13 | Gefunden

309 19 6
                                    

Ihr süßen Mäuse, heute gibts gleich zwei Kapitel, weil das erste etwas kurzgeraten ist. Ich hoffe, ihr freut euch :D

Maxim ließ sich John gegenüber an den Tisch fallen und sah sich flüchtig in dem kleinen Dönerladen um. Der Imbiss lag in der Nähe des Hauptbahnhofs und war um diese Zeit noch immer gut besucht. Draußen war es schon lang dunkel, doch ein kleiner Break würde ihnen guttun, um den Kopf freizubekommen. Was Leticia wohl gerade machte?

Er seufzte lautlos, als er sich bei dem Gedanken an sie ertappte. Sie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, dabei war er bereits seit ein paar Tagen wieder zurück in Berlin. Das klärende Gespräch hatte bisher nicht stattgefunden und er fragte sich, weshalb er noch immer daran festhielt. Schließlich kannte er sie praktisch kaum. Zwei gemeinsame Abende rechtfertigten jedenfalls nicht, dass er immer wieder an sie denken musste.

In seinem Leben hatte er bereits unzählige Frauen kennengelernt. Die meisten von ihnen waren leicht zu haben und hatten jegliche Selbstachtung verloren. Leticia war anders. Sie war eine Frau mit Prinzipien, die viel auf ihre Werte hielt und sich nicht über wilde Partynächte oder ihren – zugegeben recht heißen – Körper definierte. Mit ihrer frechen und zugleich offenen und einfühlsamen Art war es ihr gelungen, seine Schutzwand zu durchbrechen, hinter der er sich normalerweise abschirmte.

„Kein Problem, Diggi. Ich kümmere mich gleich darum."

Johns dunkle Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Der von Kopf bis Fuß tätowierte Hüne sprach gerade eine Nachricht in sein Smartphone, dann ließ er mit mürrischem Gesichtsausdruck das Handy sinken.

„Was ist?", hakte Maxim nach. Der Lockenkopf seufzte schwerfällig und rückte die Snapback auf seinem Kopf zurecht.

„Ich muss noch über die Samples für die neue Kollektion schauen, aber ich hatte noch keinen Kopf dafür", antwortete sein langjähriger Freund, als eine hübsche dunkelhaarige Kellnerin die zuvor bestellten Getränke an ihren Tisch brachte. Fürs Erste beendete er das Thema, zog stattdessen die Dose Cola zu sich heran und öffnete sie mit einem lauten Zischen. Er trank einen Schluck, dann stellte er die Dose auf den Tisch zurück und strich über den Stoff seiner grau melierten Jogginghose.

Maxim wollte gerade etwas sagen, als das Handy in Johns Hand zu klingeln begann. Er runzelte skeptisch die Stirn, als die fröhliche Bibi-Blocksberg-Titelmelodie den gesamten Laden beschallte.

„Hast du wieder ne Wette verloren?", lachte Maxim, während John einen Blick auf das Display warf. Sein Gegenüber verzog seine Lippen zu einem spitzbübischen Grinsen, nahm jedoch den Anruf entgegen, ohne auf Maxims Anspielung einzugehen. „Hey, Shorty."

Maxim schmunzelte. John machte kein Geheimnis daraus, wie sehr er seine langjährige Freundin liebte.

„Ja, und bei euch? Ist alles okay?", sprach er weiter. „Gut. Kann ich dich später zurückrufen? Wir sind gerade was essen.... Ja? Okay, alles klar. Bis nachher. Bye."

Während John das Handy in die Tasche zurückschob, schüttelte Maxim amüsiert den Kopf.

„Byyyeeee", imitierte er die Verabschiedung. „Was ist denn mit dir los?"

John zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.

„Was soll los sein?", fragte er und nippte nochmals an der Coladose.

„Bibi Blocksberg?", platzte es fassungslos aus Maxim heraus, doch John lachte nur.

„Und mein WhatsApp-Ton ist Hex-Hex", offenbarte er.

„Hoffentlich nur für Cassie", kommentierte Maxim trocken.

„Nee, für alle", antwortete John.

„Du hast also gegen sie ne Wette verloren", schlussfolgerte Maxim.

„Wettschulden sind Ehrenschulden", entgegnete John.

„Und du bist nicht auf die Idee gekommen, das zu ändern, sobald du aus dem Haus gehst?"

„Nee, ist mir zu umständlich. Aber bevor du anfängst zu weinen, bekommst du deinen eigenen Klingelton. Okay?"

„Und was?", lachte Maxim. John musterte ihn geheimnisvoll, bevor er die Bombe platzen ließ.

Benjamin Blümchen und als Nachrichtenton Törrö Törrö."

Als er im Morgengrauen nach Hause kam, warf er das iPhone achtlos auf den eleganten Küchentresen. Er hatte es lautlos gestellt und entschieden, alle weiteren Nachrichten und Anrufe zu ignorieren, bis er ausgeschlafen hatte. Die Welt würde nicht untergehen, wenn er ein paar Stunden nicht erreichbar war.

Noch war er jedoch zu aufgekratzt, also überflog er in Windeseile die Post, die seit gestern Vormittag ungeöffnet auf dem Küchentresen lag. Dabei fiel ihm ein großer Umschlag ins Auge. Er runzelte skeptisch die Stirn, als er ihn hin- und herdrehte. Als er jedoch den Absender erkannte, stutzte er.

Kurzerhand riss er die Seitenlasche auf und kippte den Inhalt auf den Tresen. Ein zufriedenes Schmunzeln umspielte seine Lippen, als dabei ein rosegoldenes Armkettchen herausfiel. Seine Augen flogen über die wenigen Zeilen, die ein Hotelmitarbeiter dem Schmuckstück beigelegt hatte. Eines der Zimmermädchen hatte es offenbar beim Aufräumen gefunden.

Maxim griff danach, legte es in seine Handinnenfläche, strich darüber und betrachtete es beinah ehrfürchtig. Er wusste, dass das Kettchen für Leticia eine besondere Bedeutung hatte. Grinsend zog er sein Smartphone noch einmal zu sich heran und öffnete ihren letzten Chatverlauf. Dann begann er zu tippen.

Na Gott sei Dank hat er einen Grund, sich bei ihr zu melden. Hust. Was für eine clevere Autorin hat bloß diesen super durchdachten Plot geschrieben? Nee, im Ernst. Ein wenig flach, würde ich heute anders schreiben, aber genug des Selbst-Bashings. Hier gehts direkt weiter mit dem nächsten Kapitel :D

Wie ein TattooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt