All I want for Christmas is you

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Am nächsten Morgen wurde ich durch einen kleinen Lichtstrahl, der durch die Gardinen auf das Bett strahlte, geweckt. Ich hob meinen Kopf und sah mich um. Felix schlief mit leicht geöffnetem Mund seelenruhig neben mir. Dann hörte ich ein kleines Fiepen an meiner Bettseite und sah, dass Emre mit seinen Vorderpfoten am Bettkasten stand und mich ansah.
„Musst du raus?" flüsterte ich ihm zu und ein weiteres Fiepen bestätigte meinen Verdacht.
Leise verließ ich das Bett, zog mich an, nahm den kleinen Hund auf den Arm und ging aus dem Zimmer.
Der Empfang war leer, also huschte ich schnell nach draußen. Der kalte Novemberwind ließ mich endgültig wach werden. Emre und ich gingen die Straße runter in den kleinen Ort. Als wir an einer Bäckerei vorbei kamen, kaufte ich Felix und mir einen Kaffee und 2 belegte Brötchen. Natürlich hätten wir auch das Frühstück im Hotel in Anspruch nehmen können, aber ich wollte unsere Zweisamkeit gerne noch ein wenig länger genießen.
Nach einer kurzen Runde gingen wir zurück in's Hotel. Zu meiner Erleichterung war der Empfang noch immer nicht besetzt.
Durchgefroren kamen wir zurück in's Zimmer. Ich füllte dem kleinen Hund Futter und Wasser auf, stellte Kaffee und Brötchen auf den Tisch und verschwand im Bad. Über mein Handy ließ ich Weihnachtsmusik laufen. Das Wetter und die Kälte draußen hatten mich ein wenig in Stimmung gebracht. Ich liebte Weihnachten und für mich konnten die Feiertage nicht früh genug kommen.
Nach einer kurzen Dusche schlüpfte ich wieder in mein gemütliches Schlafshirt, stand vor dem Spiegel, richtete meine Haare und benutzte meine Bürste als Mikrofon, um enthusiastisch mitzusingen.

''cause I just want you here tonight
Holding on to me so tight
What more can I do?
Oh, baby, all I want for Christmas is you

„Was ist denn hier los?"
Ich erschrak und drehte mich zur Badezimmertür, in der Felix stand und mich amüsiert ansah.
„Eh... nix." antwortete ich beschämt und legte die Bürste beiseite. „Wie lange stehst du schon da?"
„Lang genug." lachte er und ich merkte, wie mir die Röte in's Gesicht stieß.
„Habe ich dich geweckt?" fragte ich.
„Ja. Du und das unerträgliche Weihnachtsgedudel." dabei klang er aber nicht sauer, sondern weiterhin belustigt.
„Haben wir hier etwa einen Grinch?" fragte ich erschrocken.
„Ick halt da nicht so viel von." antwortete er und ich sah ihn mit ungläubigen Blick an.
„Aber, aber, Weihnachtslichter? Und Kekse? Und Geschenke?" stotterte ich.
Er zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, seitdem ich alleine wohne, hatte ich noch nie einen Weihnachtsbaum, geschweige denn Lichterketten. Geschenke sind mir eh nicht so wichtig und jetzt mal ehrlich, seh ick aus wie jemand, der Kekse backt?" sprach er und zeigte an sich herunter.
„Du siehst zumindest so aus, als würdest du keine Kekse essen." ich deutete auf seine definierten Bauchmuskeln.
„Jetzt guck nicht so enttäuscht." lachte er. „Vielleicht schaffst du's ja, mich vom Weihnachtszauber zu überzeugen."
„Mit Sicherheit." gab ich überzeugt zurück. „Ich habe uns übrigens Kaffee geholt."
Wir setzten uns mit den Kaffeebechern und den Brötchen in's Bett.
„Wo wir schon bei Weihnachten sind. Wie hast du die Feiertage geplant?" fragte er, als er einen Schluck Kaffee nahm.
„Der 1. Weihnachtstag ist immer für Toni reserviert. Da sitzen wir mit heißer Schokolade und Kekse auf dem Sofa und schauen den ganzen Tag Weihnachtsfilme." bei dem Gedanken daran musste ich lächeln. „Die anderen Tage sind frei. Warum fragst du?"
„Ich würde dich gerne an Heiligabend zu mir einladen." antwortete er.
„Du sagtest doch grade, du bist kein Weihnachtsfreund?"
„Bin ich auch nicht. Ich habe am 24. Geburtstag."
„Oh." verwundert sah ich ihn an. „Du bist ein Weihnachtswunder." grinste ich und er lachte. „Wenn du das so nennen möchtest."
„Ich komme gerne." nahm ich seine Einladung an. Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht, bis das Handy neben ihm aufleuchtete. Er warf einen kurzen Blick auf das Display und sein Gesicht verfinsterte sich.
„Alles okay?" fragte ich besorgt.
„Alles gut." bestätigte er mit ernster Miene, stellte den Anruf auf stumm und drehte sein Handy mit dem Display nach unten aufs Bett.
„Komm her." er legte seinen Arm um mich und ich kuschelte mich an ihn. Ich hörte sein iPhone noch einige Male vibrieren, aber er reagierte nicht darauf. Ich fragte mich, wer ihn da die ganze Zeit anrief und warum er nicht ran ging. Und die viel wichtigere Frage war: warum versteckte er den Anrufer vor mir?

Alles albern (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt