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Ich weiß nicht wie lange ich dort noch stand, bis ich meinen Körper dazu brachte sich aus dem Kleid zu zwängen.
Ich nahm mir einen Pullover und eine Jogginghose, da ich noch keine eigene Kleidung hatte. Schleppte mich rüber ins Badezimmer und starrte mich noch im Spiegel an.
Ich sah tatsächlich noch schlimmer aus, als ich erwartet hätte. Ich hatte deutliche Würgemale am Hals, die aufgeplatzte Lippe und dazu noch ein riesiges Hämatom auf dem rechten Rippenbogen.

Und wieder stand ich einfach nur da und starrte mich an. Mir fehlten die Worte.
Mein Kopf war wie ausgeschaltet. Mein Gesicht hatte keine Gefühlsregung mehr, es sah so leer aus, wie schon lange nicht mehr.

Irgendwann raffte ich mich auf und ließ heißes Wasser in die Badewanne laufen. Das Geräusch des Wassers war neben meinem Atem, das einzige was ich wahrnehmen konnte und wollte.
Ich zog mir meine Unterwäsche aus und stieg einfach in die Wanne.

Was war in den letzten 24 Stunden bitte falsch gelaufen? Wie konnte mein Leben so eine Wendung annehmen? Werde ich je wieder richtig leben können, falls ich hier nicht raus komme?

Und plötzlich explodierten alle Gefühle und Erinnerungen in mir. Die Entführung. Das ich Verlobt bin. Das schmerzhafte ziehen in meinen Rippen. Das ich nie mehr Noah lachen hören werde. Das ich als Druckmittel verwendet werden sollte. Der Typ der vielleicht noch viel weiter gegangen wäre, hätte ich nicht abhauen können. Das Gefühl zu ersticken. Meine Eltern die nicht mal bemerken würden das ich nicht mehr da bin. Die Mafia. Zu viel. Zu viele Gefühle auf einmal.

Ich ließ mich unter Wasser gleiten und verharrte dort. Zu viel. Zu viel für einen Menschen. Es zerriss mich von innen heraus. Ein Schrei voller Schmerz, Angst und Verzweiflung löste sich aus meinen Lungen. Wasser lief in meinen Mund. Meine Lungen fingen an zu brennen, ließen mich die anderen Gefühle für einen Augenblick vergessen. Zu viel, zu alleine.
Feine Sternchen bildeten sich in meinem Sichtfeld.

Der Schmerz, die Gefühle sie wurden weniger. Nur einen Augenblick wollte ich mir vorstellen im Meer zu liegen und die Sterne zu betrachten. Nur noch einen Augenblick, denn es war noch immer zu viel.

***

Dario

Es waren bereits 30min vergangen und nirgends konnten wir diesen Wichser finden. Ich hätte platzen können. Luna war so aufgelöst gewesen, wie sie es nicht mal war als wir heute morgen mit ihr gesprochen hatten. Sie war immer patzig und provokativ, jetzt nur still. Ich kannte sie noch nicht gut genug, um sie einschätzen zu können. Ich sollte aber bald zurück, damit sie nicht alleine ist.

Gerade lief ich das letzte Stück von unserem Garten ab, als ich Meine Brüder sah. Sie hatten ihn also auch nicht gefunden.
„Hermano, habt ihr ihn gefunden?" fragte ich meinen Bruder Leonardo.
„No, aber einige meinten er wäre vor 45 Minuten abgehauen." erwiderte er.
„Mierda ich will dieses Schwein lebendig. Mal sehen wie er es findet wenn er seinen Schwanz los ist." brülle ich wutentbrannt. Niemand fasst die Frau an, die ich begehre und an meiner Seite will und überlebt das dann. Sie gehört jetzt zur Familie.

Ich fischte mein Handy aus der Tasche um unsere Sicherheitsteam zu schreiben, während ich mit meinen Brüdern sprach.
„Ich kann nicht mitkommen, ich sollte nach Luna schauen. Schreibt mir wenn was ist." erklärte ich und steckte das Handy wieder weg.
Unkontrollierbare Wut brannte durch meine Venen und am liebsten wollte ich ihn selbst als erstes in die Hände bekommen. Ich musste mich aber jetzt auf meine Brüder verlassen.

„Sí machen wir. Wir werden ihn finden Dario. Geh jetzt zu ihr, vielleicht braucht sie dich." erklärte Salavador und legt eine Hand auf meine Schulter. Ich nickte und lief danach in Richtung meiner Zimmer.

„Mr. Mendoza?" erklang die Stimme von unseren Dienstmädchen Joline. Ich dreht mich zu ihr und sah sie fragend an. Sie lächelte mich an und legte eine Hand auf meinen Bizeps ab.
„Ich habe jetzt Feierabend, aber morgen Abend fängt mein Dienst wieder an."
„Ich habe jetzt keine Zeit" sagte ich Kühl und wand mich ab zum gehen.
„Naja dann vielleicht morgen." rief sie mir noch fröhlich hinter her.

Als ich vor der Tür ankam schickte ich die Sicherheitsleute weg und trat ein. Im Wohnzimmer war sie nicht und ich hörte auch nichts.
Mein Puls stieg an, aber sicher war sie schon am Schlafen.
Also schloss ich die Tür und ging ins Schlafzimmer. Als ich sie dort auch nicht sah, wurde mein Puls nochmal viel schneller.

Ich stellte mich vor die Badezimmer Türe und lauschte einen Augenblick. Da sie so ein Drama gemacht hat, als ich mich umgezogen habe, wollte ich nicht einfach reinplatzen, nach dem was sie heute erlebt hatte. Es waren absolut keine Geräusche zu hören.

„Luna?" Keine Antwort. Dios kann sie einem einmal eine Antwort geben?
„Mi hermosa antwortete oder ich komme rein!" ich versuchte mich wirklich zu beherrschen aber nach Heute hatte ich wirklich keine Geduld mehr.

Also riss ich die Türe auf und trat ins Bad ein. Im ersten Moment wollte ich explodieren vor Wut da ich sie nicht sah, aber was ich dann sah brannte sich für immer in meine Erinnerungen und setzte mein Herz einen Moment aus.

Luna

Die Gefühle und Schmerzen waren weit weg. Genau so mein hier und jetzt. Als ich plötzlich hochgerissen wurde, schnappte ich nach Luft und riss meine Augen auf. Irgendjemand sprach im Hintergrund, aber ich verstand es nicht. Ich hustete ein wenig Wasser aus, was in meinem Mund war und ich vor Schreck geschluckt hatte.

Die Stimmen wurden klarer und ich blickte dann zur Seite wo Dario kniete. In seinen Augen lagen Angst gemischt mit Wut. Aber ich schaute ihn einfach nur an. Unfähig zu sprechen.
„Mierda wolltest du dich umbringen?" brüllte er mir entgegen. Aber das wollte ich nicht. Es war einfach zu viel gewesen. Ich sah ihn an und schüttelte den Kopf als sich eine Träne löse.

Er nahm meine Kopf In seine Hände und betrachtete mich.
„Mi ángel was machst du denn nur?" dieses Mal war seine Stimme ruhiger und traurig. Einige Minuten saßen wir so dort. Als er aufstand griff ich nach seinem Arm und hielt ihn fest. Er war bis gestern ein Fremder, aber ich fühlte mich nicht unsicher bei ihm. Er gab mir Halt den ich gerade brauchte. Über alles andere konnte ich morgen nachdenken.

Er sah mir in die Augen und nickte, also ließ ich ihn los. Er schloss die Türe hinter sich und zog sich seine Kleidung aus. Es war mir egal, Hauptsache ich war nicht wieder alleine. Er schob mich ein Stück vor und setzte sich hinter mich. Danach griff er mit einem Arm vorsichtig um meine Taille und zog mich an seinen Oberkörper.
Vorsichtig löste er die Spangen aus meinem Haar und legte danach den anderen Arm oberhalb meiner Brüste ab.

Ich weiß nicht wie lange wir dort saßen und wie lange ich mir die Seele aus dem Leib geweint habe. Aber er hielt mich einfach fest, bis meine Tränen versiegten und meine Atmung wieder gleichmäßig wurde.

Irgendwann stand er auf, hob mich aus der Wanne, stellte mich kurz ab um mir einen flauschigen Bademantel über zu ziehen und trug mich dann ins Bett.
Er legte die Decke über mich und legte sich kurz danach neben mich.

FEAR - Dario Mendoza II MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt