Es wird kitschig. Ich sags nur schonmal ...
Maxims Herz zog sich schmerzhaft zusammen, während er in Leticias traurige Augen schaute. Zu sehen, wie nah ihr die verfahrene Situation ging, ließ auch ihn nicht kalt. Schließlich hatte ihm die Vorstellung gefallen, sie könnten eine richtige Familie sein. Doch so sehr er sie am liebsten einfach zu sich herangezogen hätte, um sie zu küssen – er konnte es nicht.
Würden die Dinge anders liegen, hätte er es vermutlich einfach getan, um das Chaos in seinem Kopf zu vergessen, die Enttäuschung zu verdrängen und sich besser zu fühlen. Aber sie war die Mutter seiner Tochter und ganz davon abgesehen gehörte es sich nicht, mit ihren Gefühlen zu spielen.
„Wir sollten schlafen gehen", sagte er stattdessen sachlich, machte einen Schritt zur Seite und deutete einladend auf die offenstehende Terrassentür. Schnell huschte sie mit betretenem Gesichtsausdruck an ihm vorbei nach drinnen. Er atmete tief durch, dann folgte er ihr.
Die kommenden Tage verliefen mehr oder weniger harmonisch. Maxim unternahm so viel es ging mit den beiden. Morgens frühstückten sie gemeinsam, dann machten sie sich auf den Weg. Sie besuchten einen Freizeitpark für Kinder, einen Indoor-Spielplatz und einen Safari-Park. Abends kochte Leticia ihnen etwas zu essen, bevor Noemi meist völlig erledigt ins Bett fiel.
Die letzten drei Abende hatte Maxim kaum mit Leticia gesprochen, doch wenn, dann blieben ihre Unterhaltungen oberflächlich harmonisch und er bemühte sich, so viel wie möglich über seine Tochter herauszufinden. Er wollte wissen, was sie mochte und was nicht, was sie glücklich machte und was traurig. Ihm entging nicht, dass auch Leticia vermied, über ihre Beziehung zueinander zu sprechen und versuchte, sich ihm anzupassen.
Er hoffte, dass es ihnen gelingen würde, für Noemi einen schönen Geburtstag auszurichten. Er wusste, dass er mit Leticia darüber reden musste, wie es weitergehen sollte, doch zunächst würde er den Tag mit Noemi genießen.
Maxim hatte Leticia bereits erzählt, dass er für morgen eine kleine Überraschung geplant hatte und er Noemi ihr Geschenk erst am Abend überreichen würde. Leticia hatte zwar versucht, herauszufinden, was Maxim im Schilde führte, doch auch ihr hatte er nichts verraten. Er war zwar noch etwas unbeholfen, aber er hatte lange über diesen Ausflug nachgedacht und war der Überzeugung, dass seine Idee ein Erfolg werden würde.
Doch bevor es losging, frühstückten sie gemeinsam im Garten. Es gefiel Maxim, wie viel Hingabe Leticia in die Geburtstagsdekoration des Tisches gesteckt hatte. Sie war extra im Morgengrauen aufgestanden, um einen Ballonbogen aus dunkelblauen, hellblauen und weißen Luftballons und einen Frozen-Schriftzug an die Palisade aus Weißholz anzubringen. Das Motto fand sich gemeinsam mit den Farbakzenten auch auf dem Frühstückstisch wieder. In der Mitte des Tisches stand eine kleine Platte mit Cupcakes, die sie mit einer blauen Glasur und weißen Schneekristallen und Zuckerperlen dekoriert hatte, und zwischen dem Geschirr lagen selbst gebastelte Papier-Schneeflocken. Ganz gleich, was gerade zwischen ihnen stand – sie war eine tolle Mutter und er war froh, dass Noemi so geliebt wurde.
Ihre Augen vor Begeisterung strahlen zu sehen, erfüllte auch ihn mit Freude und er konnte kaum abwarten, sie endlich ebenfalls zu überraschen. Zwar fragte die Kleine während des Frühstücks immer wieder nach, doch es gelang ihm, ihren großen Kulleraugen und ihrem Charme zu widerstehen.
Dementsprechend unruhig rutschte Noemi auf dem Rücksitz hin und her, als sie am späten Vormittag auf den kleinen Parkplatz fuhren. Neugierig schaute sie aus dem Fenster, als Maxim den Motor abgestellt hatte und innerlich erleichtert aufatmete. Gefühlt alle fünf Minuten hatte sie gefragt, wo sie hinfuhren und dabei so aufgeregt herumgezappelt, dass er selbst nervös geworden war.
Maxim stieg aus und öffnete die hintere Tür, um Noemi herauszulassen. Während Leticia schmunzelnd das Auto umrundete, lief Noemi gespannt hin und her.
DU LIEST GERADE
Wie ein Tattoo
ChickLitHand aufs Herz - wer von uns hat noch nie jemanden belogen oder ihm die Wahrheit verschwiegen, um unberechenbare Folgen zu vermeiden und Unheil abzuwenden? Ist das nicht menschlich? Aber wie würdest Du reagieren, wenn Dich ganz plötzlich Deine Verga...