Kapitel 1

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Ich wurde durch ein Klopfen an meiner Zimmertür geweckt. Immer wieder vernahm ich die sanften Schläge einer Hand, welche gegen das weiß lackierte Holz trafen.

"Stella, aufwachen, die Schule beginnt in einer Stunde, du kommst sonst noch zu spät.", sprach die sanfte Stimme meiner Mutter.

Ihr täglicher Weckdienst sollte ab diesen Tag wieder beginnen. Es war Montag, die Woche hatte ich noch vor mir. Kläglich warf ich mir meine warme Decke vom Körper.

"Ich steh ja schon auf...", quengelte ich und beruhigte somit meine Mutter.

Ihre Stimme verstummte und ihre Schritte entfernten sich von meiner Zimmertür. Ich lauschte wie sie die lange Treppe, welche vom oberen Stockwerk, in dem sich mein Zimmer, Bad und Musikraum befand, hinunter ging. Ich sang für mein Leben gerne, und meine Eltern scheuten keine Mühen und Kosten mir für mein geliebtes Hobby einen eigenen Raum herzurichten, in welchem sich Musikinstrumente befanden, die ich spielen konnte. Ja, ich konnte zahlreiche Instrumente spielen. Gitarre, Klavier, Geige. Schon als ich noch ein kleiner Sprössling war, bestanden meine Eltern darauf, dass ich eine Auswahl an Instrumenten spielen konnte. Einfach, da ich so meine Stimme durch eine Melodie unterstützen konnte. Und so nahm ich schon als 5-jährige Gitarren- und Klavierunterricht. Geige lernte ich erst später zu spielen.

Mit einem Schwung hievte ich mich aus meinem Bett. Das bereits helle Tageslicht erschwerte mir jedoch meine Sicht. Müde rieb ich mir meine Augen um richtig wach zu werden. Mit langsamen Gang bewegte ich mich durch den oberen Flur in mein Badezimmer. Die gesamte obere Etage gehörte zu meinem Reich. Und um ehrlich zu sein, ich hatte damit überhaupt kein Problem.
Ich wusch mir mein Gesicht, putzte meine Zähne und erledigte alles was am Morgen vor der Schule noch zu erledigen war.
Fertig umgezogen, mit frischem Make-up, angezogenen Schuhen und meiner Handtasche, ging ich nach unten, wo ich schon sehnlichst erwartet wurde.
Meine Mutter und mein Vater saßen bereits am gedeckten Frühstückstisch und musterten mich aufmerksam.

"Guten Morgen, Spatz, wir haben schon auf dich gewartet.", sprach mein Vater und sah auf unsere Küchenuhr, welche man dank der offenen Küche vom großen Wohnzimmer aus, in welchem sich auch der Esstisch befand, sehen konnte.

Ich ging zu Ihnen und setzte mich auf meinen Platz, an dem breiten Esstisch aus dunklem Edelholz. Meine Handtasche ließ ich neben meinen Stuhl plumpsen.

"Simon kommt dich in einer viertel Stunde abholen.", wies mich meine Mutter hin und fing an ihr Frühstück zu verzehren, mein Vater tat es ihr gleich.

Auch ich fing an zu essen, genoss noch die morgendliche Ruhe, bevor es dann mit der Limousine zur Mädchenschule ging. Ich mochte diese Schule an sich zwar, doch genau wie jedes andere Mädchen dort, ging ich nicht wirklich gerne dort hin. Überhaupt, wer ging schon gerne in die Schule?
Nach dem Frühstück schnappte ich mir erneut meine Handtasche, zog mir meine Jacke über und trat aus der Haustür, um vor dem Haus auf Simon, unseren Chauffeur, zu warten. Jeden Morgen, in der Woche, fuhr er mich mit unserer Limousine zur Schule. Ich liebte die Fahrten mit ihm, sie waren angenehm und einfach nur schön. Er erzählte mir bei jeder Fahrt etwas anderes, von seiner Weltreise, die er mal zusammen mit seinem Freund Anton gemacht hatte, von einer Tour die er damals bloß mit einem Longboard getan hatte, ebenfalls in Begleitung von einigen seiner Freunde. Er fuhr auf dieser Tour, für die er sich natürlich, genau wie für die Weltreise, frei genommen hatte, über 1000 Kilometer durch ganz Deutschland. Und genau diese Erzählungen fand ich schön. Wenn er erzählte, konnte man seine Liebe zur Welt und zur Natur heraushören, wie glücklich er über sein Leben und die Geschehnisse war.

