38. Beobachtet

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Claire

~Drei Wochen später~

Zayn und ich waren heute das zweite Mal bei meiner Frauenärztin, wegen der Schwangerschaft. Sie ist, wenn überhaupt, vielleicht dreißig und total lieb und heißt Erika.

Wir konnten sogar die Herztöne des Embrios hören, was mich zum Weinen gebracht hat und auch Zayn war nah dran, Tränen zu vergießen, doch er konnte sich mehr beherrschen als ich mich. Aber in seinen Augen standen Tränen.

Außerdem weiß ich mittlerweile, dass ich mich in der achten Schwangerschaftswoche befinde!

Inzwischen hat sich die Sorge, ob Zayn und ich Eltern werden können, beinahe vollkommen gelegt, denn ich weiß, wir schaffen das.

Wir würden alles schaffen, wenn wir es nur wollen!

Gerade gehen wir händchenhaltend durch den Wald, zu unserem Ort. Dort, wo ich ihm meine Liebe gestanden habe und unser erstes Date stattgefunden hat.

Zayns Auto haben wir am Straßenrand zurückgelassen. An der Lichtung angekommen, setzen wir uns an den Abgrund und sehen hinunter in die Stadt. Ich lege meinen Kopf an Zayns Schulter, woraufhin er einen Arm um mich legt.

"Hast du Angst?" fragt Zayn nach einer Weile und unterbricht meine Betrachtung seines neuen Tattoos, das seinen rechten Arm bedeckt. "Vor was?" frage ich nach und berühre das Mikrofon, das er sich hat stechen lassen.

Das es ein Tattoo mit Bedeutung ist, ist wohl nicht schwer zu erraten, wenn man Zayns und meine Geschichte kennt!

"Keine Ahnung... Vor unserer Zukunft, vor der Geburt." "Naja... Vor der Geburt auf alle Fälle. Ich mein, das muss ja mega schmerzhaft sein. Denk doch mal daran, wie groß ein Babykopf ist." murmel ich mit ungutem Gefühl im Bauch.

Den ganzen Tag schon, fühle ich mich unwohl. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie...fühle ich mich beobachtet, doch sehen kann ich nie jemanden.

Vielleicht flippen meine Muttergefühle aus, da ich das kleine Wesen in meinem Bauch um jeden Preis beschützen will?!

"Autsch. Das will ich mir gar nicht vorstellen." gibt Zayn mit mitfühlender Stimme von sich. "Aber Claire? Ich bin immer für dich da, okay? Egal wann, wo und warum, klar?" sagt Zayn ernst und bringt mich zum Lächeln. "Du bist süß." kommt es von mir und ich sehe zu ihm hoch. Er kneift seine Augen zusammen, ehe er mich blitzschnell mit dem Rücken auf den Boden drückt und meine Hände neben meinem Kopf mit seinen fixiert, indem er unsere Finger verschränkt. "Wir bleiben noch immer bei heiß." grinst er und setzt sich auf mein Becken. Ich muss lachen. "Aber..." "Da gibt es absolut kein aber, Baby." schmollt er spielerisch, ehe er mich plötzlich zu kitzeln anfängt. Lachend winde ich mich unter ihm und versuche seine Hände festzuhalten.

Nach einigen Sekunden lässt er von mir ab und legt sich, noch immer lachend, neben mich. Ich kuschel mich sofort an ihn ran und küsse ihn. Er fährt mit einer Hand unter mein Oberteil und verweilt auf meinem Bauch, der bereits ein klein wenig hervor sticht. "Ich liebe euch." grinst er. "Wir dich auch." lächle ich glücklich zurück und denke mir, wie viel Glück ich mit Zayn als Partner habe.

Er ist so...süß und natürlich auch heiß, aber vor allem lässt er mich nicht allein, sonder unterstützt mich und ist für mich da.

"Aber ich bin auch immer für dich da." sage ich ernst und sehe ihm dabei in die Augen. Er lächelt und nickt. "Ich weiß." Er küsst mich auf die Stirn.

Wir bleiben bis Abends hier, sehen uns den Sonnenuntergang an, machen zusammen Quatsch und schießen Fotos. Als die Sonne den Himmel in ein rot-gelbes Meer aus Wolken taucht, prickelt die Stimmung und Atmosphäre vor Romantik. Im Sonnenuntergang lieben Zayn und ich uns mehrmals, ehe wir beide zu ihm fahren und ich bei ihm schlafe.

Am nächsten Tag fährt er mich nach der Schule zu mir, bleibt aber leider nicht, da er noch etwas zu erledigen hat. Was, habe ich nicht nachgefragt.

"Mama! Papa! Bin wieder da!" rufe ich durch das Haus, doch die Antwort bekomme ich von keinen der zwei, sondern von meinem großen Bruder, der die Treppen runter gerannt kommt. "Claire! Oh mein Gott, Claire! Du wirst nie erraten, was passiert ist!" Verwirrt und neugierig zugleich, sehe ich ihn an. "Was denn?" "Ich hab ein Vorstellungsgespräch!" ruft er aufgeregt raus und vor Freude springe ich ihm um den Hals.

Bryan sucht schon so lange nach einem Job, doch wegen seiner Vergangenheit wurde er bisher immer abgelehnt, was ihn ziemlich zu schaffen gemacht hat.

"Wirklich?! Wo?! Erzähl schon!" will ich sofort alles wissen und funkel ihn glücklich an. "Als Mechaniker in einer Autowerkstatt. Samstag um 13 Uhr muss ich dort sein. Auch, wenn ich den Job noch gar nicht hab, kannst du dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, die Chance zu bekommen!" erzählt er aufgeregt. Ich strahle ihn an, während er mir immer wieder wie in Trance durch die Haare fährt. "Oh Gott, ich bin so happy." seufzt er erleichtert und legt seine Stirn an meine. "Ich drücke dir die Daumen und bin gespannt, wie deine Reaktion ausfällt, solltest du den Job wirklich bekommen." grinse ich ihn an. Er lächelt zurück und richtet sich auf.

"Ach, übrigens. Hast du Hunger? Ich hab Spaghetti Carbonara gemacht." lächelt er und genau in diesen Moment, knurrt mein Bauch auf, was uns beide zum Lachen bringt. "Dein Baby scheint hungrig zu sein." lacht Bryan und schiebt mich sanft neben sich her, in die Küche. Zusammen essen wir zu Mittag.

"Wo sind eigentlich unsere Eltern?" frage ich verwirrt, da eigentlich immer einer der beiden da ist.

Vor allem, seit die beiden wissen, dass ich schwanger bin!

"Mum musste kurzfristig für eine kranke Kollegin einspringen und muss bis Abends arbeiten. Dad müsst eigentlich in den nächsten zwei, drei Stunden da sein." klärt mich mein Bruder auf. Verstehend nicke ich. "Wie geht es dir....oder besser euch zweien?" fragt er und deutet auf meinen Bauch. Lächelnd fahre ich über die mini Ausbuchtung. "Bestens. War gestern das zweite Mal mit Zayn bei der Frauenärztin. Man kann das Herz schlagen hören. Soweit scheint sich der oder die Kleine ausgezeichnet zu entwickeln, allerdings haben Zayn und ich im Schwangerschaftskurs gelernt, dass ein erhöhtes Risiko für einen natürlichen Schwangerschaftsabbruch bis zur zwölften Schwangerschaftswoche besteht. Ich habe ehrlich ein bisschen Angst, dass ich das Kind verlieren könnte." gebe ich zögerlich zu. Bryan kaut seine Portion Nudeln fertig, ehe er antwortet: "Das wirst du ganz sicher nicht. Zayn und du, ihr werdet tolle Eltern und ich der beste Onkel der Welt." grinst mein Bruder. Ich muss schmunzeln und bin einfach froh, dass meine wie auch Zayns Familie die Schwangerschaft gut aufgenommen haben.

Apropos Zayns Familie... Zayns Eltern haben die Schwangerschaft so ziemlich gleich wie meine aufgenommen. Zuerst waren sie etwas geschockt, doch sie haben uns ihre Unterstützung versprochen.

In der Schule weicht Zayn übrigens nicht mehr von meiner Seite. Die Übelkeit hat sich glücklicherweise auch gelegt. Eng genommen, ist also alles wie vor der Schwangerschaft.

Erika hat mich allerdings vorgewarnt, dass die Übelkeit vermehrt zwischen der sechsten und der vierzehnten Schwangerschaftswoche auftritt und somit jederzeit wieder zurück kommen könnte.

Nach dem Mittagessen beschließe ich, etwas spazieren zu gehen. Das tut dem oder der Kleinen sicher auch gut.

Spontan beschließe ich, in den nahe gelegenen Wald zu gehen. Da ist die Luft auch viel besser und frischer.

Hätte ich gewusst, dass das eine folgenschwere Entscheidung ist, hätte ich mich gewiss nicht für 'die frische Luft' entschieden.

Pretty broken Girl ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt