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Wir stehen im Schatten eines verlassenen Hauses, in einer heruntergekommenen Gegend, in der man sich mit Sicherheit nicht aufhalten würde wenn man genug gesunden Menschenverstand hätte. Die einzigen Menschen außer uns sind diese widerwärtigen Rassisten, die wir gerade beobachten. Ich frage mich immer wieder ob es so schlau ist dabei zu sein, wenn die Cops jeden Moment ihr Haus stürmen. Aber dieser eine kleine Teil von mir will es nicht nur wissen, sondern sehen das endlich Gerechtigkeit waltet.

„Die Cops müssten doch schon längst da sein, wieso zur Hölle sehe ich hier keine?" flüstert Isaac. Augenverdrehend wende ich mich zu ihm rum und bedeute ihm mit der Hand endlich still zu sein.
Wenn Isaac eins ist, dann die Definition von ungeduldig. Jedes mal wenn wir uns das Spektakel ansehen, fängt er schon an zu quengeln bevor wir überhaupt losgefahren sind.
Würde ich es nicht besser wissen, würde ich denken er ist 4 Jahre alt und nicht 25 Jahre. Mit seinem breiten Körperbau würde man auch eher denken dass er der größte Frauenheld ist, aber tatsächlich ist er ein ziemlicher Nerd der nur gerne trainiert. Tja der erste Eindruck täuscht, das müsste ich wohl am besten wissen.

Maya meine beste Freundin schmunzelt mich an als wir dunkle Wagen in der Gasse halten sehen. Wir gehen noch tiefer in die Hecke des Hauses um nicht gesehen zu werden, ehrlich gesagt wüsste ich auch nicht was wir der Polizei erzählen würden, warum wir drei in einem Busch aufeinander hocken.

Immer mehr Wagen kommen dazu, denn scheinbar wird das eine Großrazzia. Das ist doch ganz nach meinem Geschmack.

„Wenn die Polizei rein geht, sollten wir uns direkt verziehen." erwähne ich. Isaac guckt mich nur entgeistert an „ Wo bleibt da der Spaß?"
„Wenn du es als Spaß siehst ins Kreuzfeuer zu geraten, kannst du gerne alleine hierbleiben. Maya und ich wollen immerhin noch ein paar Cocktails trinken gehen."

„ Isaac sie hat recht, wir machen es so wie immer. Wir gehen so schon genug Risiko ein, wenn wir der Polizei immer alles anonym stecken." erwähnt Maya, die auch mal beschließt Isaac den Blödsinn auszureden.
„Ist ja gut, aber die Cocktails gehen auf euch."
Isaac zwinkerte uns zu, als ob er uns damit überreden könnte.
„Ne, du bist dran, denn schließlich war Maya es die uns die Infos hier rüber angeschafft hat." lache ich. Leider etwas zu laut da Maya mich sofort wütend anfunkelt.

Nach ca. 20 Minuten weiteren warten, sehen wir wie die Polizei langsam zum Gebäude vorrückt. Keiner von uns bewegt sich in diesem Augenblick auch nur 1 cm. Wie gebannt sehen wir zu wie die ersten vor dem Gebäude auf dem Boden gedrückt werden.
Und direkt bricht ein Chaos aus, überall laufen Leute rum. Laute Schreie zerreißen die sonst so ruhige Nacht, ob aus Angst, Wut oder vielleicht sogar durch Schmerzen, da die ersten Schüsse schon gefallen sind weiß ich nicht. Und es interessiert mich nicht, denn die Schweine haben den Tod verdient. Was ich aber weiß ist, dass wir hier schleunigst abhauen müssen.

Als ich mich auf richte sehe ich dass die andern das auch getan haben, also schleichen wir zurück durch die Dunkle gasse ohne ein Wort zu wechseln.
Obwohl wir nur zugesehen haben rast durch meine Venen viel Adrenalin. Es ist jedes Mal ein Kick zu sehen das solche Leute endlich das bekommen was sie verdienen, mit dem Wissen das wir dafür verantwortlich sind.

Ich habe die beiden vor bald eineinhalb Jahren kennen gelernt und sie sehen die Welt genauso wie ich. Ein ungerechtes Gleichgewicht in den die Minderheit, die schwächeren, oder eigentlich ganz normale Leute terrorisiert werden.
Irgendwie ist es passiert dass wir uns zusammen getan haben und was dagegen tun wollten. Und hier sind wir jetzt, nachdem ich die Rechner von dieser ach so tollen Organisation gehackt habe.
Dafür dass die denken sie sind Unnahbar, war ihr ganzes System miserabel geschützt und dazu muss ich sagen, dass ich das noch nicht mal so gut kann wie mein Bruder.

Lächerlich.
Diese rassistischen Monster sind in meinen Augen eines der wenigen Dinge, die es nicht verdient haben zu leben.

Als wir endlich einige Straßenlaternen sehen kam unser Auto in Sicht. Die letzten Meter rannten wir los, hastig rissen wir die Autotüren auf um uns reinzuwerfen.
Schwer atmend fangen wir an zu lachen, warum man auch immer sowas in dieser Situation tut.

„So meine Babes jetzt wird getrunken" erklärt Isaac.
„ Ich glaube ich lasse mich volllaufen." kam es von Maya. Die beiden vertiefen sich in ein Gespräch darüber was sie gleich alles trinken werden, während ich mein Handy abcheckte.
Mal wieder keine Nachrichten, das hatte ich auch zu erwarten, immerhin habe ich schon vor fast 2 Jahren meinen Freund verloren. Dann habe ich nur noch meine Familie die weiter weg wohnt, zu der das Verhältnis aber eher kompliziert als gut ist.
Zu meinen Freunden habe ich auch eher den Kontakt verloren, nach dem Umzug vor eineinhalb Jahren.

Zum Glück werde ich aus meinem inneren Dialog entrissen als wir anhalten um in die Bar zu gehen.

***

„Heyyy, Luna lass mal noch in den Club Devil der soll richtig gut sein" ruft mir Maya entgegen. Hier in der Bar wurde es immer stickiger in den 2 Stunden die wir hier waren, also empfand ich die Idee als gut.
Isaac lehnt sich zu mir rüber um abzulehnenden. „Ich denke ich bin raus aber ihr könnt euch noch in meinem Wagen umziehen, immerhin ist der Club was schicker und ihr habt ja immer euren Scheiß in meiner Karre"

Eigentlich ist es totaler Unsinn dass wir unsere Sachen immer in seinem Auto haben, aber da wir geplant hatten noch aus zu gehen und nicht wussten wohin, haben wir uns zum Glück etwas schickere Kleider mitgenommen. Also erwidere ich keine Proteste, dann schließlich ist sein Auto heute unser fahrbarer Kleiderschrank.

Ich nicke ihm zu und harke mich bei Maya unter. Eigentlich bin ich noch gar nicht so betrunken aber ich merke dieses glückliche Gefühl und die Bereitschaft noch was verrücktes zu machen.

Als wir uns bereits umgezogen haben fällt mir auf, dass ich gar nicht darauf geachtet habe ob jemand am Auto vorbeigeht. Genervt von mir selbst verdrehe ich die Augen und rufe Isaac wieder zum Auto.
„Du kannst los fahren kleiner"
„ ich bin nicht klein, ich kann nur nichts dafür dass du so riesig bist." damit hat er recht denn er ist wirklich nur 2 cm größer als ich, weil ich bereits 1,77cm bin.
„ Isaac, das sind die guten deutschen Gene." was vermutlich absoluter Schwachsinn ist aber was besseres fiel mir darauf nicht ein.

Als ich sieben war sind wir von Hamburg nach Boston gezogen, da mein Vater ein unausschlagbares Job Angebot bekommen hat, wie meine Mutter immer sagt. Was später das Verhängnis unserer Familie wurde. Immerhin war er so gestresst von der Arbeit, dass er irgendwann Alkoholiker wurde und ich bereits in meiner Jugend depressiv geworden bin und mich selbst verletzt habe. Ich konnte damals damit nicht umgehen geschlagen und psychisch fertig gemacht zu werden. Wer kann das schon.
Ich habe das zwar schon alles lange hinter mir, aber die Narben auf der Innenseite meine Arme werde ich mein Leben lang tragen. Ein Zeichen dass ich gekämpft habe. Überlebt habe.
Mein damaliger Freund Noah war dabei eine große Stütze, auch wenn ich ihn nicht mehr habe, geht es mir gut. Ich liebe das Leben und kämpfe für eine bessere Welt.

„ Los aussteigen, ich will ins Bett. Passt auf euch auf und wenn was sein sollte, ruft an." gähnt Isaac zu uns rüber.
„Also auf gehts machen wir den Club unsicher!" ruft Maya

FEAR - Dario Mendoza II MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt