29. Ich darf so nicht denken!

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(Lesenacht 3/5)

Zayn

Grummelnd werde ich durch Bewegungen vor mir wach. Blinzelnd öffne ich die Augen. Claires Zimmer ist bereits von der Sonne erhellt. Ich sehe neben mich, nur um festzustellen, dass Claire mich anschaut. Ich drehe mich zu ihr. "Bist du auch mal wach?" fragt sie schmunzelnd. "Bin ich etwa so spannend beim Schlafen, dass du mich anstarren musst?" konter ich zurück. "Mach dir mal nicht zu viel Hoffnungen. Ich hab Frühstück gemacht und wollte dich gerade wecken." Sofort bilden sich Falten auf meiner Stirn. "Claire, du bist krank. Du mu-" Sie unterbricht mich, in dem sie mir meinen Mund zu hält. Ich sehe sie verdutzt an. "Komm dann einfach runter. Ich warte."

Mit diesen Worten schwingt sie sich aus dem Bett und verlässt ihr Zimmer. Noch immer etwas überfordert, ziehe ich mir meine graue Jogginghose über die Boxer und schlender runter, in die Küche. Sofort bleibe ich stehen, als ich Claires Eltern in dieser ausmache. Zögerlich sehe ich auf meinen nackten Oberkörper. Schließlich zucke ich einfach mit den Schultern und betrete die Küche.

Ich hab nichts, was ich verstecken müsste!

"Guten Morgen." sage ich. Beide drehen sich zu mir. Claires Mutter erstarrt, während sie sich umdreht und ihr Vater mustert zuerst mich und dann seine Tochter misstrauisch. "Guten Morgen." sagt er schließlich. Ich gehe zu Claire, die auf einem Stuhl sitzt und isst. Ich sehe ihr über die Schulter und lehne mich mit meinen Händen am Stuhl an. Es gibt Pancakes! Lecker! Ich gebe Claire einen Kuss auf den Hinterkopf, ehe ich sie kurzerhand aufhebe und mich auf ihren Stuhl setze. Claire lasse ich auf meinen Schoß nieder, sodass sie seitlich zu mir gedreht ist. Ich nehme mir einen Pancake und beginne zu essen. Claire lehnt sich gegen mich und legt beide Arme um meinen Körper. Ich verliere mich in Gedanken.

Kommenden Donnerstag findet wieder ein Kampf statt. Ich weiß noch nicht, ob ich teilnehmen werde, aber momentan würde mir Geld echt nicht schaden. Das Auto ist schweineteuer.

Als Claires Eltern die Küche verlassen, wende ich mich ihr zu. "Ich werde Donnerstag Abend wieder kämpfen." murmel ich. Claire sieht zu mir hoch. "Wann wirst du damit aufhören?" fragt sie leise und sauer. Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung. Momentan brauche ich das Geld dringend. Das Auto ist ziemlich teuer." erkläre ich. Meine Freundin verschränkt die Arme, nickt dann aber seufzend, kuschelt sich an meine Brust und murmelt: "Aber pass auf dich auf." "Mach ich." "Versprochen?" "Versprochen." Wir lächeln uns an.

Nach dem Frühstück räumen wir gemeinsam alles weg. Anschließend gehen wir unsere Zähne putzen. "Darf ich dir die Haare flechten?" frage ich Claire. "Du kannst das?" Ich sehe sie herausfordernd an. "Ja, kann ich." "Solang du mir keinen Knoten rein machst, gerne." Claire hält mir ein Haargummi und eine Bürste hin. Ich lächle sie an und beginne, vom Hinterkopf weg, ihr die Haare runter, zu einem Zopf zu flechten.

Am Ende des Zopfes, binde ich das Haargummi rum. "Fertig." sage ich, stolz über mich selbst. Claire schmunzelt. "Dreh dich." Sie dreht sich zu mir. Ich halte ihr mein Handy hin, auf dem die Kamera an ist. Durch diese kann sie ihren Zopf am Wandspiegel sehen. "Wow. Ich dachte nicht, dass du sowas kannst." gibt Claire beeindruckt von sich. "Wieso?" "Naja... Du hast keine Schwester, bei der du das ausprobieren kannst." "Dafür aber eine Cousine und eine Freundin." Ich lege den Kopf grinsend schief. Claire schmunzelt und küsst mich. Ich ziehe sie an mich und erwidere den Kuss sofort.

"Zayn?" flüstert sie. "Ja?" frage ich ebenso leise. "Ich liebe dich." "Ich dich auch." Sanft küsse ich sie auf die Stirn. "Willst du heute etwas bestimmtes machen?" frage ich. Sie verneint. "Wie wäre es, wenn wir einen Film anschauen?" frage ich sie. Meine Freundin nickt. "Welchen?" "Such du dir einen aus." meint Claire. Wir begeben uns in das Wohnzimmer. Nach einigen Minuten entscheiden wir uns zusammen für den Film Mia und der weiße Löwe. Ich lege mich hin und schnappe mir eine Decke. Claire stellt alles ein und legt sich anschließend vor mich. Ich decke sie zu und schmiege mich an ihren Rücken. Ihr Kopf ruht auf meinem Oberarm. Meinen anderen Arm habe ich um ihren Bauch gelegt. Wir schauen den Film an.

Er ist ziemlich informativ und auch spannend. Der weiße Löwe gefällt mir gut. "Vielleicht sollte ich mir auch so einen weißen Löwen kaufen. Was meinst du?" frage ich. Claire lacht leicht, was mich zum Grinsen bringt. "Löwen gehören in die Wildnis und nicht in einen Käfig." begründet sie. "Hast recht." stimme ich ihr zu und ziehe sie näher an mich. Ich bemerke, wie sich mein Körper immer mehr entspannt, bis ich schließlich einschlafe.

"Aufwachen ihr Zwei." weckt uns Claires Mutter. Blinzelnd öffne ich die Augen und sehe mich verschlafen um. Claire gähnt. "Was denn?" fragt sie leise. "Wir gehen eine Runde spazieren. Wollt ihr mit?" "Willst du mit?" fragt Claire mich. "Mir egal." sage ich leise und schließe wieder die Augen. "Nein danke." antwortet sie ihrer Mutter." Dann bis später." Marion verlässt das Wohnzimmer wieder. Meine Freundin dreht sich zu mir und kuschelt sich an mich. Ich lasse meine Augen geschlossen und drücke sie an mich.

"Zayn?" wispert sie leise. "Mh." "Mir ist schlecht." Sofort lasse ich sie los. "Musst du dich übergeben?" frage ich besorgt. Sie schüttelt verneinend den Kopf. "Sicher?"

Plötzlich springt sie auf und rennt in die Küche. Ich folge ihr. Aus einem Regal hebt sie einen Eimer heraus und erbricht sich in diesen. Ich halte ihre Haare zurück und streiche ihr sanft am Rücken auf und ab.

Mir macht es wirklich Sorgen! Was ist, wenn Claire wirklich Krebs... Nein! Sie hat das nicht! Ich darf nicht so denken!

Nachdem Claire sich zu Ende erbrochen hat, nehme ich den Kübel und will mit diesem gerade auf die Toilette gehen, doch Claire hält mich davon ab. "Was machst du?" fragt sie verwirrt. "Den Kübel ausleeren." "Schon gut, das mache ich." "Du wirst jetzt in dein Zimmer gehen und dich ins Bett legen." erwidere ich und lasse durch meine Stimme klar zum Ausdruck bringen, dass ich eine Widerrede nicht hören möchte. Wir liefern uns ein kurzes Blickduell. Claire seufzt und gibt nach. "Na gut." Wir gehen zusammen in den oberen Stock. Claire in ihr Zimmer und ich ins Badezimmer. Dort schütte ich den Inhalt des Kübels in die Toilette, lasse hinunter und spüle in der Badewanne den Kübel aus. Anschließend trockne ich ihn und stelle ihn vor Claires Bett.

"Welchen Tee magst du gern?" frage ich. "Zayn, du musst mir keinen Tee machen." "Ich werde dir aber einen machen." Meine Freundin seufzt und denkt einen kurzen Moment nach. "Irgendwas mit Früchte." "Ok. Ich schau, was ich finde." Ehe Claire noch was sagen könnte, verschwinde ich auch schon aus dem Zimmer.

Pretty broken Girl ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt