Kapitel 20

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Mittwoch

Ich duschte ausgiebig bei den von der Ladens. Es war ein Tag wie jeder andere, mit der Ausnahme, dass Ardian, Felix und ich uns morgen zurück in die Höhle des Löwen begaben.

Anders bezeichnet: nach Köln, wo Tjarks lauerte.

Ardian war für mich nach wie vor ein Mysterium. Ich konnte ihn mir nicht erklären. Bloß sein Verhalten in gewissen Situationen konnte ich, im gröbsten, vielleicht nachvollziehen.

Früher in der Schule lehrte man uns immer, dass jeder Mensch anders war, man nicht aus anderen schlau werden musste, um zu Ihnen eine Verbindung aufbauen zu können. Fragt mich nicht was wir für Lehrer hatten, die uns so etwas beizubringen versuchten, doch es war so. Und diese Lehrer lagen mit ihren aufgestellten Thesen vollkommen richtig.

Ich wurde aus Ardian nicht schlau, nahm ebenfalls nicht an, dass ich es jemals werden würde, doch ich baute eine Verbindung zu ihm auf. Nach und nach wuchs diese. In eine positive, zugleich auch in eine negative Richtung.
Meine Gründe hatte ich ja bereits erläutert.

Seit dem Vorfall am gestrigen Tage redeten wir weniger. Wir lachten nicht mehr. Es herrschte eine angespannte Stimmung, von der ich wusste, dass sie nicht nur mir gewaltig auf die Nerven ging. Felix entschied sich zielsicher dafür mit uns nach Köln zu reisen, bestand aber darauf, mit dem Wagen seiner Eltern zu fahren, da er uns seinen anbot. Ardian's Wagen, welcher, nur noch mal so nebenbei angemerkt, geklaut(!) war, stand entweder noch mutterseelenallein auf dem Parkplatz, oder bereits auf dem nächsten Schrottplatz. Obwohl, diesem dunkelgrünen Wagen würde es nicht schaden zerschrottet zu werden. Er war eh bloß noch ein fahrendes Stück Blech mit einer scheußlichen Lackierung.

Jil und Bennet waren, wie ich nun wusste, nicht eingeweiht. Sie wussten nichts, und damit meine ich wirklich nichts, von dem was Ardian und Felix ausheckten um T an Land zu ziehen und einzubuchten. Sie waren ahnungslose und unschuldige Lämmchen. Wobei Jil wohl unschuldiger war als ihr Bruder, der die drei Tage, in denen wir unter deren Dach lebten, ständig versuchte sich mir an die Fersen zu schmeißen. Er wollte sogar mit mir duschen gehen, worauf Ardian der Kragen platzte und er meinte, dass Bennet sich doch endlich ein Mädchen suchen sollte, was auch an ihm interessiert wäre. Jeden gingen diese ganzen Anmachen von Bennet auf den Keks. Niemand konnte es länger ertragen. Ich glaube sogar, gehört zu haben, wie Felix mit Jil eine Wette abgeschlossen hatte, wann Ardian anfangen würde auf Bennet loszugehen. Er war am meisten von dem Rotschopf genervt. Und dadurch, dass Felix ihm ständig ein:
"Ardy, Bennet macht sich wieder an dein hübsches Mädchen ran.", an den Kopf warf, um ihn zu ärgern, machte alles nicht viel besser.

Um es kurz zu fassen:
Es brach innerhalb der letzten 30 Stunden bei den von der Ladens ein gewaltiges Chaos aus.

Jil war die einzige, die sich in jeder möglichen Situation zurückzuziehen versuchte. Sie wollte so wenig von dem Drang ihres Bruders, ein Mädchen aufzureißen, mitbekommen.

Wir saßen am Abend, vor unserer Abreise am kommenden Tage, gemeinsam am großen Esstisch, welcher sich im Wohnzimmer der Familie befand. Schweigend und in Gedanken saßen sich Felix und Jil, zugleich auch Ardian und meine Wenigkeit gegenüber. Bennet wurde von dem gemeinsamen Abendessen von Felix verbannt. Er hatte ebenfalls genug von seinem Bruder.

Ich glaube sogar, dass Bennet sich in dieser Zeit so ziemlich von allen gehasst gefühlt haben musste, es ihn aber nicht wirklich juckte.

Das Szenario, der Verbannung Bennets, sah in etwa so aus:

Felix, Ardian und ich saßen am Nachmittag in Felix' Zimmer. Die beiden Jungs unterhielten sich über Tjarks, von dem Bennet natürlich nichts wusste, bis dieser dann ins Zimmer gestürmt kam.
Als er mich erblickte fing er auf Knopfdruck an schelmisch zu grinsen.

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