Du bist in Köln??? Krass, lass uns was zusammen machen. Wir haben uns ewig nicht gesehen! Hast du heute frei?
Ich las die Nachricht auf meinem Handy und musste grinsen. Meine Cousine Maja lebte seit einigen Jahren ganz in der Nähe von Köln, weil sie hier studierte. Ich hatte sie wirklich ewig nicht mehr gesehen.
Ja, habe frei. Ich würde mich freuen, dich wieder zu sehen. antwortete ich und wartete auf ihre Antwort, welche nicht lange auf sich warten lies.
Perfekt. Habe aber momentan das Auto nicht. Kommst du an eins ran? Die Bahnverbindungen hier her sind eine Katastrophe.
Ich lachte auf. Woher sollte ich an ein Auto kommen? Nachdenklich schaute ich durch mein Hotelzimmer.
Ich könnte mir eins mieten.
Schnell öffnete ich Safari und googelte nach verschiedenen Anbietern, welche aber alle so kurzfristig kein Auto mehr zur Verfügung hatten.
Frag doch Felix. sprach meine innere Stimme und ich schüttelte den Kopf. Niemals würde er mir sein Auto geben. Nicht mal um zum Kiosk gegenüber zu fahren. Andererseits, fragen kostete ja nichts.
Ich versuche es. Ich melde mich gleich. antwortete ich.
Vor Felix' Zimmertür atmete ich noch einmal tief ein und aus. Mehr als Nein sagen kann er nicht.
Ich dachte an den vergangenen Abend. Mein Abgang war alles andere als cool. Seitdem hatten wir uns auch nicht mehr gesehen. Egal, ich konnte mich ja sowieso nicht ewig vor ihm verstecken, also am besten so tun, als wäre nie etwas gewesen.
Ich klopfte.
Keine Antwort.
Ich klopfte erneut.
Felix öffnete mir, nur in Boxershorts und mit verschlafenem Blick, die Tür.
„Alter, hast du schon mal auf die Uhr geguckt?" fragte er und wischte sich mit der Hand durch die Augen.
„Es ist 10 Uhr morgens." sprach ich vorwurfsvoll.
„Was willst du?"
„Ich hab' da mal ne Frage..." fing ich an.
„Kann ich dann wieder in's Bett?" fragte er genervt.
„Meinetwegen." ich zuckte mit den Schultern. „Also, du siehst nicht so aus, als würdest du jetzt grade irgendwo hin fahren wollen und naja, also..."
„Komm zum Punkt." sprach er und lehnte sich an den Türrahmen.
„Kann ich mir dein Auto für heute leihen?" fragte ich und setzte einen Schmollmund auf.
Ohne etwas zu erwidern drehte er sich um, ging zurück in sein Zimmer und die Tür fiel in's Schloß.
Das war dann wohl ein Nein.
Ich wollte mich grade umdrehen, als sich die Tür wieder öffnete und Felix mir einen Schlüsselbund zu warf, welchen ich grade so auffangen konnte.
„Dein Ernst? Ich darf wirklich dein Auto fahren?" fragte ich etwas perplex.
„Du hast doch gefragt." antwortete er plump und zog die Schultern hoch.
„Ja, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du ‚Ja' sagst."
„Jede noch so kleine Schramme ziehe ich dir vom Lohn ab." lachte er. „Viel Spaß."
Er schloß die Tür wieder. Unglaubwürdig schaute ich auf das Schlüsselbund und den großen, schwarzen Schlüssel mit dem Stern drauf.
Er hatte nicht mal nachgefragt, wo ich hin wollte. Verdächtig, diese Freundlichkeit.
Habe ein Auto. Schick mir deine Adresse. tippte ich in mein Handy und freute mich schon darauf, Maja endlich wieder zu sehen.Eine Stunde später saß ich am Steuer des AMGs. Durch die Boxen dröhnte K.I.Z. und ich genoss es, endlich mal wieder selber und alleine Auto zu fahren. Ich atmete tief ein und vernahm den Duft von Felix' Parfüm. Selbst, wenn er nicht im Auto saß, roch es nach ihm.
Mir das Auto zu geben war wirklich sehr nett von ihm. Zu nett. Irgendwas war doch im Busch. Vermutlich hatte er eine Bombe angebracht, die hochgehen sollte, sobald ich eine viertel Stunde lang gefahren bin. Naja, es gäbe schlimmeres als in so einem schönen Auto zu sterben.
Wenn wir sterben, dann sterben wir zusammen. Ich streichelte verliebt über das Lenkrad und musste über meine eigenen Gedanken schmunzeln.
Der Verkehr in und um Köln war der Horror. Überall gab es Baustellen und viele fuhren, ohne sich umzuschauen, aus den Parklücken an der Straßenseite direkt auf die Fahrbahn. Wo hatten die bloß alle ihren Führerschein gemacht? Nervös fuhr ich weiter. Das Navi zeigte mir an, dass es noch knapp 20 Minuten bis zur Wohnung meiner Cousine wären. Plötzlich bremste das Auto vor mir abrupt ab. Ich erschrak und drückte die Bremse des Mercedes voll durch. Schlitternd kam ich knapp hinter dem blauen VW Golf vor mir zum stehen. Mein Herz raste.
Glück gehabt. dachte ich grade noch, als ich einen heftigen Stoß von hinten bekam.
Ach du Scheiße.
Zitternd stieg ich aus. Der Herr aus dem Auto hinter mir, welcher ebenfalls ausgestiegen war, stammelte irgendwas, was ich nicht verstand. „Können sie nicht aufpassen?" pampte ich ihn sauer an. Bitte, lass es einfach nur ein Kratzer sein. betete ich, als ich langsam nach hinten ging um mir das Heck des Wagens anzuschauen. Eine riesige, tiefe Delle zierte nun das Auto von Felix.
Scheiße. Scheiße. SCHEIẞE!
Was sollte ich jetzt machen? Wie sollte ich ihm das erklären? Schnell wurde mir klar: ich hatte keine andere Wahl. Ich musste ihn anrufen und ihm Bescheid sagen. Er musste schließlich her kommen, um alles zu klären.
Immer noch zitternd und mit Beinen so weich wie Wackelpudding holte ich mein Handy heraus und drückte unter ‚Kontakte' Felix Lobrecht.
Es klingelte.
„Ja?"
„Hey, ich bin's." sprach ich mit zitternder Stimme, was er sofort erkannt haben musste.
„Was ist passiert?" fragte er.
„Mir ist jemand hinten auf gefahren. Es tut mir so leid. Ich bin ganz vernünftig gefahren, aber das Auto vor mir hat plötzlich stark gebremst und ich-„
„Wo bist du?" unterbrach er mich mit einer Stimme die weder sauer, noch aggressiv klang. Eher besorgt.
„Ich-ich schicke dir meinen Standort." entgegnete ich und schickte ihm über WhatsApp einen Live-Standort.
„Geht's dir gut?" fragte er.
„Ich weiß nicht. Denke schon."
„Ich komme sofort." sprach er und legte auf.Es dauerte nicht lange, bis Beccis Auto am Unfallort ankam. Felix stieg aus der Beifahrerseite aus und kam auf mich zu. „Geht's dir wirklich gut?" fragte er mich und sah mich besorgt an. „Mir geht's gut. Schau dir lieber dein Auto an." antwortete ich ihm ängstlich und deutete auf die große Delle im Heck.
Er inspizierte alles genau und sah dann zu mir hoch.
„Ist nur ein Blechschaden. Dir geht's wirklich gut?" fragte er erneut.
„Jaha!" bestätigte ich und wartete eigentlich nur darauf, dass er endlich ausrastete, aber das tat er nicht.
Ohne etwas zu sagen ging er zum Fahrer des anderen Wagens und unterhielt sich kurz mit ihm. Der Mann ihm gegenüber überreichte ihm einen kleinen Zettel, sie verabschiedeten sich wieder und Felix kam erneut auf mich zu.
„Ist alles geklärt. Seine Versicherung übernimmt den Schaden." sprach er in einem ruhigen Ton und ich sah ihn verwirrt an.
„Du bist nicht sauer?" fragte ich vorsichtig.
„Du kannst doch nichts dafür." er zuckte mit den Schultern und sah mich an. „Willst du weiter fahren?"
„Ich bin mir nicht sicher." antwortete ich.
„Soll ich dich fahren? Wo willst du überhaupt hin?"
„Zu meiner Cousine. Sie wohnt hier in der Nähe." erklärte ich.
„Ich fahre dich."
Skeptisch sah ich ihn an.
„Na los, steig ein. Ich sage Becci kurz Bescheid."
Unsicher setzte ich mich auf den Beifahrersitz seines Wagens und kurze Zeit später saß Felix neben mir.
„Ist die Adresse eingestellt?" fragte er und deutete auf das Navi. Ich nickte und er startete den Motor.
„Du musst das wirklich nicht tun. Wir können auch zurück zum Hotel fahren. Du musst dir keine Umstände machen." sprach ich demütig und sah ihn an.
„Ist kein Ding, wirklich." sprach er und schaute dabei unbeirrt auf die Straße.
„Danke." entgegnete ich kleinlaut und sah zum Fenster hinaus.
DU LIEST GERADE
Alles albern (Felix Lobrecht)
Fanfiction[...] Ich seufzte und wollte, ohne mich um zu sehen, auf die andere Straßenseite wechseln, als mich plötzlich ein Auto anhupte und mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor mir zum stehen kam. „Hey, pass doch auf!" rief ich erschrocken. „Samma?! D...