19 | Wahrheit

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Direkt ohne viel bla bla das nächste Kapitel :) Viel Spaß.

Leticia versuchte, sich von Maxims intensivem Blick nicht verunsichern zu lassen.

„Wieso?"

Viel schlimmer als der anklagende Unterton in seiner Stimme war das enttäuschte Funkeln seiner Augen. Sie schluckte betreten und senkte reumütig ihren Blick.

„Ich wollte es dir sagen..."

„Was hat dich aufgehalten?", hakte er nach. Ihr war bewusst, dass es keinen wirklich nachvollziehbaren Grund für ihr Zögern gab.

„Ich wollte den richtigen Zeitpunkt abwarten", bemühte sie sich um eine ehrliche Antwort.

„Also hättest du es mir auch erzählt, wäre dein Vater nicht aufgetaucht?"

Er runzelte die Stirn und musterte sie kühl.

„Ich hatte vor, es dir gestern Abend zu sagen", beteuerte sie und sah ihm fest in die Augen. Er seufzte schwer.

„Du hättest von Anfang an ehrlich sein können. Viele Frauen in deinem Alter haben schon Kinder. Das ist kein Kapitalverbrechen."

Er sagte es ganz sachlich, ohne irgendeine Emotion in der Stimme.

„Ich wollte einfach schauen, wie du so bist, bevor ich es dir sage", erklärte sie, knetete dabei nervös ihre Finger.

„Ob ich dich nur flachlegen will, meinst du", korrigierte er und zog dabei eine Augenbraue hoch. Sie seufzte schwer.

„Kannst du es mir verübeln?"

„Selbst, wenn es mir nur darum gegangen wäre, mit dir zu schlafen – was sollte die Existenz deiner Tochter daran ändern?"

„Ich weiß nicht...", warf sie in den Raum, strich sich durchs Haar und atmete tief durch.

„Du hattest Angst, dass ich dich deshalb nicht mehr treffen will. Aber das ist Bullshit..."

„Ich wollte nicht, dass du einen falschen Eindruck von mir bekommst, und denkst, ich wäre eine schlechte Mutter, weil ich meine Tochter abgebe, um mit einem Mann zu schlafen", erwiderte sie.

„Ich habe keinen schlechten Eindruck von dir als Mutter, aber ich mag keine Heimlichkeiten."

Sie stützte sich Halt suchend an der Anrichte ab und suchte nach den richtigen Worten. Dass sie ihm Noemi all die Jahre vorenthalten hatte, ging einfach so viel tiefer. Es ging nicht nur um Maxim oder seine Tochter, sondern auch um Elyas und die Lücke, die sein Verlust in ihrem Leben hinterlassen hatte; jene Lücke, die sie erst dazu gebracht hatte, sich kurz nach ihm auf einen anderen Mann einzulassen. Sie konnte Maxim die Wahrheit nicht weiter verschweigen; erst recht nicht, nachdem er trotz ihrer Heimlichkeiten nun das Gespräch zu ihr suchte, statt sich einfach nicht mehr zu melden.

„Ich will alles wissen", brach er entschieden die unangenehme Stille. Sie deutete mit einer Handbewegung auf die Stühle am Esstisch.

„Sollen wir uns vielleicht doch setzen und ich mache dir einen Kaffee?"

Er überdachte ihren Vorschlag kurz, dann setzte er sich schließlich doch. Sie schwieg, während sie ihm einen Kaffee zubereitete. Ihre Blicke kreuzten sich kurz, als sie ihm die Tasse reichte. Der Ausdruck in seinen Augen war unergründlich. Sie wandte sich schnell ab und nahm eine weitere Tasse aus dem Schrank. „Ich mache Noemi schnell noch einen Tee. Wenn sie wach wird, ist er schon ein wenig abgekühlt", erklärte sie. Er beobachtete die dabei, wie sie Teewasser aufsetzte.

„Wieso hat sie Bauchschmerzen?", wollte er wissen.

„Sie hat gestern Cola getrunken. Die verträgt sie nicht so gut", antwortete sie und bereitete den Tee für Noemi zu. „Sie mag diesen Tee nicht, aber er ist extra schonend für kleine Kinder."

Wie ein TattooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt