Kapitel 46

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"When the night changes."

•••

Es war eine abgebrühte Idee meiner Mutter.
Es war der 22. Dezember.
Es war ein kalter Wintertag, der alles verändern sollte.
Nun gut, nicht unbedingt alles, aber vieles!

Es klingelte an der Haustür, ich ging völlig verschlafen zu ihr und öffnete sie. Ein Mann, der sich auf dem zweiten Blick als Antonio, Ardian's Vater, herausstellte sah mich kurz mürrisch, dann aber freundlich an. Hinter seinem Körper lugten Ardian's Augen etwas hervor. Die zwei standen bei uns auf der Matte, ich besaß keinen Schimmer weshalb, bis meine Mutter zu uns kam und sagte:
"Antonio, Ardian, schön euch zu sehen!", und ich dachte ich seie im falschen Film.

Mein Vater kam kurze Zeit später zur Tür getrottet, meine Mutter hatte die beiden schon längst hinein gebeten und Ihnen einen Kaffee angeboten. Mein Vater war geschockt als er beide zu Gesicht bekam. Sein Gesicht lief rot an, seine Augen lieferten sich einen unendlichen Kampf mit denen von Antonio.

"Bora...", knurrte mein Vater leise und bedrohlich. Ob er damit nur Antonio meinte, oder doch Ardian, war fraglich.

Was lief hier falsch?

"Ich habe Antonio und seinen Sohn her gebeten, Schatz. So kann das nicht weitergehen! Merkst du denn nicht wie sehr deine Tochter leidet unter deinem Hass? Unter deiner Kontrollsucht? Redet miteinander, bitte!", flehte meine Mutter meinen Vater an. Dieser starrte weiterhin Ardian's Vater und dessen Sohn an.

"Anne, vielen Dank, aber ich glaube wir sollten alleine irgendwo reden, meinst du nicht?", wandte sich Antonio erst an meine Mutter und dann an meinen Vater.

Ich stellte mich von meinen Eltern weg und zu Ardian. Er sah gespannt zu unseren Vätern und packte nach meiner Hand, als ich neben ihm stand. Er drückte sie fest, er war angespannt. Sehr angespannt.

"Ich kann dich nicht mehr wegscheuchen, oder?", antwortete mein Vater sarkastisch und winkte Antonio mit sich in's Wohnzimmer.

"Danke, Miss Brooks.", dankte Ardian meiner Mutter und atmete erleichtert auf, als unsere Väter den Flur verlassen hatten.

"Nenn' mich Anne, Ardian, das reicht aus. Ich danke dir! Du machst meine Tochter glücklich. Ich hoffe ich sehe dich beim Theaterstück in zwei Tagen." Sie zog erwartend ihre Augenbrauen in die Höhe. Ihre Augen weiteten sich fragend.

Ein Lächeln schlich sich auf meine rosanen Lippen.

"Ich ... Ja, ich werde da sein. Sie ... Sie sind anders als ich erwartet habe, Anne. Ich dachte Sie wären, nun ja, mehr wie Ihr Mann ... Vom Charakter her versteht sich." Ich liebte diesen vornehmen Ton an Ardian. Er sprach ungern so, das wusste ich. Aber wenn er so sprach, dann wenn er mit Respekt Personen gegenüber redete.

"Oh nein, um Himmels Willen. Mein Mann, weißt du, ist sehr speziell. Er reagiert gerne über. Gerne und oft. Ich glaube aber, dass es ihm gut tut sich mit deinem Vater auszusprechen.", warf sie erneut ein. Ardian nickte ihr bloß zu, drückte mir einen Kuss auf meine Wange und setzte sich zusammen mit mir auf die unteren Treppenstufen.

Meine Mutter verschwand ebenfalls in das Wohnzimmer, schlich sich dort dann wahrscheinlich fix in die Küche rüber und lauschte dem Gespräch der Väter.
Ich habe keine Ahnung wie lange Ardian und ich auf dieser Treppe saßen.
Wie lange wir schwiegen und nur dumpfe Töne durch die Tür zum Flur hörten.
Wie lange er meine Hand hielt und sie hin und wieder drückte, als die Stimmen lauter und energischer wurden, bevor sie sich wieder senkten.
Wie lange ich versuchte mich auf seinen Atem zu konzentrieren und zu versuchen genauso ruhig und gelassen zu atmen wie er.
Wie lange und oft ich mit meinem Fuß auf die weißen Fliesen unter meinen Füßen tippte.

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