30. Schwanger?

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(Lesenacht 4/5)

Claire

Heute ist Montag. Ich habe Zayn dazu gezwungen, in die Schule zu gehen. Ich mag nicht, dass er wegen mir hier bleibt und Schule schwänzt. Es geht hierbei schließlich um seine Zukunft!

Momentan ist es viertel elf. Heute habe ich mich bereits drei mal übergeben. Zayn weiß davon nichts, sonst würde er noch von der Schule abhauen und her kommen.

Ich sitze gerade am Schreibtisch und suche im Internet, was ständige Übelkeit für Ursachen haben könnte. Bisher habe ich die Gründe Lebensmittelvergiftung, Magen-Darm-Infekt, Unverträglichkeit, Schwangerschaft oder eine schwache Psyche gefunden. Keines der Dinge, trifft auf mich zu. Naja... Vielleicht Schwangerschaft. Der Arzt meinte doch, dass mein Schwangerschaftshormon erhöht ist.

Obwohl... Nein, ich bin nicht schwanger! Zayn und ich haben immer verhütet. Das geht gar nicht! Oder? Nein. Es geht nicht.

Bei dem Gedanken, vielleicht schwanger zu sein, wird mir gleich wieder schlecht, doch ich halte den Brechreiz zurück. Ich gebe folgendes in Google ein; Übelkeit in der Schwangerschaft.

Natürlich nur aus reinem Interesse!

Ich lese eine Seite, die mir ziemlich vertrauenswürdig vorkommt. In dieser erfahre ich, dass Rund 20 Prozent der Frauen in der Schwangerschaft Übelkeit erleben. 50 Prozent von diesen, haben zusätzlich erbrechen. Übelkeit tritt meist ab der 6. Schwangerschaftswoche auf und zieht sich bis in die 14. Das trifft bei mir nicht überein. Ich bin gewiss nicht schwanger!

Ich lese mir einen Artikel durch, in dem steht, was die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft sind. Zu den frühe Anzeichen gehören Übelkeit, Müdigkeit, Völlegefühl, Blähungen oder ein Spannungsgefühl in den Brüsten. Ich lehne mich zurück und denke nach. Übelkeit habe ich und das Völlegefühl dazu, ist doch normal, oder? Von der Müdigkeit her, hätte ich nichts bemerkt. Klar, ich schlafe in den letzten Tagen mehr, aber das auch nur, weil ich den gesamten Tag zu Hause verbringe. Ein Spannungsgefühl in den Brüsten...irgendwie schon. Aber das kommt sicher nur davon, da ich wachse. Blähungen habe ich nicht. Ich muss erstmal schlucken. Mein Bauch krampft sich zusammen. Ich schnappe mir schnell den Kübel, der neben mir steht und erbreche in diesen.

Das viertel Mal an einem Tag, gehe ich heute bereits ins Badezimmer, schütte den Kübel aus und reinige ihn. Dabei kann ich mich kaum konzentrieren, denn meine Gedanken kreisen um das Thema Schwangerschaft.

Was ist, wenn ich wirklich schwanger bin? Nein, hör auf sowas zu denken, Claire! Ich bin nicht schwanger und damit Punkt!

Zurück in meinem Zimmer, überkommt mich die Müdigkeit. Ich beschließe, eine Pause in meiner Recherche einzulegen und mich stattdessen ins Bett zu legen. Meine Augen fallen zu und ich spüre, wie ich langsam in einen erholsamen Schlaf rutsche.

Irgendwann werde ich wieder wach und spüre sogleich den Körper, der sich hinter meinem befindet. Ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Zayn ist. Er hat einen Arm unter meinen Nacken und den anderen um meine Taille gelegt. Ich drehe mich zu ihm. Seine Augen sind geschlossen und sein Atem geht ruhig. Sanft streiche ich ihm durch die Haare.

Was ist, wenn ich wirklich schwanger bin? Ich meine, er ist erst achtzehn und ich gerade mal sechzehn!

Zayn schüttelt brummend den Kopf und kuschelt sich mehr ins Kissen. Ich fahre ihm weiter durch die Haare, bis er die Augen auf schlägt und mich anschaut. Er hebt leicht seine Mundwinkel und zieht mich an sich. "Wie geht's dir?" fragt er leise. "Ganz gut." Er sieht mich skeptisch an. Ich schmiege mich an seine Brust. Er seufzt und krault mir am Rücken auf und ab. Ich entspanne mich und genieße seine Berührungen.

"Claire?" fragt Zayn nach einiger Zeit. "Ja?" erwidere ich leise. "Sollten wir Krankenhaus fahren?" Ich sehe ihn ein wenig verdutzt an. "Wieso?" "Weil es nicht normal ist, dass du dich immer wieder erbrichst." "Deshalb müssen wir aber nicht gleich Krankenhaus fahren. Mir fehlt soweit ja nichts, außerdem ruft der Arzt heute wegen den Ergebnissen an." Zayn fährt mir durch die Haare. "Ich mach mir eben Sorgen um dich." Er sieht mich mit in Falten gelegte Stirn an. Ich heben aufmunternd meine Mundwinkel. "Musst du aber nicht. Mir geht es ja gut." "Und warum erbrichst du dann ständig?" Ich zucke unschlüssig mit den Schultern und kuschel mich wieder an ihn. Er seufzt und presst mich an sich.

Wir liegen einige Minuten eng umschlungen da, bis meine Mutter ins Zimmer kommt. "Wollt ihr beide was essen?" fragt sie. Ich will nichts." meine ich. "Ein Toast oder so wäre Klasse." sagt Zayn lächelnd. "Gerne. Was magst du denn rein?" "Schinken, Käse, Pfeffer und so. Das Übliche halt." schmunzelt er. "Verstehe." sagt meine Mutter amüsiert und lässt uns wieder alleine. Mein Freund gibt mir einen Kuss auf den Kopf. "Ich liebe dich Claire." haucht er leise. "Ich dich auch Zayn." gebe ich ebenso leise zurück. "Ich will dich niemals verlieren." sagt er und drückt mich noch mehr an sich. "Solang du mir keinen Grund dazu gibst, wirst du mich nicht verlieren." sage ich leise. "Und ich werde dir niemals mehr einen Grund geben, mich zu verlassen." sagt Zayn überzeugt. Ich schmunzel.

Mein Spinner.

Ich wuschel ihm durch die Haare. Er sieht mich mit dem 'Dein-Ernst-Blick' an. Ich lache leise und drehe ihm wieder den Rücken zu. Er zieht mich an sich und legt ein Bein über meine.

"Claire. Hey, aufwachen." weckt mich meine Mutter leise. Zayn, der hinter mir liegt, wird nicht wach. "Ja?" frage ich leise. "Ich habe eben mit dem Arzt telefoniert. Er meinte, dass nichts auf einen Krebs oder Tumor hindeutet." Vor Erleichterung fange ich an zu weinen. "W-Wirklich?" frage ich und richte mich auf. Sie nickt und mustert Zayn hinter mir kritisch. "Das bedeutet aber auch, dass du morgen einen Schwangerschaftstest machen wirst." Ich erstarre, als mir urplötzlich etwas einfällt.

Scheiße! Die Partynacht! Haben Zayn und ich da verhütet?

Ich bringe nicht mehr als ein einfaches Nicken zu stande.

Am nächsten Morgen werde ich durch Sonnenstrahlen wach und bemerke, dass Zayn nicht neben mir liegt. Innerlich hoffe ich, dass er zur Schule gegangen ist und als ich aufstehe und runter in die Küche gehe, um mir was zum Essen zu richten, wird meine Hoffnung erfüllt. Weder seine Schuhe noch Jacke oder Schultasche von ihm, sind zu sehen.

Zurück in meinem Zimmer, esse ich am Schreibtisch sitzend das Brot mit Erdbeermarmelade und spiele nebenbei ein neu entdecktes Spiel auf meinem Handy.

Das schmutzige Geschirr des Frühstücks gebe ich in den Geschirrspüler. Anschließend putze ich mir die Zähne, wasche und ziehe mich an.

In meinem Zimmer, lasse ich mich mit meinem Handy in der Hand, auf mein Bett fallen, um das Spiel weiter zu spielen, als eine Nachricht von meiner Perioden-App auftaucht. Ich klicke auf diese, da sie mich darüber informiert, dass ich meine Periode diesen Mittwoch bekommen müsste.

Vielleicht...sollte ich mit dem Test bis Donnerstag warten, um abzuwarten, ob ich meine Tage bekomme oder nicht. Aber sollte ich sie nicht bekommen, macht mir das bei meinem jetzigen Zustand wirklich Gedanken. Ich atme durch. Sicher wirst du deine Periode in den nächsten Tagen bekommen. Meine innere Stimme versucht mich zu beruhigen, doch klappt dies nicht wirklich.

Was ist, wenn meine Mutter recht hat? Wenn ich schwanger bin und meine Periode ausbleibt?

Zayn will ich davon allerdings nicht erzählen, dass ich wahrscheinlich einen Test machen werde. Ich will ihm diese Sorge nicht antun, wenn es schlußendlich unbegründet war.

Nicht, dass er einen Nervenzusammenbruch oder etwas ähnliches erleidet, da er sich die ganzen Tage über mit dem Gedanken befasst, eventuell Vater zu werden. Nein, das will ich nicht!

Aber wenn ich schwanger bin, dann kann es nur vom einen Mal nach der Party sein!

Ich seufze und fahre mir durch die Haare, um kurz darauf auf meinem Bauch zu schauen. Mit den Fingerspitzen streiche ich über diesen.

Entwickelt sich wirklich ein Baby in meinem Bauch? Mein Baby. Aber wie soll ich mich denn bitte um ein Kind kümmern, wenn ich selbst noch fast eins bin. Hey, beruhige dich jetzt erstmal. Du weißt ja noch gar nicht, ob du wirklich ein Baby in dir trägst. Mach dich nicht umsonst schon so fertig. Ich gebe meiner inneren Stimme recht, atme tief durch und beschließe, etwas raus in den Garten, frische Luft schnappen zu gehen. Es wird alles gut werden.

Pretty broken Girl ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt