Kapitel 9

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Neues und eher kleines Kapitel.
Morgen kommt dafür ein längeres, wenn ich es schaffen sollte c:
Freue mich wie immer über Kommentare, Ideen und Votes, wenn ihr mögt.💫
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"Hier rechts...", dirigierte ich ihn die Straßen entlang.
"Wie hast du mich gefunden?", fragte ich, während er seinen Wagen durch die dunklen Straßen Kölns lenkte.

"Was meinst du?", sein Gesichtsausdruck blieb emotionslos auf die Straße gerichtet.

"Vorhin in dieser Gasse, du warst plötzlich dort, wie hast du mich, bzw. uns, gefunden?"

"Ich denke das ist nicht der richtige Zeitpunkt um dir das zu erklären.", sprach er monoton.

"Dann sag mir wenigstens wieso du mich gerettet hast. Du hasst mich, wieso also hilfst du einer 'Feindin'?", fragte ich weiter. Ich wollte Antworten. Fakten.

"Du fragst mich ernsthaft wieso ich dich aus den Griffen dieses Schmierlappens befreit habe?", ein Lachen entfuhr seiner Kehle. Es klang rau und verrucht. Sein Blick lag nach wie vor auf der Straße.
"Keinem Mann steht es zu, eine Frau oder ein Mädchen derartig zu behandeln. Hätte ich nicht den Retter gespielt, wer weiß wo du jetzt wärst und wie es dir ergehen würde..."

Ich dachte eine kurze Zeit über seine Worte nach. Ich überlegte ob ich ihn auf den Vorfall, damals am Abend, als er verprügelt wurde von diesem Unbekannten, ansprechen sollte, doch ich beließ es lieber dabei, dies nicht zu tun.

"Du musst hier abbiegen.", dirigierte ich ihn weiter zu meinem Haus.

Er folgte meinen Befehlen und lenkte das Steuer nach links.
Sein Fahrstil war nicht der angenehmste, aber er war auszuhalten. Er gehörte dann wohl zu den Fahrschülern, die noch knapp den Führerschein geschafft hatten.

Hatte er überhaupt einen Führerschein?

"Ardian?", fragte ich nun wieder, sah aus meinem Fenster und beobachtete die an mir vorbeiziehenden Straßenlaternen.

"Hmm?", kam von ihm gegrummelt.

"Besitzt du überhaupt einen Führerschein?"

"Nein, brauch ich auch nicht, ich kann anständig und ordnungsgemäß fahren ohne es noch einmal bestätigt auf einem Stück Plastik stehen zu haben. Legal hin oder her, Geld gespart.", erwiderte er und zuckte mit den Schultern.

Ein lautes ausatmen entwich mir. Ich ließ meinen Kopf gegen die Rückenlehne fallen und schloss kurz meine Augen.

"Dieses Viertel hier ist abscheulich.", mängelte er und betrachtete die schicken Häuser, die an uns vorbeizogen. Wir waren bereits dem Viertel in dem ich hauste.
"Ich meine, sieh dir das doch mal an. Hier geht es allen gut und alle schlagen sich die Bäuche voll mit teurem Champagner und lecker zugerichtetem Hummer, während in ganz anderen Vierteln Menschen betteln, hungern und kein Dach über dem Kopf haben."

Ich betrachtete nun, wie er es auch tat, die vielen Häuser und achtete auf jedes Detail. Sie waren wirklich prunkvoll.
Und eh ich mich versah, fiel mir schon unser Haus ins Auge.

"Stop, Stop! Hier musst du halten.", wies ich Ardian darauf hin anzuhalten um mich aus seinem Auto zu lassen.

Aus Reflex trat er so fest er konnte auf die Bremse. Unsere Körper flogen mit einem Ruck gegen die Anschnallgurte. Und passierte Gott sei dank jedoch nichts, außer dass ein gewaltiger Ruck durch unsere Körper ging.

Ein Lachen kam von ihm. Ein spöttisches lachen über meine späte Reaktion, dass das Haus in dem ich wohnte beinahe schon hinter uns lag, als ich etwas verträumt auf die vielen anderen Häuser gestarrt hatte.

Und bevor ich meine Autotür überhaupt öffnen konnte, verhielt sich Ardian wie ein Gentleman, stieg aus, und öffnete mir so die Tür, wie ich es von Simon gewohnt war.
Er streckte mir seine große Hand entgegen, die ich nach kurzem Zögern nahm, um mich irgendwo festhalten zu können, da mein Kreislauf immer noch nicht richtig im Gange war.

Er stützte meinen Körper, während wir zur Tür liefen und ich mit zittriger Hand die Klingel betätigte, da ich meine Schlüssel inklusive meine Tasche bei Ardian zuhause hatte liegen lassen. Ich Superbrain.

Doch meine Gedanken schweiften weniger zu meiner einsamen Tasche in seinem Zimmer. Sie widmeten sich mehr der kommenden Reaktion meiner Eltern auf den Typen, der seinen einen Arm um meine Hüfte gelegt und seinen anderen an der Hauswand gestützt hatte. Durch das Licht, welches vor unserem Haus brannte, und von der Lampe über der Klingel an der Hauswand kam, wurden unsere Gesichter etwas erhellt. Ich sah Ardian an, welcher mit angespanntem Kiefer die Tür fixiert hatte.

Seine Bartstoppeln zeichneten sich an seinem Kinn und etwas hoch zu seiner Wange ab. An seinem Kinn waren sie jedoch länger. Eine Art kleiner Kinnbart.
Sein braunes Haar stand in alle Richtungen von seinem Kopf ab. Es war zerstrubbelt, doch es stand ihm.
Sein T-Shirt war unten ziemlich in die Länge gezogen. Es ging ihm beinahe bis oberhalb seiner Knie. Seine Hose besaß Löcher an den Knien und seine roten Schuhe funkelten etwas im Licht.

"Seh' ich so interessant aus?", schmunzelte er und sah zu mir rüber.

Er hatte meinen musternden Blick also bemerkt. Super.

"Nein.", antwortete ich knapp und spürte die Röte, welche mir ins Gesicht stieg. Ich hoffte bloß, dass er sie nicht sah.

Es ertönten schnelle Schritte im Haus, bevor mein völlig fertig aussehender Vater aufgelöst die Tür öffnete. Als er mich und Ardian sah, verdunkelte sich seine so schon wütende Miene nur umso mehr.

Er war sauer.
Und wie sauer er war.

"Du. Rein!", sprach er mit einem wütenden Unterton und zeigte erst auf mich und dann in den Flur.

Mit zusammen gepressten Lippen und gesenktem Blick tapste ich an ihm vorbei. Als sich Ardian's Arm von meiner Hüfte löste, als ich rein gehen wollte, entstand eine unangenehme Kälte an dieser Stelle.

Was war los mit meinem Körper? Wieso reagierte er so arg auf Ardian?
Ich wollte das nicht.

Leicht schwankend, als ich die wenigen Schritte ins Haus gemacht hatte, suchte ich nach etwas um mich fest zu halten. Ich ergriff die nächst beste Türklinke, die mir entgegen kam.

Meine Ohren spitzten sich, als ich bemerkte, dass mein Vater wohl mit Ardian noch nicht abgehakt hatte.

Das würde nicht gut ausgehen.

"Und du, du wagst es die Finger an meine Tochter zu legen?!", mein Vater war außer sich.

"Ich habe Stella bloß nach Hause gebracht, ich habe sie weder angefasst noch sonst was mit ihr gemacht!", rechtfertigte sich Ardian gekonnt.

"Du und dein Abschaum von Vater! Ich sage dir, Bora, lässt du dich noch ein mal hier blicken, erwische ich dich noch einmal mit meiner Tochter irgendwo und solltest du dich generell nicht von ihr fern halten, dann wirst du dir wünschen, dass dein erbärmliches Leben nie erschaffen worden wurde!", rief mein Vater aufgebracht und schlug Ardian die Tür vor der Nase zu.

Woher kannte er Ardian's Vater?

Ich hatte ihn noch nie so außer sich erlebt. Noch nie hatte ich erlebt, dass er so gesprochen hatte, so mit anderen Menschen umging.

Doch das schlimmste war, dass ich genau wusste, dass dies nicht das letzte Mal sein sollte, dass ich Ardian begegnen sollte. Ich bräuchte Antworten auf meine Fragen, und die wollte ich irgendwie bekommen.

Wieso war er dort gewesen um mir zu helfen?
Wie hatte er mich gefunden?
Wer war der Unbekannte?
Wieso schuldete er ihm Geld?
Was hatte er für kriminelle Dinge am laufen?
Und vorallem:
Was war in seiner Vergangenheit passiert, dass der Unbekannte meinte, dass er, wenn er sterben würde, in die Hölle und nicht in den Himmel kommen würde?

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