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Heute war Samstag, also Sarahs und Leos Hochzeit. Leider war ich todmüde, da wir noch bis tief in die Nacht auf dem Dach waren. Dieser Mann war unersättlich, selbst als wir auf seinem Zimmer waren, hatte er mich nicht schlafen lassen. Völlig erschöpft und wund stand ich erst gegen 12 Uhr auf.

„Dios Luna! In zwei Stunden fängt die Trauung an." Ertönte die schrille Stimme von Maria. Gequält zog ich mir die Decke erneut über den Kopf. „No Aufstehen. Jetzt."
Plötzlich wurde mir die Decke weggerissen. Genervt stöhne ich auf und setzte mich an die Bettkante.

„Wir müssen uns beeilen. Du siehst ja furchtbar aus." Tönte die Stimme von Maria vor mir. „Na vielen Dank auch." murmelte ich und folgte ihr. Auf dem Weg sah ich, dass das ganze Haus in Aufregung war. Überall rannten Bedienstete herum und auch Leute die ich noch nie gesehen hatte.

„Hier ist ja ordentlich was los." Staunte ich. „Sí heute kommt die ganze Familie." Ich schaute mich um und sah das in der unteren Etage, überall aufwendige Blumengestecke lagen. In jedem Winkel wurde geputzt, selbst in Ecken wo absolut niemand hinsah. Ich war eher der Typ der den Dreck unter den Teppich kehrte. Aber jeder so wie er wollte.

„Du warst gestern Abend nicht da um dir ein Kleid auszusuchen, also habe ich das für dich gemacht." Sagte sie als sie eine Doppeltüre aufschwang. „So, heute braucht sie etwas um die Augenringe abzudecken." Richtete sie sich an die Visagistin.
„Oh ja ich sehe schon. Nichts was ich nicht hinbekomme." Erklärte diese.
„Abermals vielen Dank auch." Nuschelte ich erneut.

„So wir fangen mit deinen Gesicht an, da werden wir am längsten brauchen." Sie drückte mir einen Pinsel ins Gesicht und traf dabei mein Auge. „Sag mal gehts noch?" Fauchte ich sie an. Sie schenkte mir nur einen bösen Blick. Was hatte ich ihr denn angetan? Genervt hielt ich still, damit sie mir kein Auge ausstach.

Nach einer Stunde war ich fertig und schlüpfte in das Kleid, was vermutlich Darios gute Laune in einer Sekunde schwinden ließ. Zu tief atmen durfte ich in dem Fetzen nicht. „Maria das Kleid ist ja ganz schön, aber was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?"
Sie sah schmunzelnd zu mir. „Sowas habe ich auch immer gerne getragen. Also dachte ich mir das du das auch kannst."

Um Himmels Willen diese Frau war wirklich verrückt. So ein Kleid hätte ich mir nicht freiwillig ausgesucht.
Kopfschüttelnd schaute ich kurz in den Spiegel, bevor wir auch schon runter gingen. Plötzlich griff mir die Visagistin an den Arm und wirbelte mich herum. „Was?" Fragte ich sie genervt.

„Glaub nicht das du Dario wirklich reichst." Zischte sie wütend. Ah deswegen wollte sie mir mein Auge ausstechen. Sie war eine von Darios Betthäschen. „Wie war nochmal dein Name?" Entgegnete ich.
„Elaine." Gab sie hochmütig an. „Schön Elia. Die Sache ist nur die, Dario wird mich heiraten und nicht dich. Also geh mir lieber aus dem Weg, bevor ich mich vergesse."

Ich schubste sie unsanft beiseite. Beim Gehen drehte ich mich nochmal zu ihr um. „Entschuldige bitte, ich habe deinen Namen schon wieder vergessen. Die Dienerschaft ist und bleibt so unwichtig, das man sich sowas einfach nicht merkt."
Ich sah wie ihr Gesicht vor Wut verzerrt war, gab ihr aber nicht die Möglichkeit zu antworten. Gut gelaunt lief ich schnell den Weg zu den anderen herunter.

„Wo warst du denn jetzt schon wieder?"Fragte Maria gestresst. Schuldig sah ich zu ihr. „Entschuldige, ich dachte ich hätte einen großen Schmutzfleck gesehen." Sie zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts mehr.
„Meine Kinder sind die Trauzeugen, weswegen sie schon in der Kirche sind. Wir treffen sie dort wenn die Trauung beginnt."

Geschockt setzte ich mich neben sie in den Wagen. In so einem Fetzen sollte ich in die Kirche. Daran hatte ich ja mal gar nicht gedacht. Ich werde sowas von in der Hölle landen.

Die Fahrt ging schnell und als wir ankamen, wurde mir von der Menge der Menschen beinahe schlecht. Niemals würden sie alle da rein passen. Zögernd stieg ich aus und fragte mich unwiderruflich, wer schon alles gemordet hatte. Einfacher wäre es wohl gewesen, die rauszusuchen die es nicht getan hatten.

Wir begrüßten einige sehr Angsteinflößende oder schmierige Personen. Die wenigsten waren irgendwie höflich. „Buenos días." Begrüßte uns ein älteres Pärchen. „Hallo." Gab ich kleinlaut zurück.
„Luna, das sind meine Schwiegereltern." Erklärte Maria. „Freut mich Sie kennenzulernen." Erklärte ich ihnen.

„Du bist also Darios Verlobte. Du bist noch schöner als auf den Bildern." Erklärte die Frau. Welche Bilder? „Ähm Dankeschön."
„Wann wollt ihr denn Heiraten?" Fragte sie lächelnd. Geschockt riss ich meine Augen auf. „Na hoffentlich nicht allzu bald." Platzte es mir heraus. Das Pärchen lachte und redete danach mit Maria auf Spanisch.

Die sind ja alle nicht mehr ganz dicht. Ich drehte mich etwas, um mich umzusehen. Oder eher nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen. Leider kannte ich niemanden, der mich retten würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit, gingen die Großeltern in die Kirche.

„So wir sollten jetzt auch rein. Es geht gleich los." Erklärte Maria lächelnd und ging zur Kirche. „Wo ist eigentlich Nora?" Fragte ich.
Wie konnte ich sie überhaupt vergessen. Lag wahrscheinlich daran, das ich sogar jetzt im stehen schlafen könnte.
„Oh sie ist schon hier mit meinen Eltern. Im Gegensatz zu dir, war sie morgens schon fertig und wollte bereits los, um bei den letzten Vorbereitungen zu helfen."

Nickend folgte ich ihr in die vorderste Reihe und setzte mich neben Nora, die deutlich fitter war. „Hey." begrüßte sie mich. Ich umarmte sie kurz und lehnte mich an die unbequemen Bank an.

Ein Pastor trat ein und begrüßte einige Leute lächelnd persönlich, bevor er an den Altar trat. War der so ne Art Heiliger Mafiosi oder jemand der nicht wusste das seine Kirche voll mit Sündern war?
Ich schnaubte leise über meine eigene Gedanken, was mir einen bösen Blick von Maria einbrachte.

Ich hob beschwichtigend meine Hände und richtete meinen Blick wieder nach vorne. „Liebe Gemeinschaft. In wenigen Augenblicken beginnen wir."
Im Hintergrund wurde Musik gespielt, zu der jemand mit einer wunderschönen Stimme sang. Nun sah ich wie alle Brüder einen Seiteneingang benutzen und in die Kirche traten. Leo stellte sich direkt vor den Altar und seine Brüder stellten sich hinter ihm auf.

Es änderte sich die Musik und alle drehten sich nach hinten. Gerade wollte auch ich mich umdrehen, als mein Blick zu Dario glitt. Sein Kopf drehte in meine Richtung und als er mich sah, riss er die Augen weit auf. Seine Lippen presste er zu einer schmalen Linie, während sich seine Brust rasend bewegte. Oh Oh.

Ich lächelte leicht um ihn etwas zu besänftigen, allerdings bewirkte ich damit eher das Gegenteil. Er schüttelte leicht den Kopf und schloss seine Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er noch wütender aus. Schnell wand ich meinen Blick ab und sah zu Sarah. Sie war atemberaubend schön und grinste so breit, das ich einfach wusste sie war glücklich.

Obwohl ich seine Blicke förmlich spüren konnte, gab ich mir die größte Mühe nicht in seine Richtung zu sehen.
Leo nahm lächelnd die Hände von Sarah, als der Pastor mit der Trauung begann.

FEAR - Dario Mendoza II MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt