Erkenne dein wahres Ich

Kapitel 16

"Und deshalb muss ich dich beschützen, Stella. Ich will nicht, dass er dir weh tut. Ich will nicht, dass er dich anfasst geschweige denn in seine Finger bekommt um mir zu schaden.", fuhr Ardian fort.
"Wir müssen hier weg. Weit weg. Weg aus Köln, am besten Weg aus Deutschland.", wandte er sich nun an Tommy und Ju.

"Nein, nein, nein, nein, nein!", unterbrach ich sein Vorhaben.
"Meine Eltern, die Schule, Simon, ich kann das nicht alles einfach zurück lassen. In was für einer Welt lebst du bitte? Ich dachte du kannst mich nicht leiden, willst mich dann vor diesem Tjarks beschützen und meinst dann, dass dich mein Wohlergehen kümmert? Wieso sollte ich freiwillig mit dir mitgehen, huh?"

"Verdammter Mist!", rief er nun aufgebracht und warf das Glas, aus dem er vor wenigen Minuten noch etwas Wasser genippt hatte, mit voller Wucht gegen eine Wand.

Es zersprang in tausend Scherben.
Ich zuckte zusammen.

Ju und Tommy standen völlig regungslos in der Küche rum.
Ardian kam auf mich zu gelaufen, drängte meinen Körper gegen eine eiskalte Wand der Küche. Ich erinnerte mich daran, wie Chris mich gegen die Wand in der Gasse gedrängt hatte.

"Pass gut auf, was ich dir jetzt erzähle. Du kümmerst mich eigentlich Dreck, okay? Der Grund, warum ich mich darum schäre was mit dir passiert ist ganz einfach. Unsere Väter waren mal befreundet. Mein Vater hat scheisse gebaut und so ist deren Freundschaft auch schon wieder zersprungen. 10 Jahre. 10 beschissene Jahre waren sie befreundet. Ich fühle mich schuldig, ja? Ich fühle mich schuldig und verantwortlich! Mein Vater hat eine Flamme entdeckt und ist mit ihr durchgebrannt als sie dann irgendwann schwanger war. Zufällig war sie meine Mutter. Und somit kam auch irgendwann ich in diese Welt. Mein Vater ist wegen einer Frau abgehauen und hat die Freundschaft zu deinem Vater beendet. Wegen dem Kind. Wegen der fehlenden Zeit. Wegen mir, verstehst du? Dein Vater hasst mich genau aus diesem Grund. Und was ist nun? Mein Vater und ich sind alleine ohne meine Mutter und ich habe scheisse gebaut. Du wolltest schon immer was über meine Vergangenheit wissen? Dann sperr' die Lauscher auf, Püppchen-", sein heißer Atem prallte gegen meine Haut. So nahe war er mir.
In seinen Augen loderte Feuer.

"-Als meine Mutter fort war, habe ich angefangen zu trinken. Ich habe angefangen zu rauchen, Drogen zu nehmen, habe keinen Ausweg gefunden und war verzweifelt. Ich habe eine Lösung in dem Konsum von Rauschmitteln gesehen. Wären Ju, Tommy und Bao nicht gewesen, wer weiß wo ich jetzt wäre. Ich habe mir damals unendlich viel Geld von Tjarks geliehen, jetzt will er es zurück. Ich habe diese scheiß Kohle nicht mehr. Ich habe sie einfach nicht mehr! Ich habe eine Rate bezahlen können, das auch nur durch klauen, tanzen und harter Arbeit in der Werkstatt. Ich habe meinen Vater nach dem verschwinden meiner Mutter zur Verzweiflung gebracht. Und was das alles mit dir zutun hat? Ich hab Schuldgefühle deinem Vater gegenüber. Ich bin verantwortlich für den Bruch der Freundschaft unserer Väter und ich will das zumindest damit wieder gut machen, dass an dir nichts dran kommt. Ich kann dich vielleicht nicht leiden, aber dein Wohlergehen ist mir wichtig. Du bist mir nicht egal.", ratterte er runter.

"Du kümmerst dich also nur um meine gesund-und Sicherheit, da du meinst, dass du Schuld an allem bist und es so wieder gut machen kannst?"

"Ja.", hauchte er außer Atem und entfernte sich wieder von mir.

"Alter, das wird mir zu viel.", prustete Ju und ging, gefolgt von Tommy, aus dem Raum.

"Mein Vater hasst dich, ganz egal was du machst.", setzte ich an.

"Ich weiß.", ein leichtes schmunzeln legte sich auf seine rosa Lippen.

"Warum machst du das dann trotzdem?"

"Weil ich glaube, dass irgendwann alles anders und besser wird."

Und da war sie wieder, die Seite an Ardian die positiv dachte.