44. Ich kenne dich nicht

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Zayn

Nach etwa einer halben Stunde, durften wir endlich gehen. Kaum, dass wir im Auto sitzen, fragt Bryan auch schon: "Wie kommst du darauf, dass die anderen zwei Polizisten korrupt sind?" "Nur so ein Gefühl."

Es herrscht wieder Schweigen, das ich allerdings breche.

"Und was machen wir, beziehungsweise die, jetzt?" "Herausfinden, wo Claire gefangen gehalten wird." kommt es kalt von Hannes. "Aber ich hab denen doch gesagt, wo die wohnen!" "Aber die werden nicht so dumm sein, Claire da hin zu bringen, wo sie vermutet wird!" kommt es laut von Marion, die daraufhin sofort in Tränen ausbricht.

Die hassen mich jetzt bestimmt! Die werden nicht zulassen, dass Claire nochmal in meine Nähe kommt..! Sollte sie überhaupt nochmal die Chance bekommen, in deiner Nähe zu sein... Halt die Klappe! Ich lass mir was einfallen! Ich werde sie da raus holen und wenn ich dabei drauf gehe!

Hauptsache, sie ist in Sicherheit! Aber alleine bekomme ich das nicht hin.

Hannes setzt mich bei mir ab.

"Dann...bis bald." gebe ich verunsichert von mir, doch eine Antwort bleibt aus. Nur Bryan nickt mir ermutigend zu.

Ich betrete mein zu Hause und sofort kommt mir meine Mutter freudestrahlend entgegen gelaufen, doch als sie mein Gesicht sieht, verschwindet ihr Lächeln augenblicklich.

"Schatz, was ist los?" fragt sie besorgt und legt ihre Hände auf meine Schultern. "Claire wurde entführt." Eine Mischung aus Verwirrung und Schock ist alles, was man in diesem Moment in ihren Augen zu sehen bekommt.

Das kann was werden... Ich muss ihr von meiner anderen, nicht so guten Seite erzählen...

"Was?" fragt sie nach einer halben Ewigkeit. "Wie müssen reden, Mum." sage ich leise, während ich mir die Schuhe und die Jacke ausziehen. Verwirrt sieht sie mich an. "Zayn?" fragt sie. "Komm."

Wir gehen in die Küche, wo wir uns zum Esstisch setzen.

"Was...ist mit Claire? Was willst du mir sagen?" fragt sie. "I-Ich.." Tränen brennen erneut in meinen Augen, doch halte ich diese mühevoll zurück. "Versprich mir, dass du mich danach noch liebst." Schockiert sieht mich Mum an. "Ich werde dich immer lieben, mein Sohn! Wie kannst du sowas überhaupt sagen?!" Sie kommt auf meine Seite des Tisches und drückt mich sanft an sich, wodurch ich meine Tränen nicht länger zurück halten kann und ihnen freien Lauf lasse.

"Och, Schatz. Ich werde dich immer lieben, verstanden? Du. Bist. Mein. Sohn." gibt sie eindringlich von sich. Ich schaffe es gerade so zu nicken und wische mir die Tränen weg. Mum setzt sich neben mich und mustert mich eindringlich. "Was willst du mir sagen?"

Wie soll ich nur anfangen? Oder besser; Wo?

Nach einem schweren schlucken, beginne ich zu erzählen: "V-Vor etwa drei Jahren, bevor ich auf die jetzige Schule kam, war ich...ein ziemlicher...ich nenne es mal, Herzensbrecher. Damals gab es ein Mädchen, das Diana heißt. Ich...hab ihr die große Liebe vorgegaukelt, um mit ihr zu schlafen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht, dass sie die Tochter von Maren West, der Boss einer Gang, ist. Als ich dann davon Wind bekam, fand ich das, um ehrlich zu sein, ziemlich cool. So nach dem Motto; Der Badboy und das Gang Girl. Als ich dann auf die jetzige Schule gewechselt habe, hatte ich kein Interesse an Diana mehr, da ich Claire gesehen habe. Das war noch ganz am Anfang der ersten Klasse. Außerdem hatten meine Freunde und ich die... Schulnutten und deshalb brauchte ich Diana nicht mehr, was ich ihr auch klar gemacht habe, auf eine nicht gerade rücksichtsvolle Weise. Ihr Vater wollte mit mir dann darüber reden, aber ich habe blöde Badboy-Kommentare gedruckt und ihn somit ziemlich...wütend auf mich gemacht und somit hat alles begonnen. Er hat mir gedroht, dass er mich ebenso brechen wird und ich ebenso diesen Schmerz spüren werde, wie ich es seiner Tochter angetan habe."

Ich muss erstmal kräftig Luft holen und linse zu meiner Mum, die mich mit leicht geöffneten Mund, schockiert ansieht.

Fuck..!

"Mum, ich schwöre dir, ich bin nicht mehr so! Das ist alles Vergangenheit... War Vergangenheit, bis jetzt. Diese Gang, die hat nämlich Claire." lasse ich das Fass zum Überlaufen bringen. "BITTE WAS?!" Meine Mutter springt auf. "Also ist Claire in Schwierigkeiten, weil dieser Marten sich an dir rächen will?!" "Ähm... Ja." bringe ich gepresst hervor.

Sie fasst sich an die Stirn und dreht sich von mir weg.

"Mama..." flüstere ich, doch werde von ihrer hebenden Hand unterbrochen. "Ich hab das Gefühl, dass ich dich gar nicht kenne. Das ich, DEINE Mutter, dich, MEINEN Sohn, nicht kenne!" Verletzt sehe ich zu Boden und muss erstmal kräftig schlucken. Ich stehe auf und will auf sie zu gehen, doch sie gibt mir zu verstehen, dass ich auf Abstand bleiben soll.

"Mama, ich..." "Auf dein Zimmer!" unterbricht sie mich schroff. "Aber..." "Auf dein Zimmer Zayn! Sofort!" Mit hängenden Kopf verlasse ich die Küche, doch bleibe nochmal stehen. "Ich hab dich lieb." sage ich leise, doch meine Mutter sagt nichts, geht stattdessen in das angrenzende Wohnzimmer.

Ich gehe die Treppen hoch, während meine Sicht zunehmend verschwimmt.

In meinem Zimmer gleitet mein Blick auf mein Bett, auf das ich mich fallen lasse, nachdem ich die Kataloge auf die Seite geschoben habe. Ich ziehe die Beine an und raufe mir durch die Haare, lasse die Schluchzer sowie die Tränen zu.

Mit zitternder Hand nehme ich einen Katalog in die Hand, auf dem Bilder sowie Informationen von verschiedene Wohnungen, die man kaufen und mieten kann, zu sehen sind.

Ich wollte Claire fragen, ob sie mit mir zusammenziehen möchte!

Ein plötzlicher Wutanfall überkommt mich und ich zerreiße den Katalog. Den Rest, der davon übrig ist, schmeiße ich quer durchs Zimmer, ehe ich mein Gesicht hinter meinen Händen verstecke und mich im Bett zusammenrolle.

Pretty broken Girl ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt