Zur Feier des Tages

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Die Wohnung wurde von mehreren großen Männern mit dunklen Haaren und dunklem Teint und zwei deutsch-aussehenden Typen gestürmt.
„Alles Gute, Dicker." begrüßten die Männer Felix nacheinander mit einem typischen Berliner Check.
„Ich hab uns was richtig leckeres besorgt. Zur Feier des Tages." einer der Männer hob eine riesige Havannaflasche hoch. „Hola, ricura! Wer bist du denn?" überrascht blickte er zu mir rüber.
„Hi, ich bin Olivia." stellte ich mich kleinlaut vor. Die plötzlich aufkommende, geballte Männlichkeit in dieser Wohnung verunsicherte mich etwas.
„Qué niña más bonita! Flipse, man! Hast gar nichts von ihr erzählt!" rief der Typ Felix' zu, der noch in der Tür stand. „Bist du seine Begleitung für den heutigen Abend?" fragte er.
„Ja." antwortete ich und lächelte Felix zu, der ebenfalls lächelte.
„Ich bin José." sprach er und gab mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Hand.
„Man Dicker, lass sie doch ma' jetzt. Du überforderst sie total mit deinem komischen Latinozeugs." sprach Julian, lachte und begrüßte ihn ebenfalls.
„Ick hab mich doch bloß vorjestellt." erklärte sich José und hob unschuldig die Hände nach oben.
„Okay Jungs, es wäre echt geil, wenn ihr einfach weiter in's Wohnzimmer gehen würdet. Ick frier' mir hier an der Tür die Eier ab." beschwerte sich Felix über den komplett überfüllten Flur.
Im Wohnzimmer lief bereits seine Playlist. Schnell füllten sich die ersten Gläser und ich beobachtete das bunte Treiben.
„Du siehst ein bisschen überfordert aus." lachte Sophie, die sich neben mich stellte. „Keine Sorge, meine Mädels kommen auch gleich. Dann sind die Geschlechter hier wieder gerecht verteilt und du musst dich nicht unter die Jungs mischen."
„Ach, damit habe ich gar nicht so ein großes Problem. Ich bin nur überrascht. Die sehen alle aus wie die größten Gangster, aber bisher waren alle super nett zu mir." gab ich überrascht zu.
„Sind sie auch." bestätigte sie. „Kann ich dich mal was fragen?"
„Klar, schieß los." antwortete ich.
„Was ist das zwischen dir und meinem Bruder? Ist es was ernstes?"
Ich räusperte mich. Die Frage überforderte mich etwas. Ich schaute zu Felix rüber, der mit José grade anstieß. „So genau weiß ich das nicht." antwortete ich ehrlich.
Sophie lachte. „bist du verliebt in ihn?"
Ein unmerkliches Schmunzeln legte sich auf meine Lippen.
„Danke, das reicht mir als Antwort."
„Ich hab' doch gar nichts gesagt." sprach ich verwundert.
„Eben." lächelte sie mich an.
„Weißt du mehr als ich weiß?" lachte ich. Sie holte Luft um zu antworten, wurde dann aber von ein paar Mädels unterbrochen, die das Zimmer betraten. „Wir kriegen Verstärkung." freute sie sich und die Gruppe kam auf uns zu.
Die 4 Mädels begrüßten erst Sophie, dann mich.
„Ein neues Gesicht?" fragte mich eines der Mädchen und musterte mich von oben bis unten. Ihr Blick ließ mich unwohl fühlen.
„Sei nett." ermahnte Sophie sie.
„Alter man, was soll der Scheiß?" kam Felix mit finsterer Miene auf uns zu. „Ich hab' dir gesagt, du bist nicht willkommen." er sprach direkt zu dem braunhaarigen Mädchen, welches mich abwertend ansah.
„Sophie hat mich eingeladen." verteidigte sie sich.
„Das hier ist aber nicht Sophies Wohnung sondern meine und ich will dich hier nicht haben." Felix' Stimme wurde immer aggressiver.
„Das sah vor zwei Tagen aber noch anders aus." gab sie zurück und ich sah ihn fragend an.
„Ich hab mich deiner Perle noch gar nicht vorgestellt." sie drehte sich erneut zu mir. „Hi, ich bin Melissa." mit einem unehrlichen Lächeln sah sie mich an.
Melissa? Wie in „Felix' Exfreundin-Melissa"?
„Verpiss dich jetzt!" seine Augen leuchteten vor Wut.
Melissa sah mich eindringlich an. „Hey, nur damit du's weißt, er hat mich vor zwei Tagen noch gefickt. Du kannst ihm nicht trauen. Wer einmal fremd geht, wird das immer wieder tun. Gut gemeinter Rat von mir." sie zwinkerte mir zu. „Wir sehen uns, Sophie." verabschiedete sie sich und verließ die Wohnung. Ungläubig sah ich Felix an. „Stimmt es, was sie sagt?"
Er seufzte. „Olivia, hör mir zu." begann er.
„Nein. Ich will nur wissen, ob es stimmt. Warst du mit ihr, nach dem wir Kekse gebacken haben? Musstest du deswegen so plötzlich weg?"
„Ja, aber es ist anders als du denkst." gab er zu. „Ich-„
„Alles klar. Weißt du was, wir sind hier fertig." sprach ich und lief schnellen Schrittes durch die Menge in den Flur.
„Olivia, warte!" rief er mir hinterher.
„Nein! Ich war an diesem Abend noch bei dir! Hast du dich gut gefühlt? War es ein Egoboost zwei Frauen an einem Abend zu vögeln?" schrie ich ihn an.
„Nein!" schrie er zurück. „Ich wollte ihr klar machen, dass sie aufhören soll, mich ständig anzurufen."
„Oh toll!" Ich klatschte Beifall. „Sie zu ficken ist ne super Art, ihr das klar zu machen." ich schnappte meine Jacke und meine Tasche und öffnete die Wohnungstür.
„Bitte, geh nicht." flehte er mich an. „Was ist mit deinem Geschenk?"
„Ich scheiß auf dein Geschenk! Ich scheiß auf dich! Ich bin raus!" mit diesen Worten knallte ich die Tür hinter mir zu und lief so schnell ich konnte die Treppen nach unten, auf die Straße und nach Hause.

Alles albern (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt