Kapitel 39

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"Maybe all her friends had told her 'don't get closer he'll just break your heart'.

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Ein Geräusch, welches mir irgendwie bekannt vor kam, weckte mich am nächsten Morgen. Ich schlug meine Bettdecke von meinem Körper und sah zu meinem Fenster, von dem ich das Geräusch vermutete. Ich behielt recht.

Ardian warf kleine Kieselsteine gegen das Fensterglas. Er trug eine dunkle Cap auf seinem Haarschopf und sah gespannt zu mir hinauf. Ich öffnete das Fenster, sah zu ihm runter, lehnte mich etwas über die Fensterbank.

"Ich bin hier um dich abzuholen.", sprach er so leise wie er konnte, ich machte mich direkt auf um mich fertig zu machen.

Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ mich mit meiner Vermutung recht behalten. Ich hatte verschlafen. Um einiges.
Doch Mum hatte mich diesen morgen nicht geweckt, wie sie es sonst immer tat, ausgenommen gestern.

Ich lief in schnellen Schritten fertig anzogen die Fliesentreppe hinab, sah im Wohnzimmer meine Mutter erneut auf der Couch schlafen. Eine weitere Nacht würde ihr Rücken die harte Couch nicht mehr vertragen. Sie besaß schon immer Rückrad-Probleme. Von meinem Vater war keine Spur zu sehen, er war fort, erneut.
Er arbeitete früh, wie sonst auch, doch diese Woche noch früher als sonst.

"Mum, Hey...Mum..", weckte ich sie sanft, rüttelte leicht an ihrer Schulter.

Ihre Augen flatterten etwas auf. Ihr braunes langes Haar war total verwuschelt. Sie zog sich ihr Oberbett dichter heran, vergrub ihr Gesicht in ihr Kopfkissen, welches sie sich aus dem Schlafzimmer meiner Eltern mitgenommen hatte.

"Ist Dad wieder so früh arbeiten?", fragte ich sie erst zögern, da ich ungern das Thema 'Vater' wieder aufgreifen wollte, aber doch musste.

Sie nickte bloß undeutlich mit ihrem Kopf, sie war erschöpft. Und wie erschöpft sie war. Ihre Arbeit raubte ihr ihre Nerven, sie jobbte jeden Tag, selbst am Wochenende, von 8 Uhr morgens bis 14.30 Uhr nachmittags. Es mochte nicht lange sein, aber jeden Tag den Stress ihrer Arbeit ertragen zu müssen, dazu noch die Streitereien mit meinem Vater, machte sie fertig, das sah man ihr sofort an.

"Ardian ist draußen, ich werde dann mal gehen. Er fährt mich zur Schule und später wahrscheinlich auch zur Musikschule. Ihr hattet wieder eine Auseinandersetzung letzen Abend, nicht wahr? Du und Dad?"

Sie nickte wieder leicht, schloss müde ihre Augen. Ich hasste es meine Mutter so sehen zu müssen, doch ich konnte nichts dagegen unternehmen, außer mit meinem Vater zu reden, der mich aber immer wieder abblockte.

"Habt ihr über Ardian gesprochen?", fragte ich sie erneut, worauf sie wieder nickte.

"Okay, ich werde jetzt gehen, Mum, sonst komme ich noch zu spät. Ich hab dich lieb, danke für die Versuche mit Dad zu reden.", verabschiedete ich mich von ihr, küsste sie auf ihre Wange und verließ das Wohnzimmer.

Ich nahm mir einen grünen Apfel, aus der Obstschale in der Küche, mit und trat durch den Flur zur Haustür, öffnete sie und schloss sie hinter mir wieder. Den Apfel packte ich in meine Handtasche.
Mir war anfangs schon klar, dass meine Eltern über Ardian gesprochen hatten, dass mein Vater sich nicht hatte klein kriegen lassen, dass er seine Meinung weiterhin vertrat und diese auch nicht ändern würde. Ich war froh, dass wenigstens meine Mutter auf meiner Seite war, Ardian mochte und ihn akzeptierte.
Ich sah ihr an, wie fertig sie eigentlich war, es zerriss mir mein Herz sie so zu sehen, und nicht wirklich helfen zu können.

Ardian stand vor seinem blauen Auto, lehnte gelassen an dem Wagen, die Hände in den Hosentaschen und kaum zu übersehende Augenringe. Er hatte die letzte Nacht wieder zum Tag gemacht.
Manchmal fragte ich mich, wann er überhaupt schlief.

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