Liv's Sicht
Als Felix die Tür zum Badezimmer hinter sich schloß, ließ ich mich seufzend zurück in's Bett fallen. Warum war das alles so schwer? So kompliziert? Am liebsten hätte ich mich einfach wieder zurück in seine Arme gelegt. Am besten für immer. Es tat weh, in seiner Nähe zu sein und es tat weh, von ihm getrennt zu sein. Also was sollte ich tun? Bei ihm zu sein schürte nur Hoffnung und Hoffnung führte unweigerlich dazu, dass man enttäuscht wird. Verstand er das nicht? Wahrscheinlich nicht. Wie sollte er auch? Er wurde ja nicht enttäuscht, nicht verletzt. Er war der Täter, nicht das Opfer.
Nach einiger Zeit überließ Felix mir das Bad. Ich machte mich frisch, zog mich an und packte alle meine Klamotten und Kleinigkeiten zurück in den Koffer. Dabei fiel mein Blick erneut auf den Teddy, der mich mit Kulleraugen anblickte. „Guck mich nicht so an." murmelte ich und betätigte den Reißverschluss.
„Hast du was gesagt?" fragte Felix und sah zu mir hoch, als er ebenfalls seinen Koffer schloß.
„Nein, alles gut." antwortete ich. „Ich gehe schon mal runter und warte draußen."Die Fahrt nach Münster fühlte sich wie eine Ewigkeit an, was nicht daran lag, das Julian sonderlich langsam fuhr, ganz im Gegenteil. Es lag eher daran, dass weder Musik gespielt wurde, noch sprach einer der beiden auch nur ein Wort. Das Felix auch gerne mal stundenlang nichts sagte, kannte ich schon, aber Julian war eigentlich immer recht gesprächig. Sowieso war die Stimmung sehr gedrückt, ich konnte allerdings nicht ausmachen, warum. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke und eben so langer unerträglicher Stille steckte ich mir meine AirPods in die Ohren und spielte einen meiner liebsten True-Crime Podcasts ab, bis wir endlich ankamen.
„Hier." sprach Julian und hielt mir eine Zimmerkarte hin, als er vom Empfang des Hotels zurück trat. „dein eigenes Zimmer."
„Danke." entgegnete ich und sah zu Felix rüber, der mich nur emotionslos anstarrte. „Wir sehen uns dann später." verabschiedete ich mich von beiden und suchte mein Zimmer auf.
13:47 Uhr. Die Uhr rechts über dem kleinen Tisch tickte laut, als ich meine Koffer abstellte und mich auf's Bett setzte. Ich war müde. Die letzte Nacht war viel zu kurz, also entschied ich mich dazu, noch ein kleines Nickerchen zu machen, ehe ich später wieder arbeiten musste. Es dauerte eine Weile bis ich einschlief und ich träumte wirres, zusammenhangloses Zeug. Alle 5 Minuten wachte ich auf und mein Herz schlug so schnell, dass es mir fast aus der Brust sprang. Als ich irgendwann wieder auf die Uhr sah, zeigte sie 16:57 Uhr an. Ich atmete schwer aus. Ich fühlte mich noch geräderter als vorher und schwor mir, mich mal über Beruhigungstabletten schlau zu machen. Das konnte ja nicht ewig so weiter gehen. Völlig erschöpft saß ich wenig später in der Lobby des Hotels und wartete auf Felix und Julian, um mit ihnen zur Venue zu fahren.
„Hey Liv." begrüßten mich Kawus und Becci freudig, als sie auf mich zu kamen. „Du fährst heute ausnahmsweise bei uns mit. Die Jungs sind schon los." erklärte Becci und ich sah sie fragend an.
„Sind sie ohne mich gefahren?"
„Sie sind noch bei ihren Großeltern gewesen und der Veranstaltungsort liegt auf dem Weg." sprach sie und ich atmete erleichtert auf. Ich dachte schon, sie würden jetzt gar nicht mehr mit mir reden wollen. Was nach der stillen Autofahrt hier her auch denkbar gewesen wäre.
Ich fuhr also mit den beiden zusammen zur Venue und als ich in die Halle trat, hörte ich schon Felix Stimme. „Das ist doch scheiße, Julian!" beschwerte er sich lautstark. „Es kann doch nicht sein, dass seit Wochen bei jeder beschissenen Show dieses beschissene Mikrofon nicht richtig funktioniert."
Ah, wieder das Mikrofon-Problem. Immer mal wieder gab es während der Shows ein leises, aber störendes Piepsen von sich, welches Felix jedes Mal zur Weißglut brachte. Ich merkte, dass die Gemüter erhitzt waren und blieb hinter der Bühne stehen.
„Ja, was soll ich jetzt machen?" fragte Julian, der sichtlich angepisst war. „Soll ich dem großen Felix Lobrecht ein neues Mikrofon herzaubern?"
„Wenn du ein Mal tun würdest, was man dir aufträgt, hätte ich schon längst ein neues!" fuhr Felix seinen Bruder weiter an. „Ich hab' keinen Bock mehr auf diese Pisse. Sag die Show ab, Alter. Sag alle Shows ab! Ist doch alles beknackt hier." er warf das Mikrofon mit einem lauten Knall auf die Bühne.
„Wenn du nicht jedes Mal das Mikro auf die Bühne pfeffern würdest, würde es vielleicht auch nicht so schnell kaputt gehen, du Vogel." erwiderte Julian.
„Ich pfeffer' dir die Scheiße gleich an den Kopf! Ich mein's ernst, Julian. Ich trete hier heute nicht auf." bockig drehte er sich um, auf den Weg, die Bühne zu verlassen und auf mich zu zu kommen. „Komm erstmal klar, man!" rief Julian ihm zu und ohne sich zu ihm umzudrehen, zeigte Felix ihm den Mittelfinger, bevor er die Bühne herunter stampfte und an mir vorbei lief.
Vorsichtig betrat ich die Bühne, nicht ganz sicher ob Julian seinem Ärger gleich noch einmal Luft machen und ich zur Zielscheibe werden würde. „Alles okay hier?"
„Ach, der dreht schon wieder durch." genervt hob er das Mikrofon vom Boden auf.
„Nur wegen dem blöden Ding?" Klar, Felix war aufbrausend und manchmal auch ein bisschen cholerisch, aber er würde doch niemals ernsthaft eine Show absagen wollen, nur wegen so einer Kleinigkeit.
„Ist egal. Der kriegt sich schon wieder ein." antwortete er.
„Das sah aber nicht so aus. So habe ich ihn noch nie erlebt. Ich werde mal mit ihm reden."
Julian sah mich resigniert an. Er wusste, dass er mich nicht von meinem Vorhaben abhalten konnte, versuchte es aber trotzdem. „Lass ihn. In solchen Momenten muss er einfach alleine sein."
„Ich werde ihn nicht alleine lassen." machte ich klar „ich versuche, ihn zu beruhigen." Er
hielt seinen Arm so, als wolle er mir den Weg deuten. „Dann Bitteschön."
Entschlossen lief ich Felix hinterher. Es dauerte ein bisschen, bis ich die Tür zu seinem Raum fand und als ich klopfte, erhielt ich keine Antwort. Ich klopfte nochmal. Wieder nichts. Ohne Einwilligung öffnete ich die Tür und trat vorsichtig hinein.
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Alles albern (Felix Lobrecht)
Fanfiction[...] Ich seufzte und wollte, ohne mich um zu sehen, auf die andere Straßenseite wechseln, als mich plötzlich ein Auto anhupte und mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor mir zum stehen kam. „Hey, pass doch auf!" rief ich erschrocken. „Samma?! D...