Kapitel 21

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Seit dem wir mit dem Auto von der Straße abgedrängt wurden, sind 3 Wochen vergangen. Wir hatten seit dem aber auch nichts mehr von dieser Gang gehört. Ich weiß nicht wann das nächste mal was passieren würde, aber ich war mir sicher es würde kommen. Die Familie hatte die Sicherheitsvorkehrungen massiv erhöht. Überall liefen Wachleute rum, sogar in dem Haus. Vorher hatten sie das Gelände nur von außen bewachen lassen, aber jetzt konnte man nicht mal alleine über den Flur laufen.

Ich bewegte vorsichtig meinen linken Arm und war froh das mich die Kugel nicht im Gelenk getroffen hatte, sondern glatt durch mein Schulterblatt gegangen war. Die Wunde schmerzte noch, aber ich wollte mir nicht vorstellen, wie schlimm es gewesen wäre, wenn die Kugel meine Schulter zerschellt hätte. Mit vorsichtigen Kreisenden Bewegungen der Schulter, lief ich bis zum Esszimmer. Es war bereits dunkel, als Dario mir gesagt hatte, das ich runter zum essen kommen sollte. Die Stimmung war bedrückend in den Mauern des Anwesens. Es wirkte mehr wie ein Versteck, als wie ein Zuhause. Ich hatte das Gefühl die Dunkelheit schien einen bis zur Seele verschlingen zu wollen.

Nora hatte letztens gefragt ob sie ins Kino durfte mit Isabel, doch das wurde sofort verneint. Wir durften nichts mehr was beinhaltete das wir das Haus verlassen würden. Ich konnte verstehen das sie Angst hatten, das wieder so was passieren würde, dennoch würde ich nicht mehr lange warten. Das Leben ging weiter und wenn sie ein Problem hatten, sollten sie härter nach der Lösung suchen. Da kam mir die blendende Idee mal nach der Gang zu googeln. Ich wollte wissen, wie groß sie war. Überrascht blickte ich auf das Display. Es wurde laut BBC gesagt, diese Gang hätte über 300.000 Mitglieder. Langsam wurde mir klar warum sie so hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatten.

Was hatte sich Dario dabei gedacht, etwas von ihnen zu klauen. Fassungslos öffnete ich einige Bilder, wo erschossene Menschen auf dem Boden lagen. Es war ein grauenhaftes Bild, das mir doch zu bekannt war. Das es sowas gab in der heutigen Zeit, war doch Wahnsinn. Anstatt das der Staat sich um alle genug kümmern würde, das sowas nicht entstehen konnte, wollte er dann doch lieber zuschauen. Ich schluckte und trat gleichzeitig ins Esszimmer, wo bereits fast alle saßen. Nachdem ich mein Handy in meine Hosentasche gesteckt hatte, setzte ich mich neben Dario und begrüßte alle.

Ein kurzer Blick zu Ella zeigte mir, das sie immer noch von hier weg wollte. Ich hatte Angst das es sie zerstören würde, wenn sie noch lange hier blieb. Salvador gab sich wirklich mühe, doch sie redete nie mit ihm. Es wunderte mich doch sehr, das er sie nicht schon längst aufgegeben hatte. Mir war klar das ich mich daraus halten musste, doch mir brach es das Herz zu sehen wie sie zerbrach. "Alles gut?" Flüsterte Dario in mein Ohr und legte seine Hand auf mein Bein. Ich sah zu ihm und lächelte ein wenig. Mit etwas Willenskraft schob ich meine Gedanken beiseite. "Ja, alles gut."

Sein Blick fiel auf die Angestellte, die ihm einen Salat reichte. Er griff den Teller und stellte ihn vor sich. "Hast du schon überlegt, was man machen kann wegen der Gang?" Fragte ich ihn vorneraus. Sein Kopf schnellte zu mir, sowie die von den meisten Brüdern. "Es ist kompliziert." Erklärte er und wandte sich dann ab.

Das es kompliziert war, wusste ich selber. Das war aber keine Antwort auf meine Frage. Er und seine ganze Familie konnte uns nicht ausschließen bei dem Thema. Es betraf uns alle, da wir schließlich auch angegriffen wurden sind. "Das es kompliziert ist kann ich mir denken. Immerhin sind in der Gang über 300.000 Mitglieder. Wenn die wollen, wären sie schon längst hier und säßen bei uns am Tisch. Wir sollten langsam mal einen Plan haben was wir tun wollen." Er sah mich fassungslos an Ein Gefühl das ich nicht deuten konnte, schimmerte in seinen Augen. Es schien mir als wollte er nicht mit mir darüber sprechen.

"Luna, so einfach ist das nicht. Das einfachste wäre den Stick zurück zu geben. Wenn ich das mache, würde ich aber das versprechen brechen, das ich Meava damals gab." Ich schüttelte den Kopf. "Ich sehe das auch nicht als Option." Sein Kiefer spannte sich an, doch bevor er was sagen konnte, tat es sein Vater. "Wir müssen bedenken das wir keinen Krieg auslösen wollen. Das wäre nichts, was ein Ende nehmen würde." Meine Augen fuhren über sein viel zu jung gebliebenes Gesicht. Vermutlich wäre ich schon voller Falten, wenn ich bedenke wie viele Sorgen er in seinem Leben wohl hatte.

"Was ist wenn du den Namen von Meava von von der Liste löschst? Dann könntest du alles andere zurück geben." Er fing an zu lachen und in mir entstand eine unfassbare Wut. Er machte sich über mich lustig und das war nichts was ich vertragen konnte. "Das Dokument ist so bearbeitet das es sich löscht, wenn man was verändern will." Ich kniff meine Augen zusammen. "Witzig das du niemanden kennst, der sowas vielleicht umgehen kann." Sagte ich gehässig und fing an zu essen.

Seine Familie fing an zu diskutieren, aber ich ignorierte sie, da ich keine Lust hatte. Möge ich kleinlich sein, aber ich hasste es wenn man mich unterschätze. "Luna wie hast du es geschafft das hier zu überleben und dich hier wohl zu fühlen?" Fragte Ella auf Deutsch. Geschockt sah ich zu ihr. Ich wusste nicht das sie Deutsch konnte. Salvador bekam nichts mit, da er mit den anderen Männern vom Hause am diskutieren war. "Du kannst Deutsch?" Fragte ich ebenfalls auf Deutsch und komplett überrascht, ohne auf die Frage einzugehen. "Ja ich hatte Deutsch in der Schule gewählt. Es ist nicht so gut, aber es reicht aus."

Das ihr Deutsch bisher sehr gut war merkte ich vorerst nicht an. "Irgendwie tut es gut, in meiner Muttersprache zu sprechen." Sie lachte leicht und verfolgte mit einem Auge, die Unterhaltung der anderen. "Wie konntest du das überstehen?" Erwiderte sie leise. Kurz schaute ich Darios angestrengtes Gesicht an, bevor ich antwortete. "Ich habe mich in den ersten Wochen auch gewährt, doch als ich es nicht mehr tat, wurde es besser. Ich weiß das du nicht hier sein willst. Das wollte keine von uns, aber inzwischen sind wir Glücklich." Kurz schien sie zu überlegen. "Wie kannst du glücklich sein, wenn du immer in Angst leben musst?"

Das war wirklich eine gute Frage. Ich konnte nie rausgehen ohne ein Sorge zu haben. Ich gehörte mehr oder weniger zum Untergrund dieser Welt an. "Wäre man ein Politiker mir einer extremen Ansicht, würde man vermutlich in der gleichen Angst leben." Argumentierte ich ihre Aussage. "Kann schon sein, aber ich weiß nicht ob ich so leben will." Ich konnte verstehen das sie so dachte, denn sie hatte jedes Recht dazu. Wir waren niemals komplett sicher und würden es nie sein.

FEAR - Dario Mendoza II MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt