9

7.6K 186 17
                                    

Jetzt drehe ich mich um und funkel ihn böse an. „Ganz sicher nicht!" mein Blick gleitet ungewollt seinen Körper hinab. Er hat unzählige Tätowierungen auf seinem definierten Oberkörper. In meinen Wangen steigt eine plötzliche Hitze auf und ich spüre deutlich wie meine Mitte auf diesen Anblick reagiert.

Schnell reiße ich meinen Blick ab und sehe ihm ins Gesicht. Natürlich ist ihm längst aufgefallen wie ich ihn gemustert habe.
„Mi corazón du brauchst dich vor mir niemals zu verstecken."

Ich weiche einige Schritte zurück, obwohl es eher ein stolpern war. „Ich verstecke mich nicht, ich will nur meine Ruhe haben." antworte ich patzig.

Seine Augen verdunkeln sich deutlich. „Ich habe dir bereits gesagt das du so nicht mit mir sprechen sollst."
„Pech gehabt, ich bin so, leb damit od—."
Weiter kam ich nicht, denn er hat die Lücke zwischen uns geschlossen. In einer Geschwindigkeit die Unmenschlich sein sollte, griff er in mein Haar und zog meinen Kopf daran zurück, so das nur wenige Zentimeter zwischen unseren Lippen lagen.

„Legst du es darauf an das ich dich übers Knie lege mi hermosa?" raunt er mir zu. Mit großen Augen schüttle ich meinen Kopf, obwohl ich spüre wie sich ein pulsieren in mir breit macht.
„Ich will das du mir antwortest." erklärt er während er sanfte Küsse an meinem Hals platziert.

Ich fange an zu zittern und schlucke stark bevor ich es schaffe ihm zu antworten.
„Nein.. ich... es tut mir leid."
Er lehnt sich zurück und fährt mit seiner freien Hand über meine Lippen.
„Schlaf jetzt mi hermosa."

Damit wendet er sich ab zieht sich fertig um und verlässt das Zimmer mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen.

Was war das denn?
Einen Augenblick stehe ich wie angewurzelt da bevor ich mir die Jogginghose anziehe. Das Shirt schmeiße ich auf den freien Sessel, bevor ich mich in die weiche Bettwäsche kuschle.

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis ich es schaffe in einen Traumlosen Schlaf zu fallen.

***

Ich werde von warmen Sonnenstrahlen wach, die das ganze Bett aufgewärmt haben. Langsam Strecke ich meine Beine über die Kante und bleibe einen Moment sitzen. Was soll ich jetzt machen? Ich stecke hier fest.

Ich stehe auf und ziehe mir wieder die Jeans an um mich etwas umzusehen. Immerhin wollten sie mich ja holen kommen und in diesem Haus rumlaufen wollte ich definitiv nicht. Also gehe ich in seinen Kleiderschrank. Bei dem Gedanken das ich in einen Kleiderschrank gehe, der so groß wie mein Schlafzimmer ist, muss ich leise lachen. Ich verstecke die Scherbe aus meinem Ausschnitt zwischen einigen Kleidungsstücken, in der Hoffnung dass er bei der Auswahl nicht zu diesen greift.

Er hat guten Geschmack. Viele Anzüge, Hemden, aber auch normale Kleidung die ein Vermögen kosten muss. Als ich zurück ins Schlafzimmer gehe, betrachte ich einen Moment das Bett. Ich hoffe sehr das ich es nicht mit ihm heute teilen muss.

Da in jedem Buch dass ich über die Mafia gelesen habe, Waffen im Nachttisch versteckt sind, lohnt sich sicherlich ein Blick da rein. Also gehe ich schnurstracks zu seiner Schublade und ziehe sie auf. Stirnrunzelnd betrachte ich den Inhalt. Eine definitiv unnatürliche hohe Menge an Kondomen springt mir fast entgegen, daneben liegt tatsächlich eine Waffe.

Das ist nicht dein ernst oder?
Er lässt mich wirklich zurück mit einer Waffe? Ich nehme sie sehr vorsichtig raus aus Angst mir selbst in den Fuß zu schießen. Ich betrachte sie eine ganze Weile und merke nicht mal das jemand eingetreten ist.
Plötzlich sehe ich eine Schatten wodurch ich mich schlagartig umdrehe.

„Wow also ich wollte dich nicht erschrecken. Vielleicht legst du die lieber wieder weg." erklärt Aurora lachend, aber trotzdem mit Angst in den Augen.

„Keine Sorge ich weis nicht mal wie man die benutzt." Ich lege die Waffe dahin zurück wo ich sie her habe. Und gehe auf Sie zu „Sag mal, haben hier alle Waffen in eurem Nachttisch?"
Sie verdreht die Augen und erklärt deutlich erleichtert „Nein definitiv nicht, aber alle Männer im Haus."

„Die Kleider sind da, ich würde sagen du brauchst ein Kleid das deine Langen Beine zur Geltung bringt und vielleicht noch einen tiefen Ausschnitt, damit du Dario auf die Palme bringen kannst." während der Erklärung hat sie mir einen Arm um meine Schultern gelegt und schleift mich unnachgiebig durch die Gänge es Hauses.

Diese Situation hat wirklich was freundschaftliches, weswegen ich auch den Grund vergesse warum ich überhaupt hier bin.
Scheinbar gibt es doch gute Menschen unter den Reichen, stelle ich für mich selbst fest.

Bis zu dem Raum wo wir Kleider vorfinden, hat Aurora irgendwelche alten Geschichten von ihren Brüdern erzählt. Wenn man das hört, könnte man meinen dass sie eine ganz normale Familie sind.

„Ach da bist du ja Spätzchen. Hast du was schlafen können?" ruft Darios Mutter fröhlich.
„Ja soweit eigentlich ganz gut, danke" eine Lüge, aber was soll's.

Nach gefühlt 10 Kleidern später ist meine Lust allmählich auch im Keller. „Wie findest du das hier?" fragt Darios Mutter mich. Und das Kleid war ein Traum.
„Das ist wirklich schön, aber ich glaube Dario würde das nicht so sehen." erkläre ich vorsichtig.

„Jaja, die Männer haben immer was auszusetzen, aber genau das macht doch den meisten Spaß." erklärt sie zwinkernd, während ich sie nur Fassungslos beobachte.
„Weist du, mein Mann und ich sind seid über 30 Jahren verheiratet und er macht jedesmal ein Fass auf wenn ich zu viel Haut zeige. Aber dafür ist der Sex danach noch viel besser."

Ich spüre wirklich wie mein Gesicht glüht, während ich mir schnell das Kleid schnappe um hinter den Sichtschutz zu verschwinden. Einfach nur um der unangenehmen Situation zu entfliehen. Seine Mutter sieht es aber deutlich anders und ruft mir fröhlich hinter her „ genau die richtige Einstellung meine Liebe!"

Gott ist das peinlich. Ich ziehe mich um und betrachte das Kleid im Spiegel. Es ist ein Traum und irgendwie hat sich recht, warum sollte ich es nicht tragen?

Ich trete vor und werde direkt beklatscht von der Mutter. „Das musst du nehmen!"
Auch Aurora und ihre Schwester Isabel sind dafür. Also verdrehe ich die Augen und sage „Wird schon schiefgehen."

Nachdem ich mich wieder umgezogen habe stelle ich mich zu Nora und Sarah, da die beiden auch schon ein Kleid gefunden haben.
„Wie geht es euch beiden? Ich weiß wie schwer es am Anfang ist." Ja sie wusste es wohl am besten, denn wie sie vorhin erklärt hat wurde sie auf dem Weg zur Arbeit entführt.

„Mir gehts gut, aber ich gehöre hier nicht hin." versuche ich leise zu erklären da ich keine Lust hatte das der Rest es hört. Sie nickt verständnisvoll und blickt jetzt zu Nora.
„Sergio ist freundlich zu mir, aber auch ich würde alles daran setzen von hier weg zu kommen." da Nora Tränen in den Augen hat, lege ich meine Hand auf ihrer Schulter ab und drücke etwas tröstlich zu.

„Verstehe ich, ich habe drei mal versucht weg zu kommen. Einmal habe ich es geschafft und die haben mich am Hafen aufgegriffen. Ich weiß bis heute nicht wie sie mich gefunden haben, aber danach habe ich es gelassen und versucht mich hier ein zu finden." erklärt sie möglichst leise.

Nora schaut sie überrascht an. „Wie bist du rausgekommen?" Über Sarahs Gesicht zieht eine entschuldigen Miene. „Wenn ich das sagen würde, wüssten Sie dass ihr das von mir habt."
Verständnisvoll nicke ich da ich ihr auch keinen Ärger machen wollte.

„Wird es leichter?" fragt Nora was mich überrascht, da das für mich nach Kapitulation anhört.
„Ja wird es. Sie sind eine gute Familie und ich liebe Leonardo inzwischen. Hätte mir das einer vor einem Jahr erzählt, hätte ich die Person ausgelacht."

Sie wirkt ehrlich als sie das erklärt, aber trotzdem kann ich mir das nicht vorstellen.
„So Mädels, wir sind alle fertig. Lasst uns was essen bevor das Chaos ausbricht." erklärt Diegos Mutter.

FEAR - Dario Mendoza II MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt