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Wir fuhren bereits eine Stunde, immer weiter stadtauswärts. Langsam hinterfragte ich meine eigene Entscheidung. Würde es mir helfen wenn ich ihn leiden sah? Ich könnte genau so gut hier und jetzt abhauen. Aber für wie lange, bis er mich fand?

„Wir sind in ca einer Stunde da. Es ist eine Lagerhalle wo sie solche Dinge erledigen. Wir können da nicht wirklich reinspazieren... sie ist natürlich bewacht. Es wäre gut möglich das sie dich nicht reinlassen." erklärte Aurora vom Fahrersitz aus.

„Ich werde alleine gehen." erklärte ich ihr.
Sie lachte leise und schüttelte ihren Kopf. „Die Männer draußen kennen dich nicht. Es wäre zu gefährlich und nicht unwahrscheinlich, das sie dich erschießen, bevor sie Fragen stellen." Na das waren ja tolle Bedingungen.

„Das Risiko muss ich wohl eingehen."
Sie lachte freudlos auf sah kurz nach hinten zu Sarah. Ich wollte das alleine machen. Nur für mich. Also sollte ich auch alleine die Konsequenzen tragen.

„Ihr werdet mich etwas vorher absetzen und zurück fahren. Ich bin mir sicher das Dario dafür sorgt, das ich zurück komme."
„Ja wahrscheinlich höchstpersönlich." grummelte Aurora.
Nach einem Augenblick sprach sie weiter. „Dario wird so richtig ausflippen, das ist dir klar oder?"

„Für meinen Geschmack, haben wir uns lange genug nicht mehr gestritten." flötete ich ihr fröhlich rüber. Sarah lachte von ihrem Platz aus. „Ihr beide seid wirklich schlimmer als ein Tornado. Wann immer ihr euch begegnet, hinterlasst ihr eine Schneise der Verwüstung."

„Ja, damit hast du wohl Recht." antwortete ich und sah die restliche Fahrt aus dem Fenster.

***

„So wir sind gleich da." flüsterte Aurora.
Ich hob meine Augenbrauen und sah sie fragend an. „Warum flüsterst du?"
„Ich weiß nicht." flüsterte sie weiter.
„Du weist aber schon das sie uns nicht hören können oder?" fragte dann Sarah mit einem deutlich belustigten Unterton.

„Sí, aber ich habe schon lange keinen richtigen Ärger mehr bekommen. Wenn sie erfahren das ich die beiden Verlobten meiner Brüder, ohne Wachleute aus dem Anwesen mitgenommen habe, machen die nicht nur euch die Hölle heiß."
„Ihr beide fahrt zurück. Wenn wir Glück haben fragen sie gar nicht nach wie ich hier her gekommen bin." erklärte ich ihr, obwohl ich es selbst nicht glaubte.

„Du weißt selbst das es so nicht sein wird." erklärte sie mit einer normalen Lautstärke.
„Nein sie werden uns alle den Arsch aufreißen." Erwiderte ich.

Sie parkte das Auto im Schatten eines Containers und schaltete das Licht aus.
„Siehst du die große Halle da? Dort sind sie drin. Versuch dich über die linke Seite reinzuschleichen. Falls du erwischt wirst, mach nichts was sie verärgert." erklärte Aurora mir.
„Okay, dann wollen wir mal."
„Viel Glück." erwiderte Sarah und sah mich aufmunternd an.

Ich stieg aus dem Auto und winkte den beiden zu, als sie davon fuhren. Jetzt könnte ich wirklich abhauen. Aber das gäbe vermutlich mehr Ärger, als wenn ich das hier machte. Also schlich ich im Schatten, in Richtung der Lagerhalle. Mein Herz raste aus Angst vor dem was eventuell passieren könnte und vor diesem Mann der dort drinnen saß.

Ich hörte absolut nichts und leider war es auch furchtbar dunkel, wodurch ich über etwas stolperte und in einen Haufen Altmetall fiel. Mit einem Riesen Lärm stand ich wieder auf und versuchte meinen lauten Atem zu beruhigen. Leider stellte ich fest, das nun Leute etwas brüllten. Ich entfernte mich von der Stelle und suchte Schutz hinter einem Auto.

Als ich das Licht von Taschenlampen sah, legte ich mir eine Hand auf den Mund, um möglichst wenig Geräusche von mir zu geben. Ich musste von diesem Auto weg, also sah ich mich um. Mit rasenden Herzen stellte ich fest, das schon zu viele Leute hier waren. Kurzerhand entschloss ich mich, mich unter das Auto zu legen.

Die Lichter kamen immer näher, während die Männer auf spanisch irgendwelche Befehle brüllten. Als ich Stiefel an der Stelle sah, wo ich eben noch gekauert hatte, schloss ich meine Augen.

Ich hörte einige auf Spanisch sprechen, und Schritte nährten sich. Zögernd öffnete ich meine Augen und sah wie mehrere Leute um das Auto standen. Fuck.
Als ich wieder nach rechts sah, sah ich direkt in die Augen eines Mannes der mich angrinste. Ohne eine Fluchtmöglichkeit verharrte ich in meiner Position.

Da er nichts sagte, tat ich es mit einem ziemlich patzigen Ton. „So wie du aussiehst, sollte es dir nicht fremd sein das sich die Frauen vor dir verstecken. Also was starrst du so?"
Jemand lachte im Hintergrund, aber da wurde ich auch schon von ihm gepackt und unter dem Auto weggerissen.

Immer noch auf dem Boden liegend, starrte er mich von oben Böse an.
„Na wen haben wir denn da? Was macht eine Frau alleine hier?" Darauf antwortete ich nicht, weswegen er mich hoch riss.

„Hast du uns spioniert?" Fragte das Arschloch. „Sehe ich so aus als hätte ich daran Interesse?" giftete ich zurück. Jetzt trat ein anderer neben das Arschloch und grinste hämisch. „Bringen wir sie zu unseren Bossen. Ich glaube einige hätten Interesse an ihr."
Jetzt lachte ich freudlos auf. Einer von denen hatte nämlich schon längst Interesse.

„Was gibts da zu lachen? Das vergeht dir noch wenn du sie antriffst." blaffte Arschloch mich an. „Jaja ihr bösen Männer von der Mafia. Ich fürchte mich jetzt schon bis ins Mark." erwiderte ich und legte mir eine Hand übers Herz.
Sie schauten sich gegenseitig an, bevor einer tatsächlich eine Waffe an meine Schläfe hielt.

Gut diesen Satz hätte ich mir besser gespart. „Wer bist du und was suchst du hier?" knurrte das Arschloch. Mit rasenden Herz antwortete ich ihm. „Die Verlobte von Dario."
Er sah mich kritisch an, bevor sie auf Spanisch diskutierten.

Nach ein paar Minuten schaute er mich wieder an. „Da Dario in der Tat seit neustem eine Verlobte hat und ich nicht seine möglicherweise Verlobte erschießen will, bringen wir dich zu ihm. Aber solltest du lügen, erfreue ich mich dich höchst persönlich zu beseitigen." erklärte das Arschloch mit gespielter Freundlichkeit.

Na das kann ja jetzt heiter werden.
Er zerrte mich ein Stück mit, bevor mir von hinten ein Sack über den Kopf gestülpt wurde.
„Hey was soll der scheiß?!" zischte ich wütend und griff nach dem Sack.
Vergebens, denn meine Hände wurde nach hinten gerissen und vermutlich mit Kabelbindern festgeschnürt.

„Du bist solange ein Feind, bis das Gegenteil bewiesen ist espía." Sie schoben mich den Weg zur Lagerhalle, wobei ich andauernd stolperte. Hätten sie mich nicht festgehalten, wäre ich mehrfach hingefallen. Die Angst stieg, bei dem Gedanken wie sehr er ausflippen würde.

FEAR - Dario Mendoza II MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt