Kapitel 36

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"Follow your passion. Stay true to yourself. Never follow someone else's path unless you're in the woods and you're lost and you see a path. By all means, you should follow that."

•••••••

Ich trat durch die geöffnete Tür, schaltete so leise wie möglich das Licht im dunklen Hausflur ein. Ich hoffte meine Eltern würden nicht wach werden, hoffte sie waren es nicht bereits. Meine Schlüssel versuchte ich, ohne viel Krach, auf der Garderobe abzulegen. Sie klimperten etwas, als sie auf die blanke Oberfläche des weiß lackierten Holzes trafen.

"Wo kommst du her? Morgen ist Schule!", giftete eine mir sehr bekannte Stimme hinter meinem Rücken.

So langsam, in Zeitlupe, wie in manchen Actionfilmen, kehrte ich mich zu der Person hinter mir um. Mein Vater stand, mit meiner Mutter in seinem Rücken, vor mir, sah angesäuert auf mich herab.
Verlegen strich ich mir eine Haarsträne hinter mein Ohr. Das würde Ärger geben, das wusste ich bereits im Voraus.

"Ich...uhm...", stammelte ich, doch mein Vater ergriff sofort wieder das Wort.

"Ich habe dich was gefragt! Antworte gefälligst auf meine Frage, Stella Brooks!", zischte er erneut. Er nannte mich oftmals bei meinem vollen Namen, wenn er sauer war.

"Ich war mir Kimberley und Gina unterwegs.", log ich ihn an, versuchte seinen durchdringenden Blick zu meiden. Es war mir unangenehm, und wie es das war.

"Komischer Weise sind Kimberley und Gina aber Zuhause, und ich glaube auch nicht, dass die zwei auf ein Mal im Stimmbruch waren.", er hatte Ardian also gehört. Er hatte Ardian und mich draußen gehört, ganz gleich meiner Mutter, die mich bloß mitleidig ansah, als würde sie meinem Vater etwas sagen wollen, aber sich nicht trauen.

Ich schwieg beide an.

"Stella, Ardian ist nicht gut für dich!", tadelte mein Vater erneut.

"Ich weiß.", gab ich leise zurück.

"Er wird dir weh tuen, er wird dir dein Herz brechen, er-"

"Dad, ich weiß, dass Ardian nicht gut für mich ist, okay?! Ich weiß, dass du ihn nicht leiden kannst und seinen Vater genauso wenig! Ich weiß, dass es sich nicht vermeiden lässt, dass er mir irgendwann weh tut, da nichts für ewig hält, aber ich liebe ihn, verstehst du? Ich habe mich in ihn verliebt, und so sehr du auch dagegen bist, du wirst meine Gefühle nicht verhindern können!", patzte ich zurück. Er sah mich geschockt an.

"Nicht in so einem Ton, Fräulein! Du hast Hausarrest! Es ist ein Uhr in der Früh, du hast morgen Schule und meldest dich einfach nicht, wenn du unterwegs bist! Hausarrest, zwei Wochen! Keine Widerrede!", giftete er erneut.

"Gerhard, nicht doch-", versuchte meine Mutter ihn umzustimmen, doch er ließ nicht von mir ab.

"Nein, Anne, nein, sie muss ihre Strafe bekommen!", entgegnete er ihr und schickte mich hoch in mein Zimmer.

Das hieße zwei Wochen kein Ardian.
Zwei Wochen bloß raus, wenn Schule anstand, wenn Musikschule anstand.
Ich fühlte mich gefangen, konnte dem Gespräch meiner Eltern noch weiter folgen, da ich sie von meinem Zimmer aus laut reden hören konnte.

Meine Mutter sprach etwas von "Das Mädchen ist jung, sie brauch ihren Freiraum, muss sich ausprobieren", worauf mein Vater bloß "So lange sie unter meinem Dach wohnt, genau wie du es tust, Anne, wird getan was ich sage".

Sie stritten sich eine ganze Zeit, bis irgendwann eine Tür laut zuknallte und es still war. Ich war der festen Überzeugung, meine Mutter hatte das weite gesucht, und sich über die Nacht auf unserer Wohnzimmercouch einquartiert, worin ich sogar am späteren Morgen bestätigt wurde, als ich die Küche betrat und ins Wohnzimmer sah.

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