Kapitel 11

4.8K 141 0
                                    


Wir schlichen zusammen durch die Gänge, bis ich Stimmen hörte. Ich blickte um die Ecke und sah eine Angestellte in unserem Weg. Entschlossen, dass das jetzt nicht so kurz vorm Ziel enden würde, musste ich mir spontan was einfallen lassen. "Okay warte hier, ich lasse mir was einfallen." Flüsterte ich ihr rüber. Sie nickte und drückte sich tiefer in den Schatten der Ecke.

Schnurstracks lief ich auf die beiden zu, die mich gar nicht zu beachten schienen. "Ich möchte, dass ihr Darios und mein Schlafzimmer vorbereitet. Überall auf dem Bett und drumherum sollen Rosenblätter sein." "Natürlich, das erledigen wir sofort." Antwortete eine der beiden und damit gingen sie weg. Ich sah mich kurz um, aber die Luft war rein. "Du kannst kommen." Sagte ich leise.

Nach wenigen Minuten kamen zu dem Dienstboten Ein- und Ausgang, ich hoffte das jetzt niemand zu seiner Arbeit kam oder ging. Eins war klar, keiner ging davon aus, dass jemand das hier finden würde, der sich nicht auskennt. Das war auch so, aber noch weniger rechneten sie damit, dass jemand bei der Flucht helfen würde. Ich drückte ihr etwas Geld in die Hand. "Ich habe einen Uber für dich gerufen, er steht am Ende der Straße und wartet auf dich. Lauf durch den Wald einfach gerade aus. Ich warne dich noch mal, du darfst nicht trödeln, sonst bekommen sie dich. Es kann auch sein, dass sie vorher merken, dass du weg bist, also verspreche ich nicht, dass es klappt." Sie griff kurz nach meiner Hand. "Danke."

Damit lief sie geduckt in den Wald und drehte sich nicht einmal um. Zufrieden jemanden evtl. hier rausgeschafft zu haben, drehte ich mich um und betete das niemand herausbekam, dass ich daran schuld war. Langsam ging ich die Treppe hoch und achtete darauf, dass mich niemand sah. Gerade ging Darios Mutter in den Flur, weswegen ich nochmal kurz zurückging. Als sie in den Garten abbog, entschied ich mich zu meinen Hunden zu gehen. Es war besser, wenn ich behauptete, ich wäre bei meinen Hunden gewesen. Schnell huschte ich zu dem Gehege und holte beide raus.

Ich ging mit ihnen zum Frühstückstisch und setzte mich neben Dario. Okay komme was wolle, sollte ich mir nichts anmerken lassen. "Wo warst du heute Morgen?" Fragte ich Dario. Er schaute zu mir. "Wir mussten heute Nacht noch was erledigen." Ich zog die Augenbrauen hoch, kommentierte das aber nicht weiter. "Möchtest du einen Kaffee?" Fragte er kurz danach. Lächelnd nickte ich und griff zu der Schüssel mit dem Rührei. Das Essen war jeden Tag wie im Hotel. Der Gedanke, dass ich mein restliches Leben im Luxus verbringen würde, war nach wie vor etwas fremd.

Gerade als wir alle fertig waren, wollte ich aufstehen und hoffte, dass sie schon auf dem Weg zum Flughafen war oder am besten im Flugzeug. "Äh denkt ihr, sie ist schon wach?" Fragte Salvador seine Brüder. "Wer?" Fragte Nora irritiert und auch ich versuchte möglichst blöd zu gucken. Sarah hingegen schloss kurz die Augen, als wüsste sie, was das hieß. Ich sah erwartungsvoll von Bruder zu Bruder. "Wahrscheinlich schon, das Betäubungsmittel sollte langsam aus ihrem Blut sein." Sagte Leo gefasst.

"Was meint ihr bitte?" Fragte ich mit zusammen gezogenen Augenbrauen und sah zu Dario, der leicht schmunzelte. Doch er gab mir auch keine Antwort. "Ich habe heute Nacht eine Frau gefunden, die ich haben wollte. Wir haben sie mitgenommen." Erklärte Salvador mit ruhiger Stimme. Er sah ziemlich gut gelaunt aus, dafür das er heute Nacht einen Menschen entführt hat. Na ja, das ist wohl ich täglich Brot. Ich wollte wenigstens noch einige Minuten Zeit schinden.

"Wo hast du sie denn gefunden?" Wobei ich das gefunden mit meinen Fingern in Gänsefüßchen setzte. Dario lachte leise auf. "Ich habe sie gesehen, als sie über die Straße ging. Dann habe ich meine Brüder gerufen, damit sie mir helfen konnten. Als wäre es Schicksal gewesen, hat sie auf einer Bank gesessen, bis sie da waren." Ich konnte bei der Erzählung einfach nur den Kopf schütteln.

Leider rutschte mir was über die Lippen, das ich besser für mich gehalten hätte. "Fühlt ihr euch nie schlecht deswegen?" Von Salvador bekam ich keine Antwort, aber von Dario. "Du sitzt doch jetzt hier und bist nicht unglücklich." Ich lachte einmal auf und sah zu ihm. "Ja das stimmt. Aber wäre ich in meinem anderen Leben noch glücklich gewesen, hätte ich mich vermutlich lieber umgebracht, als mir vorzustellen, dass das hier mein Leben geworden wäre. Das kann man also nicht vergleichen. Es kommt wahrscheinlich darauf an, wie der Charakter eines Menschen ist." Dabei blickte ich kurz zu Sarah und Nora. Die beiden hatten sich abgefunden, aber ich hätte das vermutlich nicht an ihrer Stelle.

Er kniff seine Augen etwas zusammen. "Ich will damit sagen, dass nicht jede Frau damit zurechtkommen würde oder wird. Früher oder später wird das nach hinten losgehen." Beendete ich meine Erklärung und sah in die stumme Runde am Tisch. "Ich denke, du hast damit recht, Luna. Ich wäre beinahe daran zerbrochen." Erklärte Sarah. Dankbar für die Unterstützung lächelte ich sie an.

"Da können wir aber froh sein, dass ihr kein Mitsprache recht habt." Knurrte Leonardo und funkelte Sarah wütend an, doch sie ließ sich nicht sonderlich stark davon beeindrucken. "Das haben wir ja quasi nie." Fauchte plötzlich Nora, von der ich sowas nie gewöhnt war. "Dios, was ist denn in dich plötzlich gefahren?" Fragte Sergio seine Frau. "Ist doch so! Ihr macht immer, was ihr wollt. Wir dürfen ja nicht mal ins Café, ohne euch zu fragen¡" Brüllte sie aus tiefster Seele.

Okay, mit so einer Diskussion hatte ich nicht gerechnet. Belustigt lehnte ich mich in meinen Stuhl zurück und betrachtete das Treiben vor mir. Nach 15 unterband aber dann der Vater diese Situation. Feste schlug er mit der Faust auf den Tisch. "Es reicht." Brüllte er. "Wo sind wir denn hier? So reden wir beim Frühstück nicht miteinander." Ertönte weiterhin seine laute Stimme.

"Salvador, hol deine Frau, dann wird sie noch essen. Wir warten hier." Erklärte er schon deutlich ruhiger. Das war dann aber der Moment, wo mein Herzschlag schneller wurde.

FEAR - Dario Mendoza II MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt