59. Freudentränen

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Bryan

Müde setze ich mich auf und reibe mir übers Gesicht. Montag.

Eine neu Woche beginnt, auf die ich so gar keinen Bock habe.

Müde trotte ich runter in die Küche und mache mir einen Toast, den ich während der Autofahrt esse.

An meiner Arbeit, einer Autowerkstatt angekommen, beginnt die Arbeit.

Heute ist viel Arbeit, was gleichzeitig auch wieder gut ist, da so die Zeit schneller vergeht.

Ich arbeite mit einem etwa dreißig jährigen Typen zusammen, der mir alles zeigt, doch da ich schon beinahe zwei Monate hier arbeite, mache ich einige Arbeiten auch schon allein.

In der dreißig minütigen Mittagspause hole ich mir mein Essen aus der Kantine. Heute gibt es Spaghetti.

Erschöpft lasse ich mich im Pausenraum auf den Sessel fallen und fange lustlos an zu essen, die Gedanken bei meiner Schwester.

Ich komme einfach nicht drauf klar, dass sie tot ist! Das ich sie nie wieder sehen werde!

Ein Kollege kommt herein und nickt mir zur Begrüßung zu, ehe er aus dem Kühlschrank ein Getränk raus nimmt und den Raum mit diesem wieder verlässt.

Nachdenklich blicke ich durch das Fenster nach draußen, auf die Straße. Auf die Menschen, die ihr Leben leben. Leise seufze ich auf.

Ich vermisse Claire so sehr!

Leicht zucke ich zusammen, als das Klingeln meines Handys mich aus meinen Gedanken holt. Verwirrt hole ich es aus meiner Arbeitshose und sehe auf den Bildschirm. Meine Mum.

Ich hebe ab und ehe ich auch nur Hallo sagen könnte, kommt mir meine Mutter zuvor. "Sie haben sie!" ruft sie schluchzend ins Telefon und lässt mein Herz einen Moment aussetzen.

Claire?

"Die Polizei haben die Verdächtigen und deren Versteck gefunden und werden es gegen drei Uhr mit einer Spezialeinheit stürmen!" Ich schaue auf die Uhr. Halb zwei.

Auch wenn ich eine deutliche Erleichterung spüre, bleibt der bittere Beigeschmack.

Also haben sie nicht Claire gefunden...

"Und wo ist das Versteck?" höre ich mich wie in Trance fragen. "Das bleibt bis zum Zugriff geheim. Die Polizisten haben nur gemeint, dass es wohl ziemlich abgeschieden sei." Sie holt Luft, um gleich darauf weiter zu sprechen. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass sie diese Psychopathen so gut wie haben!" weint sie. Auch mir steigen Tränen in die Augen.

Freudentränen, da man die Täter bald zur Rechenschaft ziehen wird!

Am liebsten würde ich alle, die Claire etwas angetan haben, foltern und umbringen, aber das würde zu nichts führen außer, dass ich in den Knast wander, ohne wieder hinaus zu kommen!

"I-Ich... Ich werde das Zayn weiter sagen, okay?" Einige Sekunden kommt keine Reaktion von ihr, bis sie schließlich sagt: "Na gut." "Dann sehen wir uns später." "Bis später." Die Verbindung bricht ab.

Ich wähle Zayns Nummer und rufe ihn an. Gerade, als ich auflegen will, da keiner ran geht, höre ich seine Stimme.

"Hallo." "Hey. Es gibt... gute Nachrichten. Die Polizei wird heute um drei Uhr das Versteck von Claires Peiniger stürmen." Einige Momente vergehen, ehe Zayn wieder spricht.

"Wirklich? Wo ist dieses Versteck?" "Keine Ahnung. Das bleibt anscheinend geheim." "Sollte ich denen auch nur einmal begegnen, bringe ich sie um." kommt es ohne große Emotion von Zayn. "Überleg dir gut, was du machst. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass das Gefängnis kein Ort ist, wo du freiwillig hin willst." "Das ist mir ziemlich egal." Ich seufze.

"Dann mach es wenigstens für Claire nicht. Sie hätte sicher nicht gewollt, dass du dein restliches Leben hinter Gittern verbringst." Schweigen in der Leitung. Ein Seufzen. "Okay." kommt schließlich seine Antwort.

Hoffentlich macht er wirklich keine Scheiße!

Wir reden noch ein wenig miteinander. Aus seiner Stimme höre ich, dass er nicht ganz hier ist, aber verübeln kann ich es ihm nicht. Er liebt Claire und sie... sie ist tot.

