Das Klicken des Schlosses signalisierte mir, dass die Tür geöffnet war. Ich trat in's Hotelzimmer, während Felix, nur in Boxershorts bekleidet, in seinem Koffer kramte. „Hast du dich im Zimmer geirrt? Wolltest du nicht mit Julian die ‚gute alte Zeit' wieder aufleben lassen?" fragte er mit sarkastischem Unterton.
„Wollte ich, aber dann ist mir eingefallen, dass ich sowas wie Anstand besitze. Im Gegensatz zu anderen Menschen." erwiderte ich scharf und stellte einen meiner zwei Koffer bei Seite. Den anderen legte ich auf den Boden und öffnete ihn, um meinen Kulturbeutel heraus zu holen. „Hast du nichts zum anziehen oder wieso läufst du hier halb nackt rum?"
„Stört dich das?" fragte Felix belustigt. „Ich kann die hier auch noch ausziehen, wenn dir das lieber ist." er zupfte einmal kurz an seiner Boxershorts und sah mich provozierend an. Ich musste kurz heftig schlucken, bevor ich antworten konnte. „Du solltest echt lernen, deine Klamotten anzubehalten. So wäre uns einiges erspart geblieben."
„Da hast du wohl Recht." gab er zu und schlüpfte in eine frische Jeans.
Wie sagt man so schön? Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.
Sein Blick fiel auf meinen geöffneten Koffer und dem Teddybären darin.
„Du hast es geöffnet." bemerkte er.
„Hm?"
„Dein Weihnachtsgeschenk." er deutete auf den Bären.
„Oh." mit einem gekonnten Kick lies ich den Deckel des Koffers hinunter fallen. „Den hab ich mit genommen, um ihn in der Ostsee zu versenken."
„Das wird nicht funktionieren, Bären können schwimmen." entgegnete er und ich konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. „Nicht, wenn ich ihm einen Stein an die Pfote binde."
Er öffnete meinen Koffer, nahm den Teddy heraus und hielt ihn vor mich.
„Schau ihm in die Augen und sag das nochmal." die braunen, gläsernen Augen blickten mich groß an. Ich schaute zurück in Felix' Gesicht, der mir einen ähnlichen Blick zu warf und mich angrinste. Die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten Breakdance.
„Hör auf damit." sprach ich, genervt von dem Gefühl, dass er noch immer in mir auslöste und drückte seine Hand herunter. Das Grinsen in seinem Gesicht verschwand. „Womit aufhören?" fragte er.
„So zu tun, als wäre nichts passiert." erwiderte ich.
„Dann gib mir die Chance, mich zu erklären."
„Was willst du da erklären? Du hast mit deiner Exfreundin geschlafen." machte ich klar. „Egal wie du es drehst und wendest, das ist einfach Fakt."
„Das bestreite ich auch gar nicht." begann er. „Sie war bei mir und wollte ein abschließendes Gespräch. Plötzlich fing sie damit an, dass es ein Fehler war, sich von mir zu trennen und das sie mich vermisst. Man, keine Ahnung, dann isses irgendwie einfach so passiert." schuldig blickte er zu Boden. „Ich hab' mich so schlecht gefühlt, man. Hab gemerkt, dass da wirklich nichts mehr für sie ist, also keine Gefühle, und hab sie raus geschmissen."
„Du musstest also erst mit ihr schlafen um zu merken, dass du eigentlich mich liebst?" fragte ich mit sarkastischem Unterton.
„Alter, du verdrehst mir die Worte im Mund." er verdrehte die Augen.
„Das war im Grunde genau das, was du gesagt hast." erklärte ich mich.
„Nein, war es nicht. Du verstehst nur, was du verstehen möchtest." gab er verzweifelt zurück.
„Dann sag mir in einfachen Worten, was du mir sagen möchtest!" fuhr ich ihn an.
„Ich liebe dich!" fauchte er. Einen Moment lang war es still und wir starrten uns einfach nur an, bis ich meine Stimme wieder fand. „Ich kann dir nicht mehr vertrauen. Wie kann ich mir sicher sein, dass sowas nicht irgendwann wieder passiert?"
„Kannst du nicht, aber -„ begann er, doch ich unterbrach ihn direkt.
„Ganz genau. Kann ich nicht. Das ist das Problem." gab ich enttäuscht zurück.
„Ich würde dir niemals wehtun." beteuerte er und kam mir näher.
„Das hast du schon." blockte ich ihn ab. „Nochmal lasse ich das nicht zu."
„Du bist so stur." sprach er und ich sah ihn mit ungläubig an. „Wie bitte?"
„Du hast mich schon verstanden. Ich habe einen Fehler gemacht, ja. Aber du gibst mir ja nicht mal die Chance, es wieder gut zu machen."
Sprachlos stand ich da. Was führten wir hier eigentlich für eine sinnlose Diskussion? Er verstand mich nicht, ich verstand ihn nicht. Das führte zu nichts.
„Weißt du was? Lassen wir das einfach. Wir hatten eine schöne Zeit, die jetzt vorbei ist. Punkt. Aus. Ende."
Felix fuhr sich verzweifelt durch sein Gesicht und seine Haare. „Ja, komm. Wenn es das ist, was du willst. Bitteschön."
„Ja, das will ich." erwiderte ich.
„Gut." gab er zurück.
„Gut." sprach ich ihm nach. Dann nahm er sich seinen Kulturbeutel und ging in's Bad, während ich mich erschöpft auf's Bett fallen lies.
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Alles albern (Felix Lobrecht)
Fanfiction[...] Ich seufzte und wollte, ohne mich um zu sehen, auf die andere Straßenseite wechseln, als mich plötzlich ein Auto anhupte und mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor mir zum stehen kam. „Hey, pass doch auf!" rief ich erschrocken. „Samma?! D...