24. Dezember
„Na, bereit für den Ball, Cinderella?" Toni stand in der Tür meines Zimmers und musterte mich mit einem Schmunzeln.
„Zu viel?" fragte ich und schaute unsicher im Spiegel an mir herunter. Ich trug ein dunkelgrünes Samtkleid, welches mir bis kurz übers Knie ging, dazu schwarze High Heels und filigranen, goldenen Schmuck. Meine Haare hatte ich ausnahmsweise mal geglättet und meine Augen mit Smokey-Eyes betont.
„Kommt drauf an. Gibt's n Dress-Code?" fragte er.
„Nicht das ich wüsste. Ist halt ne Geburtstagsparty. Ich weiß auch nicht, wie seine Freunde so drauf sind, erwarte jetzt aber nicht, dass da alle mit Anzug und Krawatte auftauchen." lachte ich.
„Weißt du was? Scheiß drauf. Du siehst bombastisch aus. Kannst du ja nix für, wenn die da alle underdressed sein werden."
„Hmm. Vielleicht sollte ich einfach..." Ich war grade dabei, meinen Kleiderschrank zu öffnen, als Toni die Schranktür zudrückte.
„Nein, auf keinen Fall! Du wirst keine Jeans und eine langweilige Bluse anziehen. Du bleibst, wie du bist." protestierte er. „Du musst auch mal zeigen, was du hast."
„Okay." sprach ich unsicher.
„Hier." er hielt mir meine schwarze Lederjacke und eine meiner schwarzen Handtaschen entgegen. „Und jetzt hau sie um."
Ich musste lachen. „Danke, du bist der Beste."Ich bog in Felix' Straße ein und suchte die passende Hausnummer. Die Straßen Kreuzbergs waren, bis auf ein paar Junkies die unterwegs waren, leer. An den Fenstern leuchteten Weihnachtssterne und in den Häusern saßen Familien am Esstisch. Als ich vor seinem Haus ankam, zupfte ich noch einmal unsicher an meinem Kleid herum und klingelte schließlich.
Ich hätte mir vielleicht doch einfach eine Jeans anziehen sollen.
Der Summer ertönte, ich drückte die Tür auf und ging die Stufen hoch in's Dachgeschoss.
„Du bist aber pünktlich." sprach Felix, der in seiner Wohnungstür stand und auf mich wartete. Seine Augen blitzten auf, als er mich sah.
„Du sagtest doch 19 Uhr."
„Ja, aber wenn ich 19 Uhr sage, erwarte ich, dass meine Leute eh meistens erst gegen 21 Uhr hier aufschlagen." lachte er. „Du siehst..." begann er, als ich vor ihm stand und man merkte, dass er nicht so recht wusste, was er sagen soll. „Du bist wunderschön."
„Dankeschön." Ich fühlte mich geschmeichelt. „Alles Gute zum Geburtstag." sprach ich und überreichte ihm ein kleines Päckchen.
„Danke." lächelte er, beugte sich zu mir runter und küsste mich. „Aber du sollst mir doch nichts schenken."
„Zu spät." ich zuckte mit den Schultern. Plötzlich kam Emre aus der Wohnung auf mich zu gerannt und sprang freudig an mir hoch. „Hallo Kleiner. Na, bist du auch hier?"
„Meine Familie ist noch da." informierte er mich und ich sah ihn mit großen Augen an.
„Deine Familie?" flüsterte ich.
„Ja, also Julian, meine Schwester Sophie, Fränki, seine Freundin Heike und meine Tante Ela."
„Ach herrje." murmelte ich und Felix musste lachen. „Keine Angst, die sind alle cool."
„Sag mal, mein Sohn. Möchtest du das arme Mädchen da draußen stehen lassen oder sie vielleicht auch rein beten?" sprach ein älterer Mann, der nun hinter Felix im Flur stand.
„Ah klar, sorry." entschuldigte er sich bei mir, trat einen Schritt beiseite und ließ mich eintreten.
„Olivia, das ist Fränki. Fränki, Olivia." stellte er uns vor.
„Freut mich sehr." begrüßte ich seinen Vater, der mir lächelnd die Hand schüttelte. „Mich auch. Hast du Hunger? Wir haben noch ganz viel Essen übrig. Heikchen hat wunderbar gekocht."
„Naja, also eigentlich..." begann ich grade dankend ablehnen zu wollen, aber Felix unterbrach mich. „Es hat keinen Sinn ‚Nein' zu sagen." lachte er.
„Wir haben dir schon einen Teller dazu gestellt." sprach Fränki und grinste mich breit an. Das selbe breite Grinsen, dass auch Felix immer mal wieder aufsetzte.
„Ich nehme gerne etwas, danke."
Wir drei betraten das Wohnzimmer, in dem der Rest der Familie Lobrecht noch am Tisch saß.
„Heißes Outfit, Oli." begrüßte mich Julian, der den Spitznamen in den letzten Wochen irgendwann mal von Felix hörte und seitdem in seinen Wortschatz aufgenommen hatte.
„Danke." antwortete ich und warf ihm einen scharfen Blick zu.
Ich stellte mich bei dem Rest der am Tisch sitzenden Personen vor und setzte mich dann ebenfalls. Auch Fränki und Felix gesellten sich wieder an den Tisch. Heike füllte mir einen Teller mit Klößen, Rotkohl und einem Stück Schweinebraten auf und stellte ihn vor mich. „Danke." ich lächelte ihr freundlich zu.
„Du bist also der Grund, weshalb mein Sohn nach fast 15 Jahren endlich mal einen Weihnachtsbaum in seiner Wohnung hat?" fragte mich Fränki und ich musste schmunzeln.
„War nicht so einfach, ihn davon zu überzeugen." sprach ich.
Am Abend zuvor hatte ich Felix solange damit genervt, bis er mit mir los fuhr und einen Baum für seine Wohnung kaufte. Weil Toni und ich jedes Jahr unseren Schmuck wechselten, hatten wir noch genug Kugeln und eine Ersatz-Lichterkette, die ich in seinen Baum hängen konnte.
„Ein paar Kugeln hat er sogar selber auf gehangen." erzählte ich stolz.
„Sieht wirklich toll aus." freute sich Heike und sah zum Baum hinüber.
„Ist schon okay." gab Felix zu und grinste mich schief an.
Wir saßen alle noch eine Weile zusammen und unterhielten uns, ehe erst Tante Ela und dann Fränki und Heike sich verabschiedeten. Julian und Sophie blieben noch für die Geburtstagsparty.
„Ich habe noch was für dich. Komm mal mit." sprach Felix, als Sophie und ich in der Küche standen und das Geschirr in die Spülmaschine räumten. Er nahm meine Hand und führte mich in's Schlafzimmer.
„Ich weiß, wir haben gesagt, wir schenken uns nichts. Aber du hast dich ja auch nicht daran gehalten, also passt's schon." lachte er und überreichte mir eine, in weihnachtlichem Geschenkpapier verpackte, Box.
„Dein Geschenk ist ja auch ein Geburtstagsgeschenk, kein Weihnachtsgeschenk." rechtfertigte ich mich. „Du solltest mir wirklich nichts schenken."
„Zu spät." zwinkerte er mir zu. „Mach's aber erst später auf. Wenn alle weg sind."
„Okaaaayyy." verwirrt sah ich ihn an. „Aber bedanken darf ich mich jetzt schon, oder?"
„Kommt darauf an, wie du dich bedanken willst." mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht sah er mich an.
„Mündlich." antwortete ich, ohne genau darüber nachzudenken, was ich da grade sagte und Felix lachte auf.
„Man, ich meine verbal. Mit Sprache. Du verstehst schon." lachte ich.
„Gegen eine mündliche „Danksagung" hätte ich auch nichts einzuwenden." sprach er und kam mir näher. Ich warf meine Arme um seinen Hals als wir uns leidenschaftlich küssten. Dann klingelte es plötzlich. Felix ließ von mir ab. „Du kannst dich später nochmal vernünftig bedanken." lachte er und ich gab ihm einen liebevollen Klaps auf den Hinterkopf, ehe er zur Wohnungstür ging und den Summer betätigte.
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Alles albern (Felix Lobrecht)
Fanfiction[...] Ich seufzte und wollte, ohne mich um zu sehen, auf die andere Straßenseite wechseln, als mich plötzlich ein Auto anhupte und mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor mir zum stehen kam. „Hey, pass doch auf!" rief ich erschrocken. „Samma?! D...