08 | Hotel Room

409 22 2
                                    

Ihr Lieben, hier kommt das nächste Kapitel. ich bin gespannt, wie es euch gefällt :D

Leticia kicherte in den Kuss hinein, als Maxim die Tür des Hotelzimmers hinter sich zuwarf und sie an die Wand drückte. Sie ließ ihn gewähren, als er fest und fordernd in ihr Haar griff und ihren Kopf leicht auf die Seite zog. Zufrieden registrierte er, dass sich eine verräterische Gänsehaut bildete, als er ihr über den Hals leckte. Wohlig seufzend schloss sie die Augen. Eine unbeschreibliche Hitzewelle erfasste ihn und breitete sich bis in seine Fingerspitzen aus. Er konnte es kaum erwarten, sie auszuziehen und sie zu betrachten.

Sie hatte sein Interesse geweckt, ohne sich dessen überhaupt bewusst gewesen zu sein. Er stand nicht auf diese ganzen Frauen, die sich nächtelang in irgendwelchen Cafés oder Clubs herumtrieben, Alkohol tranken, aufreizend die Tanzfläche unsicher machten und alle Blicke auf sich zogen. Umso mehr reizte es ihn, dass Leticia sich ihm nicht einfach vor die Füße geworfen hatte. Sie redete ihm nicht nach dem Mund oder probierte ihn zu beeindrucken, sondern war einfach sie selbst und hatte keine Angst, auch mal Antworten zu geben, die ihm missfallen könnten.

Schon der Abend an der Hotelbar hatte ihm gut gefallen, auch, wenn zwischen ihnen außer ein paar tiefer Blicke nichts gelaufen war. Stattdessen hatten sie sich gut unterhalten; etwas, das ihm lang mit einer Frau nicht mehr passiert war. Nicht nur ihr attraktives Äußeres reizte ihn, sondern auch ihr Temperament und ihre Schlagfertigkeit. Im Gegensatz zu anderen Frauen gab sie ihm nicht das Gefühl, einfach so bei ihr landen zu können; ganz gleich, ob sie seiner Bitte, ihn auf seinem Konzert zu besuchen, nachgekommen war.

Doch allen guten Vorsätzen zum Trotz war er eingeknickt und hatte sie geküsst. Sie zog ihn magisch an und er wollte wissen, ob sie auch auf sexueller Ebene so gut harmonierten. Sie zu küssen, fühlte sich jedenfalls schonmal wahnsinnig gut an.

Beiläufig streifte er ihr die Lederjacke über die Schultern und ließ sie zu Boden fallen. Erst jetzt schaute sie wieder zu ihm auf. Das feurige Funkeln in ihrem Blick reizte ihn nur noch mehr. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, als er sie wieder und wieder küsste, immer stürmischer und fordernder, bis er sie schließlich ungeduldig hochhob und zum Bett trug. Dort legte er sie ab, dann nahm er sich die Zeit, sie einen kurzen Augenblick zu betrachten.

In der Dunkelheit des Hotelzimmers blitzten ihre Augen verführerisch auf, doch er glaubte, neben unbändiger Lust auch Unsicherheit in ihnen zu erkennen; nicht die Art, die ihn dazu brachte, seine letzten Hemmungen zu verlieren und eine Frau all ihrer Sinne zu berauben. Leticias Unsicherheit ging tiefer. Da war noch etwas anderes.

Es war als würde er durch ihre schönen Augen tief in ihre Seele blicken, als er sich jetzt über sie beugte. Es erschreckte ihn so sehr, dass er kurz innehielt, sich mit einem Arm auf dem Bett abstützte und einfach nur auf sie herabschaute. Seine Finger strichen fest über ihre Wange in ihr Haar, während er noch immer ihren Blick fixierte. „Es wird nichts passieren, was du nicht möchtest, okay?"

Er sagte es ganz leise und schaute prüfend in ihre Augen. Er begehrte sie so sehr, dass es weh tat. Er wollte sie berühren, erkunden, riechen, fühlen und schmecken. Er wollte es ihr so lang besorgen, bis sie den Verstand verlor. Aber ihre Verletzlichkeit berührte seine Seele und hemmte ihn. Plötzlich war alles anders und er wusste nicht, weshalb.

Sie nickte zaghaft, also schob er die Gedanken beiseite, beugte sich wieder zu ihr herunter und küsste ihren Mund, ließ seine Lippen über ihr Kinn zu ihrem Hals wandern, doch sie verkrampfte noch immer. Frustriert ließ er von ihr ab, als er ihr Schlüsselbein erreichte. So sehr er auch versuchte, die Bedenken auszublenden – es gelang ihm nicht. Also ließ er von ihr ab. „Bist du vergeben oder so was?"

Sie starrte ihn aus großen Augen an.

„Was?"

„Ob du vergeben bist", wiederholte er seine Frage und schaute ernst auf sie herab.

„Nein, bin ich nicht."

Er achtete darauf, ob sich ihre Augen bei ihrer Antwort verräterisch veränderten, doch das taten sie nicht. Sie wich seinem durchbohrenden Blick nicht aus, ihre Pupillen zuckten nicht wild herum.

„Was ist es dann?", wollte er wissen und strich durch ihr Haar. Sie versuchte sich aufzurichten, doch er drückte sie entschieden zurück auf das Bett.

„Wieso kannst du dich mir nicht hingeben?", wollte er wissen und legte neugierig den Kopf schief. Ihre Lippen öffneten sich, doch sie sagte nichts. Ihn machte das wahnsinnig. Nicht nur, weil er nicht wusste, was mit ihr los war. Vielmehr, weil es ihn überhaupt beschäftigte. Er kannte sie schließlich kaum. Wahrscheinlich sollte er ihr einfach einen Schein fürs Taxi zustecken und die unangenehme Situation einfach beenden. So konnte er wenigstens den Schlaf nachholen, der ihm fehlte.

„Nichts", log sie.

Es fühlte sich unwirklich an, mit einer Frau überhaupt so eine Unterhaltung zu führen. Wieso versuchte sie, ihm etwas vorzuspielen? Was versprach sie sich davon? Hatte sie Angst, dass er sie rauswarf, weil sie ihn nicht ranließ? Als sie sich nun aufsetzte, tat er es ihr gleich.

„Sei einfach ehrlich zu mir. Ich sehe dir an, dass du unsicher bist. Für mich ist das okay. Ich hole meinen Schlaf nach, wenn du nicht ficken willst. Aber versuch nicht, mir etwas vorzuspielen. Du musst weder mir noch dir was beweisen."

„Rede nicht so", forderte sie beinah trotzig und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Maxim unterdrückte ein Schmunzeln, weil sie vermutlich nicht einmal wusste, wie reizvoll sie gerade war.

„Wie – so?", fragte er, obwohl er genau wusste, was sie meinte.

Wenn du nicht ficken willst. Das klingt ziemlich respektlos mir gegenüber."

Er konnte nicht leugnen, dass es ihm nicht gefiel, wenn sie ficken sagte.

„Es klingt heiß, wenn du schmutzige Worte in den Mund nimmst."

„Nicht jede Frau will von dir gefickt werden", sagte sie beleidigt. Er seufzte. Auf anstrengende Diskussionen hatte er nach den letzten Tagen keine Lust.

„Eigentlich ist es schade, dass du das nicht willst. Wir hätten sicher viel Spaß zusammen...", feixte er frech grinsend, in der Hoffnung, auf diese Weise die Stimmung etwas aufzulockern.

„Ich sollte gehen", sagte sie jedoch und stand auf. Innerlich seufzend gab er auf. Vermutlich würde er mit jedem Satz alles nur noch unangenehmer machen. Also machte er keinen Versuch, sie aufzuhalten. Stattdessen brachte er sie zur Tür und beobachtete, wie sie ihre Lederjacke vom Boden aufhob. Dabei zog er einen Fünfzigeuroschein aus der Hosentasche.

„Ich lasse dir ein Taxi rufen", sagte er und hielt ihr den Schein hin. Sie betrachtete ihn schweigend, bevor sie ihren Blick hob und trotzig in seine Augen schaute.

„Das kann ich selbst bezahlen", stellte sie entschieden klar, während sie in ihre Jacke schlüpfte. Er zog düster die Augenbrauen zusammen. Er verstand nicht, was auf einmal mit ihr los war, hatte aber auch keine Lust mehr, es herauszufinden.

„Wie du meinst...", erwiderte er kühl und schob das Geld in die Hosentasche zurück. Sie sagte nichts mehr, öffnete stattdessen die Zimmertür und verschwand. Maxim sah ihr einen Augenblick sprachlos nach, bevor er kopfschüttelnd die Tür hinter ihr zuwarf.


Huch, was ist denn jetzt auf einmal passiert? Könnt ihr verstehen, dass sie jetzt doch einen Rückzieher gemacht hat? Und was meint ihr, woran es gelegen hat?

Wie ein TattooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt