Felix' Sicht
Ich ging von der Bühne runter in den Backstage, um mich umzuziehen, als Julian und Olivia aus einer Tür vor mir heraus kamen. Sie schloß grade den letzten Knopf ihrer Bluse und mein Bruder grinste mich dumm an. „Wird das hier jetzt zur Gewohnheit?" fragte ich die beiden sauer. „Ihr sollt arbeiten. Ich bezahle euch nicht für's bumsen."
„Sorry, Bruder." antwortete Julian, immer noch grinsend.
„Nee, nix ‚Sorry Bruder'. Ich mein's ernst. Ich kann mir auch einen neuen Tourmanager suchen. Einen, der nicht meine Angestellten knallt."
Das Grinsen verließ sein Gesicht. „Dein Ernst?" fragte er.
„Ja, mein Ernst. Nur weil du mein Bruder bist, kannst du dir nicht alles erlauben. Außerhalb eurer Arbeitszeit kannst du sie ficken, bis sie wund ist, mir egal. Aber nicht während ihr eigentlich beide was zu tun habt." Ich warf beiden einen bösen Blick zu und verschwand in meinem Backstage-Raum.
Ick glaub', ick spinne ey.
Ich schnappte mir meine Zigaretten vom Tisch und schmiss mich auf die Couch.
Die wollen mich doch beide verarschen.
Von wegen „Du hast keine Wirkung auf mich." Ich musste die Kleine nur anfassen und ihr Herz sprang ihr fast aus der Brust. Trotzdem lief sie direkt danach zu meinem Bruder. Was löste das für ein Gefühl in mir aus? War ich sauer? Nein. Es war was anderes. Ich war... eifersüchtig.
Wenn ich ein Feuer in ihr auslöste, sollte ich auch derjenige sein, der es löschte. Nicht Julian.
Gedankenverloren zog ich an meiner Zigarette, als es an der Tür klopfte und Olivia eintrat.
„Kann ich mir dir reden?" fragte sie und sah fast ängstlich aus.
„Komm rein." sprach ich und sie schloß die Tür hinter sich.
„Tut mir leid, was da passiert ist. Es war meine Schuld." entschuldigte sie sich.
„Ich weiß." antwortete ich kalt und sie sah mich verwirrt an.
„Dachtest du wirklich, ich merke nicht, wie du unter meinen Berührungen reagierst?" fragte ich grade heraus und sie sah zu Boden.
„Du hättest auch mich mitnehmen können um ‚das Problem im Backstage' zu beseitigen. Ich bin sicher, ich hätte dir helfen können." ich versuchte, sie aus der Reserve zu locken.
„Wie meinst du das?" fragte sie und sah mich mit unsicherem Blick an.
„Du weißt genau, wie ich das meine." ihre Befangenheit amüsierte mich.
„Sei einfach nicht sauer auf Julian, okay? Wenn du sauer auf jemanden sein willst, dann auf mich." lenkte sie ab.
„Mach dir keine Sorgen. Ich kläre das schon mit ihm." machte ich klar. „War's das?"
Sie nickte und wollte grade die Tür öffnen, als ich sie noch einmal ansprach.
„Hey Olivia?" sie sah mich an. „Ja?"
„Ich hoffe, du hattest trotzdem deinen Spaß." zwinkerte ich ihr zu. Sie verdrehte die Augen und verließ den Raum.Kurze Zeit später klopfte es erneut. „Ja?" rief ich.
Julian trat ein und sah mich entschuldigend an. „Sorry, man. Ehrlich." sprach er. „Wenn dich das zwischen Liv und mir so stört, dann beenden wir das. Gar kein Problem."
„Müsst ihr nicht." antwortete ich und nahm einen Schluck aus meinem Kaffeebecher.
„Bist du dir sicher?" mein Bruder sah mich skeptisch an.
„Warum fragst du so komisch?"
„Irgendwas ist da doch zwischen euch." merkte er an.
„Da ist gar nichts." antwortete ich.
„Ach wirklich nicht?"
„Nein. Wirklich nicht." ich sah ihn ernst an.
„Ich glaub' dir kein Wort." lachte er. „Ich sehe doch, wie du sie ansiehst. Es ist okay für mich, wirklich. Das ist nichts ernstes zwischen uns. Wenn du irgendwie Gefühle für sie hast, dann beende ich das sofort."
Ich lachte laut auf. „Gefühle? Nein, ich hab' keine Gefühle für sie. Auf keinen Fall."
„Aha." Julian hob eine Augenbraue. „Na gut. Sollte sich das vielleicht doch irgendwie ändern, sag mir einfach Bescheid."
„Solange ballerst du sie einfach weiter fröhlich durch, oder was?" sprudelte es genervt aus mir heraus.
„Siehst du! Es stört dich! Ich wusste es!" sprach er und zeigte mit dem Finger auf mich.
Ich blieb still und nahm wieder einen Schluck aus meinem Kaffeebecher.
„Ich beende das." machte er klar.
„Mach was du willst." entgegnete ich und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Aber wenn sie kündigt, ziehe ich dich dafür zur Verantwortung."
„Wird sie nicht." beteuerte er und öffnete die Tür. „Sorry, dass ich's nicht eher gecheckt habe." er sah mich mit einem entschuldigenden Blick an und schloß die Tür hinter sich.
Pff, Gefühle. Naja, sollte er denken was er wollte, solange er diese Farce endlich beendete. Das konnte sich ja keiner weiter mit ansehen. War es egoistisch von mir zu wollen, dass Julian das mit Olivia beendet? Möglich. Aber ich konnte den Gedanken daran einfach nicht mehr ertragen, dass er etwas hatte, was ich haben wollte. Sie. Ich wollte sie.
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Alles albern (Felix Lobrecht)
Fanfiction[...] Ich seufzte und wollte, ohne mich um zu sehen, auf die andere Straßenseite wechseln, als mich plötzlich ein Auto anhupte und mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor mir zum stehen kam. „Hey, pass doch auf!" rief ich erschrocken. „Samma?! D...