Ihr schönen Menschen, es geht weiter mit Livia und Max. Ich weiß wir hatten alle Hoffnung...
Noch immer von seinen Gefühlen überwältigt versuchte Maxim, das Chaos in seinem Kopf und seinem Herzen zu ordnen. Als Leticia mit Noemi unerwartet vor seiner Tür gestanden hatte, hatte er kurz geglaubt, zu träumen. Doch Noemi war tatsächlich hier – an seinem Geburtstag; der erste, an dem er seine Tochter im Arm halten konnte.
Um Leticia eine weitere Demütigung zu ersparen und die unangenehme Situation zu entkrampfen, hatte er seine Eroberung der vergangenen Nacht sofort gebeten zu gehen. Noch immer hallte ihr hysterisches Kreischen durch sein Gedächtnis. Vor lauter Überraschung hatte er sie im ersten Moment ganz vergessen, doch als sie auf einmal hinter ihm losgequietscht hatte, war ihm schlagartig bewusstgeworden, wie offensichtlich Leticia klargeworden sein musste, was hier vorgefallen war – und er schämte sich wider Erwarten dafür. So tief die Enttäuschung auch saß – das hatte sie nicht verdient.
Ihm war die tiefe Traurigkeit in ihrem Blick nicht entgangen und er war sich sicher, dass er ihr mit seinem nächtlichen Abenteuer das Herz gebrochen hatte. Er war ihr zwar keine Rechenschaft schuldig, aber sie war die Mutter seiner Tochter und es war nicht richtig, sie zu verletzen. Immerhin wusste er, wie viel er ihr bedeutete und dass sie sich Hoffnungen gemacht hatte, alles würde sich wieder zum Besseren wenden.
Als Noemi ihm aufgeregt das Geschenk auf den Schoß legte, schob er sein schlechtes Gewissen beiseite. Sie war neben ihn auf die Couch gekrabbelt und musterte ihn erwartungsvoll. Noch immer konnte er nicht fassen, dass sie ihm sogar ein Geschenk mitgebracht hatte. Maxim schüttelte ungläubig den Kopf. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er behutsam das Papier löste. Leticia, die gerade mit ein paar Kuchentellern in den Händen das Wohnzimmer durchquerte, schaute ihn nicht einmal an. Stattdessen trat sie auf die sonnige Terrasse und verteilte das Geschirr auf dem Tisch. Während sie das Besteck neben die Teller legte, sah sie kurz zu ihm und Noemi herüber. Er wich ihrem anklagenden Blick aus.
Ihm war bewusst, dass sie am liebsten die Flucht ergriffen hätte und nur wegen Noemi hiergeblieben war. Unter anderen Umständen hätte sie ihn sicher beschimpft und ihn stehenlassen. Doch seit ihrer Ankunft und dem Abgang seines One Night Stands hatte es sich kein Gespräch unter vier Augen ergeben, sodass sie keine Gelegenheit gehabt hatte, ihm ihre Enttäuschung an den Kopf zu werfen. Stattdessen kümmerte sie sich um die Tischdekoration, damit Maxim gleich gemeinsam mit Noemi seinen Geburtstagskuchen essen konnte. Maxim konnte nur erahnen, wie schlimm es für Leticia sein musste, in dieser Situation das Gesicht zu wahren.
„Mach endlich auf", riss ihn Noemis aufgeregtes Geplapper aus den Gedanken. Lächelnd riss er das Papier auf. Darunter kam ein buntes Bild zum Vorschein, eingefasst von einem großen, schwarzen Bilderrahmen. Es war offensichtlich, dass Noemi sich bemüht hatte, sein Haus zu malen. Davor standen Leticia, Noemi und er. Die Kleine hatte sich viel Mühe gegeben, die Formen detailgetreu zu zeichnen und korrekt auszumalen. Er schluckte hart, dann sah er zu Noemi, die ihn nach wie vor erwartungsvoll anschaute.
„Du bist ja eine richtige Künstlerin", stellte er lächelnd fest und legte seinen Arm um sie. „Das ist ein richtig cooles Bild. Ich hänge es gleich morgen irgendwo auf", versprach er, ehe er sie in seine Arme schloss. Noemi kicherte. Es klang wie Musik in seinen Ohren. Leticia beobachtete die Szene aus sicherer Entfernung. Aufgrund ihrer kindlichen Unschuld war Noemi nicht in der Lage, die verzwickte Situation zu begreifen und Maxim war unfassbar glücklich darüber.
„Komm, jetzt musst du meinen Kuchen probieren", forderte Noemi und rutschte von der Couch. Maxim folgte ihr vorfreudig auf die Terrasse. „Willst du Kaffee oder sowas?"
Leticias Stimme war sachlich, kühl und abgeklärt. Er seufzte lautlos, schüttelte den Kopf und ließ sich auf einen der Stühle vor den Geburtstagskuchen sinken.
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Wie ein Tattoo
ChickLitHand aufs Herz - wer von uns hat noch nie jemanden belogen oder ihm die Wahrheit verschwiegen, um unberechenbare Folgen zu vermeiden und Unheil abzuwenden? Ist das nicht menschlich? Aber wie würdest Du reagieren, wenn Dich ganz plötzlich Deine Verga...