Da kann ich verstehen, dass er neben der Spur ist. Es geht mir ja nicht anders!

Nach der Pause, die um zwei Uhr endet, mache ich mich wieder an die Arbeit, doch so richtig konzentrieren kann ich mich nicht, da ich laufend die Uhrzeit checke. Als es schließlich fünfzehn Uhr ist, erreicht meine Nervosität den Höhepunkt.

Was ist, wenn etwas schief geht? Wenn die Polizisten getötet werden? Wenn die Täter entkommen?

Um halb vier habe ich aus und bemerke erst dann die vier verpassten Anrufe von Mum. Sofort rufe ich zurück. Einige Sekunden läutet es, bis sie abhebt.

"Hey Mum. Hatte eben aus." sage ich. "Hallo." "Was ist los?" frage ich sofort alarmiert, als ich ihre schwache Stimme höre. "Es wurden zwei Männer festgenommen. Einer davon ist wohl auf einem Video zu sehen, das Zayn zu geschickt wurde. Die anderen Männer konnten fliehen. Drei Polizisten wurden verletzt und fünf getötet." weint sie los.

Nein!

"Aber... Wie? Ich meine, das war doch eine Spezialeinheit." sage ich verwirrt. "I-Ich weiß es nicht. Mir wurde bisher nur so viel gesagt." weint sie. "Wo bist du? Hat man dich angerufen?" frage ich verwirrt, da mir das ziemlich merkwürdig vorkommt. "Nein. Ich sitze auf der Polizeiwache und warte schon über eine Stunde darauf, dass man mir genauere Informationen gibt." "Verstehe. Ich komme zu dir." "Okay. Dann bis gleich." "Bis gleich." Ich trenne die Verbindung, steige in mein Auto und fahre los.

An der Polizeiwache angekommen, werde ich zu meiner Mutter gefahren. Mein Vater ist ebenfalls hier und tröstet sie.

Wir sitzen keine Ahnung wie lange hier, im Büro mit den drei Polizisten, die für Claire zuständig sind, bis sie wieder neue Informationen erhalten.

"Es wurden im Keller des Bunkers drei Männer, die in Zellen eingesperrt wurden, gefunden. Zwei davon tot. Einer schwebt derzeit in Lebensgefahr. Sie waren wohl Gefangene. Unsere Leute vermuten auch, dass das der Keller ist, in dem Claire gefangen gehalten wurde."

Betroffen sehe ich zu Boden und schlucke schwer.

Das alles zu hören, wirkt so surreal.

"Haben... Hat man irgendwas von... von Claire gefunden?" Die Polizisten sehen sich gegenseitig an, sagen jedoch nichts. "Dann frage ich anders. Was hat man gefunden?"

Ich will es verdammt nochmal wissen! Hierbei geht es um meine kleine Schwester!

"Blut. Ob es ihres ist, wird im Labor untersucht." Meine Mutter fängt erneut an zu weinen. Mein Vater nimmt sie mit mitleidigem Blick in den Arm, während ich bloß zu Boden starre und am verzweifeln bin.

Ich weiß, dass Claire für tot erklärt wurde und dennoch hat sich bis jetzt ein kleiner Funke Hoffnung in mir verankert. Dieser jedoch, erlischt gerade ein gutes Stück, als die Polizisten vermuten, dass es sich um Claires Blut handelt.

Wenn es wirklich Claires Blut ist, dann ist sie mit Sicherheit tot.

"Wann ist das Ergebnis da?" fragt Dad. "Das können wir nicht genau sagen, aber ich werde schauen, dass das Ergebnis spätestens morgen Abend da ist." Wir nicken und ich atme durch.

Bitte sei nicht Claires Blut!

Ich spüre mein Handy vibrieren, weshalb ich es aus meiner Hose ziehe und sehe, dass Zayn versucht, mich zu erreichen. Ich hebe ab.

Er will wissen, ob es schon was neues gibt. Ich erzähle ihm alles, was ich bisher weiß. Er wirkt sehr nachdenklich und stellt merkwürdige Fragen wie: "Weißt du, wie es rund um den Bunker aussah? War da nur Wald oder was auffälliges?" Natürlich weiß ich es nicht und kann ihm diese Frage dadurch auch nicht beantworten.

Abends lasse ich mich erschöpft in mein Bett fallen, doch an schlafen ist nicht mal ansatzweise zu denken. Viel zu viele Gedanken prasseln auf mich ein, die mir Kopfschmerzen bereiten.

Pretty broken Girl ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt