Kapitel 50 | Brief von Ardian

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"Love Letters to the girl i'm in love with."

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Ich öffnete den Brief von ihm. Seine Schrift auf dem etwas verdreckten Umschlag ließ mich schmunzeln. Es war so typisch für ihn. Ein Blick nach links ließ mich wissen, dass Melody schlief. Sie ruhte sich aus, versuchte wohlmöglich über den Abschiedsschmerz hinweg zu kommen.
Ich entfaltete den Brief und fing an zu lesen. Seine Schrift war ordentlich.

»Stella,
Ich glaube, wenn du diesen Brief liest, dann bist du schon fort. Wenn ich ehrlich mit dir bin, ich habe dir diesen Brief erst geschrieben, nachdem ich von deiner Abreise wusste.
Doch dieses Schriftstück von mir ist nicht das einzige, was du in Erinnerung behalten sollst. Im Umschlag findest du noch eine Kleinigkeit.«

Ich stoppte zu lesen und sah in den Umschlag. Eine kleine goldene Kette lag in ihm. Sie sah so kostbar aus. Ich fragte mich womit er sie bezahlt hatte, nahm sie in meine Hände und betrachtete sie. Sie war wunderschön. Ein Anhänger befand sich an ihr. Ein Herz, auf deren Rückseite ein »A&S« eingraviert war.

Einzelne Tränen fanden sich ihren Weg zu meinem Kinn. Ich las weiter, obwohl meine verschwommene Sicht es mir nicht leichter machte.

»So wie ich dich kenne, hast du diese Kleinigkeit schon längst begutachtet, nachdem du das hier gelesen hast. Ich dachte mir, so eine kleine Erinnerung seie nicht schlecht. Ich habe auf sie gespart, die letzten Monate hart in der Werkstatt gearbeitet und bin froh das Geld so investiert zu haben.

Du bedeutest mir eine Menge, Stella. Du warst mein neuer Fels in der Brandung und wunderst dich jetzt bestimmt, wieso ich so schreibe, als würden wir uns nie wieder sehen. Ganz einfach, ich kann dir nicht sagen, wann ich Big Apple aufmischen können werde. Ich kann dir einfach nichts sagen, was der Zukunft entspricht, da ich nichts weiß.
Noch nie habe ich jemanden so geliebt wie ich es bei dir tue. Wenn ich dich gesehen habe, dann ging in mir eine Sonne auf. Dein strahlen war so wunderschön. Ich wollte bei dir sein, immer und überall. Ich wollte dein Beschützer sein. Ich wollte einfach dein sein und ich wollte, dass du mein bist. Mir fällt es nicht einfach dich einfach gehen zu lassen. Du bist absolut das beste, was mir jemals passiert ist. Und ich habe es geliebt, wie du dich um mich gesorgt hast. Ich habe es geliebt, wenn du dich aufgeführt hast wie eine Mutter, da ich dir so wichtig war. Ich habe es geliebt dich anzusehen, mit dir zu sein und dich als meine Freundin bezeichnen zu dürfen.

Ich weiß nicht, ob man das was wir haben werden, als eine Fernbeziehung bezeichnen kann. Ich weiß nicht, ob es klappen wird. Ich weiß, wie bereits erwähnt, absolut nichts und es macht mich irre dir nichts versichern zu können. Wir sind zwei völlig verkorkste Menschen, das ist mir bewusst geworden. Wir sind wie Magnete, ziehen uns immer wieder gegenseitig an und können nie wirklich voneinander weichen. Und wenn alles was wir uns aufgebaut haben, in die Brüche gehen sollte, dann sollst du wissen, dass ich dich mit einem unfassbaren Stolz geliebt habe. Ich habe dich so sehr geliebt, Stella. Ich liebe dich so sehr.
Aus meinen Augen quillen gerade Tränen. Du siehst sie nicht, doch sie sind da und ich hasse es zu weinen. Du hast wegen mir geweint, nun weine ich wegen dir. Ich denke, wir sind quitt.

Weißt du noch damals? Du hast mir Schimpfwörter an den Kopf geworfen, wenn auch nur in Gedanken. Ich habe dich als Schnepfe bezeichnet und bin vor allem davon gelaufen. Ich habe dich so gehasst für das was du warst und bist. Ich habe dich als reiches Mädchen gehasst und was nun, Ich liebe dich. Ich habe mich Hals über Kopf in dich verliebt und ich könnte es dir jede Sekunde sagen. Ich könnte es nie genug gesagt haben und ich bin froh nicht abgehauen zu sein. Ich bin froh, dass du mich daran gehindert hast.

Und nun gehst du. Oder eher fliegst. Du fliegst nach New York und ich will nicht, dass du jemals wieder daran denkst, dass alles beschissen ist ohne mich. Das ist es nicht. Ich bin kein guter Mensch, ich versuche mein bestes aber mein bestes ist für mich nie gut genug. Deine Zukunft wird toll, das verspreche ich dir. Ich werde immer an dich denken. Immer. Ich werde dich niemals vergessen und ich werde dich auf ewig in meinem Herzen behalten.

Denn wenn du etwas liebst, dann lass es los.

Ich lasse dich los, da ich dich liebe.
Da du die einzige für mich warst. Da du die einzige bist. Ich weiß nicht wie weit meine Liebe reichen wird, ob sie dich auf ewig einholen kann, aber ich glaube fest daran, dass sie es wird. Ich glaube daran, dass in Zukunft alles besser wird, dass die Armen eigentlich die Reichen sind und die Welt voller Harmonie irgendwann untergeht.
Dass diese Plastikstadt Köln versinken wird und ich mit ihr untergehen werde, wenn ich es bis dahin nicht zu dir geschafft haben sollte.
Denn ich bin ein armer Junge, ein armer Mann, und habe nicht mehr als ein Dach über meinem Kopf, meine Liebe zu einem Mädchen und diese Worte hier, doch damit bin ich zufrieden.

Nichts währt für ewig, doch sollte es in einem fernen Universum so sein, dann hoffe ich, kreisen wir zusammen durch die Galaxie.

Dein Ardy, oder auch Ardian.«

Und ich legte mir diese Kette an, nachdem ich das alles gelesen und bitter geweint hatte. Es waren Tränen die sich so lange in mir aufgestaut hatten, aber die ich dann doch verdrängen wollte. Ich wollte nicht mehr weinen. Ich wusste, dass er es hasste, wenn ich weinte, also beschloss ich, meiner Vergangenheit in Köln nicht mehr hinterher weinen zu wollen.

Ich schloss ab mit Köln, doch nicht mit ihm und meiner Familie.
Ich schloss ab, obwohl er es eigentlich tun wollte.
Ich redete mir ein, dass ich für ihn mit alldem abschloss, da ich es ihm schuldig war, nach allem was er für mich getan hatte.

Was eine Ironie.

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Lots of Love

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