Kapitel 44

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"It's better than words. You drive me crazy."

•••

Ich wusste nie wirklich wer ich war. Ich wusste nie wirklich, was mein Inneres mir zu sagen versuchte. Ich hörte auf den Rat meiner Eltern, lebte unter ihrer Obhut und ihrer schützenden Hand. Ich befolgte was mir gesagt wurde. Ich tat Dinge die ich liebte, die mich aber nie wirklich erfüllten, ausgenommen des Singens.
Ich befolgte Regeln, ich wagte es nie das zu tun, was mir verboten wurde. Ich wagte es nie Regeln zu brechen.

Und dann kam Ardian in meine belanglose Welt, und stellte alles auf den Kopf.
Ich verliebte mich in einen Jungen, mit braunem Haar, der Vorliebe zum Tanzen und einem Charakter, den ich nach und nach zu schätzen wusste. Ich verliebte mich in einen Jungen den ich einst hasste. Und als aus Hass Liebe wurde wusste ich, dass alles anders werden würde.

Mein Vater und ich saßen in unserem Garten, meine Mutter bereitete Essen zu. Ich wusste nicht recht was mein Vater sich damit ersehnte mich mit meiner Winterjacke, da es schon ziemlich kühl und Ende Herbst war, draußen neben ihm sitzen zu sehen. Ich glaube, er wollte bloß jemanden haben, der ihm Gesellschaft leistete. Er wollte nicht einmal reden oder so etwas, er wollte bloß schweigen und neben einer Person sitzen.

Vor etlichen Jahren, ich erinnere mich noch gut daran, grillten wir beinahe jedes Wochenende in unserem Garten. Wir achteten nie auf das Wetter, wir lebten einfach in unser Leben hinein. Ich liebte den gegrillten Käse, vergötterte deren Geschmack. Mein Vater pflegte es immer zu ihn in Alufolie schon auf den Grill zu legen, bevor dieser überhaupt Feuer pfing.
Ich liebte diese Sommerabende, an denen die Luft noch schön wärmend war und die Sonne uns noch einige Strahlen schenkte.
Wie oft wünschte ich mir eine Schwester, mit der ich an diesen Abenden auf dem Rasen herumtollen konnte. Die vor mir auf einem Gartenstuhl sitzen und ich ihr die Haare flechten würde. Mit der ich meinen Eltern Streiche spielen könnte, sie darüber lachen würden da niemand zwei kleinen Mädchen hätte böse sein können.
Doch ich war ein Einzelkind, meine Mutter nicht mehr fähig weitere Kinder zu bekommen und mein Vater zufrieden mit meinem Alleinsein. Er wollte nie Kinder, das bekam ich mal mit als ich ihn und meine Mutter eines Abends in der Küche belauschte. Er war sauer auf mich, da ich eine kostbare Vase, die seiner Mutter, zerbrochen hatte. Ich war gerade mal fünf Jahre alt, es war ein Versehen. Er sagte meiner Mutter, dass ich nur Unfug in meinem Kopf hätte, ich nie wirklich nachdenken würde und er sich, wenn schon, eine anständige Tochter wünschen würde. Kein "Balg", wie er mich bezeichnete.
Und von diesem Tag an schwor ich mir, ich würde die beste und anständigste Tochter sein, die ein Vater sich hätte wünschen können.

Ich hatte meinen nun Schwur gebrochen und wollte ihn auch nicht wieder flicken.

"Stella?" Mein Vater sah mich an, seine Augen flimmten durch das kleine Kerzenlicht vor uns magisch auf. Es war bereits dunkel draußen, zu früher Uhrzeit. Eine Lavendel-Kerze schien mir eine gute Idee gewesen zu sein um die Atmosphäre gemütlicher und entspannender zu machen.

"Hm ..."?, murmelte ich bloß und rieb mir meine Augen. Ich war so sehr in meinen Gedanken versunken, dass ich überhaupt nicht mitbekam wie er mich angesprochen hatte.

"Ich habe dich gefragt, ob du und ...", er hielt kurz inne, "Ob du und Ardian es nun hinter euch habt. Also ... Du weißt schon ... Ob er sich endlich von dir fern hält. Schätzchen, ich will nicht solche Seiten aufziehen müssen, aber ich habe keine andere Wahl um dich von ihm fern zu halten." Etwas besorgtes lag in seinem Blick. Dennoch, ich erkannte seinen Hass sich widerspiegeln, was mich zum inneren lodern brachte.

"Yea, Dad. Wir ... Wir halten uns voneinander fern." Welch eine bittere Lüge ich ihm auftischte. Meine Großmutter wäre enttäuscht gewesen. Sie sah bestimmt vom Himmel herab auf mich und schüttelte enttäuscht ihren Kopf.

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