Meine Mutter lehnte wie jeden Morgen in der Haustür und wartete, bis Simon daher gefahren kam. Meine Eltern fuhren mich nie, da sie selber zur Arbeit mussten, und ihnen die Zeit fehlte, mich auch noch bei meiner Schule abzusetzen.
Da meine schwere Handtasche mir mein warten nicht gerade erleichterte, ließ ich sie langsam auf den grauen Asphalt sinken, und prompt hörte ich schon die leicht aufgebrachte Stimme meiner Mutter.

"Stella, die war teuer, stell sie doch nicht auf den schmutzigen Boden ab!", tadelte sie.

Ich hob meine Tasche an, legte sie mir wieder um meinen Arm. Zu meiner Erleichterung kam Simon keine 5 Minuten später um die Ecke gefahren. Die weiße Limo hielt vor unserem großen Haus. Die Fahrertür öffnete sich, seine nach hinten gebundenen Dreadlocks erschienen. Mit einem Lächeln im Gesicht kam er auf mich und meine Mutter zu gelaufen. Eine Art schwarzes Stirnband verdeckte seinen Haaransatz und den Beginn seiner Dreadlocks. Sein Körper steckte, wie auch sonst immer wenn er mich fuhr oder bei uns zu Besuch war, in einem schwarzen Anzug, welcher ihm jedoch erstaunlich gut stand. Würde man ihn nicht kennen, könnte man ihn in die Schublade eines Quoten-Ökos oder Hippies stecken, würde er andere Anziehsachen tragen.

"Ungeheuer guten Morgen.", begrüßte er mich.

Ein Lächeln erschlich sich auf meinen Lippen. Jeden Morgen begrüßte er mich so, und ich mochte es. Es erfreute mich.
Ich begrüßte ihn ebenfalls mit einem:
"Guten morgen, Herr Wiefels."

Meine Mutter begrüßte er ebenfalls, auch sie schenkte ihm ein ehrliches Lächeln.

"Wollen wir los, hast du alles?", fragte mich Simon freundlich.

"Ja, danke. Bis dann Mum.", antwortete ich ihm und verabschiedete mich von meiner Mutter zusätzlich mit einem Winken.

Wir duzten uns. Meine Eltern duzten Simon, er duzte sie, und so war es dann auch bei Simon und mir. Meine Eltern und er waren jahrelange Freunde. Damals bewarb er sich bei uns, vorerst skeptisch stellten meine Eltern ihn ein, doch aus dieser Skepsis entstand später eine wahre Freundschaft. Sie vertrauten ihm, genau wie ich. Für mich war er ebenfalls wie ein guter Freund, dem ich alles erzählen und anvertrauen konnte.

Er hielt mir die Tür zum Beifahrersitz auf und ich stieg dankend ein. Ich mochte es nicht im hinteren Teil der Limousine zu sitzen, das wusste er. Mit großen Schritten stolzierte er um den vorderen Teil des Wagens herum, öffnete dann die Tür, verabschiedete sich noch schnell und zügig von meiner Mutter, und stieg dann ebenfalls ein.

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Dies ist der erste Teil meiner neuen Fanfiction. Trailer befindet sich auch hier irgendwo. :D
Hoffe sie spricht euch an <3

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