktesten und schönsten Monate meines Lebens. Es war nicht die typische Liebesgeschichte, wie man sie aus Filmen so kennt. Der Anfang unserer Geschichte war holprig. Und auch zwischendurch lief nicht immer alles glatt. Aber dieser Mann hatte mein komplettes Leben verändert. Er hatte meine Sicht auf so viele Dinge verändert. Er hatte mich verändert. Und ich hätte ihm dafür nicht dankbarer sein können. Selbst wenn das „Wir", dass wir uns grade auf bauten, nicht für immer sein sollte, werde ich ihm dafür auf ewig dankbar sein.

Ach, und bevor ich es vergesse, denkt daran: im Endeffekt ist doch eh alles albern.

Freunde! Ihr könnt euch wahrscheinlich schon denken, worauf dieses Kapitel hinaus gelaufen ist. Richtig, das ist das Ende. Ich habe fertig. :D einige von euch wird das jetzt schockieren, vor allem weil ich die ganze Zeit nichts gesagt habe, aber ich hatte dieses Ende schon eine ganze Weile im Kopf. Man sollte aufhören, wenn's am schönsten ist und ich will die Kuh auch nicht melken, bis sie tot umfällt. Es war mir ein innerliches Blumen pflücken mit euch. Vielen, vielen Dank für die krasse Resonanz zu dieser Geschichte, wirklich. Ihr habt mir mit euren Sternchen und Kommentaren immer wieder Motivation gegeben, das Ding hier weiter zu schreiben. Es freut mich total, dass euch die Geschichte so gefallen hat. Vielleicht kommt irgendwann noch mal was neues von mir, aber erstmal brauche ich eine Pause. Ich bin kreativ absolut ausgelaugt.
Macht's gut und seid lieb zueinander ❤️

Alles albern (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt