Kapitel 31

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»If you want to know what a man's like, take a good look at how he treats his inferiors, not his equals.«

Stirnrunzelnd begab ich mich ebenfalls nach unten. Ich wollte Ardian zur Rede stellen, ihn kein weiteres Mal einfach vor einer Konversation flüchten lassen. Doch was ich unten sah, verschlug mir die Sprache.

Ich rannte die Treppe nach unten, spitzte kurz in die Küche, in der nun Ju, Felix, Bao und Tommy saßen und sich unterhielten, ging dann weiter zur Tür, die zum Trainingsraum führte, und öffnete sie. Mit riesigen Augen starrte ich auf das Geschehen vor mir.
Ardian stand vor dem Hänge-Regal, auf dem seine gewonnenen Trophäen standen, und hielt eine von ihnen in der Hand. Er starrte sie an, eine lange Zeit, und warf sie dann mit voller Energie auf den Laminatboden. Sie zerstückelte. Der Kopf, des kleinen Männchens, welches eine Tanzposition zeigte, brach vom kleinen Körper ab und rollte über das braune Holz des Bodens.
Ardian hatte mich noch nicht bemerkt, uns trennten etwa sieben bis neun Meter. Er stand am Ende des Raumes, nahm eine weitere Trophäe in die Hand. Es war die zweite von zwölf. Zehn weitere standen noch an ihrem gewohnten Platz und sahen leblos herein.

Eine Bewegung seinerseits ließ mich von den weiteren zehn absehen und meine Augen auf ihn ruhen. Mit immernoch gerunzelter Stirn betrachtete ich sein Vorgehen. Er zerschmetterte die weitere Trophäe, warf sie mit ganzer Kraft auf den Boden, sodass sie zersprang. Gerade als er nach der dritten, die aus Glas bestand, greifen wollte, stoppte ich ihn kurzerhand.

"Hör auf.", hallte meine Stimme durch den sonst so leeren Raum, doch anstatt ganz aufzuhören, setzte er seine Bewegung fort und ließ das zerbrechliche Glas in seine Handfläche rutschen. Er hob seinen Arm, dessen Hand die glänzende Trophäe hielt, in die Höhe, holte aus um zu werfen.

"Ardian, hör auf! Gott, nochmal!", schrie ich ihn an, "Hör auf damit! Was soll das?! Wieso zerstörst du sie?!", er ging mit langsamen Schritt auf mich zu, blieb vor mir stehen und sah, aus seiner Größe, auf mich hinab.

"Du bist nicht meine Mutter, du hast mir nichts zu sagen.", brachte er über seine Lippen. Wieso verhielt er sich so?, das fragte ich mich. Und wieder erwähnte er seine Mutter. Er tat es ungern, das sah man ihm an, er erwähnte ungern seine Mutter.

"Ich will dir nur helfen, bitte, hör auf diese Trophäen zu zerstören. Ich dachte das Tanzen ist dir wichtig, wieso machst du sie dann kaputt? Ich will mich nicht wie eine Mutter verhalten, ich will dir doch bloß helfen...", sprach ich leise zu ihm. Eine Gänsehaut entstand auf seinem Arm, das konnte ich sehen.

Was ist nicht verstand war, dass, wenn er mich doch liebte, er sich trotzdem so kalt verhielt, wie er es anfangs immer tat, als er mich noch hasste. Er schien zu null verändert. Er handelte gleich, er tat die gleichen dummen Sachen, vielleicht mit etwas mehr bedacht, aber er tat sie. Es machte mich krank zu sehen, wie abstoßend er immer wieder war. Ich suchte die Fehler bei mir, ich weiß noch, wie ich mir die Schuld für sein Abstoßen und seine Kälte mir gegenüber gab, doch ich beging keinen Fehler. Ich tat nichts, außer die Wahrheit auszusprechen, zu reden und ihm helfen zu wollen, wo ich nur konnte.
Er allein war es, der für mich ein Mysterium blieb. Ein Mysterium in seiner Art, seinem Verhalten und seinen Gefühlen, doch es verringerte meine bestehende Liebe zu ihm in keinster Weise.

"Es...es ist mir wichtig, doch diese Trophäen gehören nicht mehr meinem gegenwärtigen Ich an. Sie gehören meinem vergangenen Ich an und ich will und brauche sie nicht mehr.", er senkte seinen Blick von mir zu seiner Hand, in der das Glas weiter vor sich hin glänzte.

"Deine ganze Geschichte mit dem Abschließen macht mich langsam irre, weißt du. Du bist so darauf besessen alles hinter dir zu lassen, dass du ganz vergisst, wie wichtig es ist sich erinnern zu können und zu wissen, was wo passiert ist. Egal ob gut oder schlecht."

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