So. Nachdem es so schön war am Geburtstag, wird es Zeit für ein paar neue Kapitel. Findet ihr sicher auch. Ist ja auch echt höchste Zeit. Und weil ich so gut drauf bin, gibt's später noch eins.
„Maxim, rede mit mir. Was ist da oben gerade passiert?"
Leticia musterte Maxim aufmerksam, doch der ignorierte sie, öffnete stattdessen den Kühlschrank und nahm eine Flasche Wasser heraus. Sie beobachtete ihn schweigend dabei, wie er sich etwas in ein Glas schüttete und die Flasche an ihren Platz zurückstellte, in der Hoffnung, dass er sich ihr doch noch erklären würde. Sie schluckte, als er, nachdem er einen Schluck getrunken hatte, tatsächlich zu ihr herumfuhr. Sein Gesichtsausdruck war düster, die Augenbrauen zusammengezogen. Ein herausforderndes Funkeln lag in seinen Augen.
„Du willst also wissen, was passiert ist...", wiederholte er kühl, stellte das Glas auf der Arbeitsplatte ab und machte einen Schritt auf sie zu. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als seine Gesichtszüge sich verhärteten und sein Blick sich noch ein wenig mehr verfinsterte.
„Ich kann ihr nicht mal sagen, dass ich ihr Vater bin, ohne wie das letzte Arschloch dazustehen", platzte es wütend aus ihm heraus.
„Das ist doch Quatsch", sagte sie besänftigend.
„Ach ja?", blaffte er. „Und was sage ich, wenn sie wissen will, wo ich all die Jahre gewesen bin? Wenn sie mich fragt, warum ich nicht da war? An keinem ihrer Geburtstage, nicht an Weihnachten, nicht an Ostern, einfach nie?"
„Wir finden schon einen Weg", versicherte sie leise, darauf bedacht, die Situation nicht noch weiter unnötig anzuheizen.
„Und welchen? Erzähle ich ihr dann, dass ich auf einer Bohrinsel war? So, wie all meine Freunde das machen, wenn sie für ein paar Jahre in den Knast müssen?"
„Natürlich nicht", sagte sie schnell.
„Was dann? Willst du ehrlich sein und ihr sagen, dass es deine Vorurteile waren, die sie um all die Jahre mit ihrem Vater gebracht haben?"
Er zog die Augenbrauen und schaute ihr provokant ins Gesicht. Seine Worte stachen ihr tief ins Herz, doch sie wusste, dass es nichts gab, was sie seiner Anschuldigung entgegensetzen konnte. Sie seufzte schwer.
„Es tut mir wirklich leid. Mir ist bewusst, dass ich einen riesigen Fehler gemacht habe, aber ich habe das nur getan, um sie zu beschützen. Woher hätte ich wissen sollen, dass du dich mittlerweile geändert hast, sie nicht durch krumme Dinger in Schwierigkeiten bringst und Verantwortung für sie übernehmen willst? Heute weiß ich es besser und würde alles anders machen, wenn ich könnte. Inzwischen habe ich mich mehrfach bei dir entschuldigt und versuche, mit dir gemeinsam einen Weg zu finden, wie wir miteinander umgehen können."
„Du machst es dir verdammt einfach, Leticia", schnaubte er, bevor er sich kopfschüttelnd von ihr abwandte. Sie fuhr sich verzweifelt durchs Haar.
„Ich habe keine Ahnung, was du von mir erwartest, wie ich mich verhalten soll", gab sie zu. „Die ganze Situation ist auch für mich nicht leicht."
„Es geht aber nicht um dich", konterte er, ohne sie anzusehen, während er sich verkrampft an der Arbeitsplatte abstützte und abermals nach dem Glas griff, um es in einem Zug zu leeren.
„Ich kann verstehen, dass du Angst vor Noemis Reaktion hast, aber du kannst mir vertrauen. Zusammen schaffen wir das."
Er stieß einen verächtlichen Laut aus, ehe er das Glas so laut auf die Arbeitsplatte knallte, dass Leticia zusammenzuckte.
„Vertrauen", wiederholte er höhnisch, bevor er wieder zu ihr herumfuhr. „Ausgerechnet du redest von Vertrauen, obwohl du mir keins entgegengebracht hast. Kannst du mir sagen, wie du dir das vorstellst?"
Leticia ließ kapitulierend die Schultern sinken, als sie erkannte, dass sie nicht zu ihm durchkam.
„Du hast recht. Es ist absurd", räumte sie frustriert fest, ehe sie sich mit traurigem Blick von ihm abwandte und nach der Türklinke griff
„Warte...", sagte er, als sie gerade die Tür öffnen wollte. Mit einem hoffnungsvollen Funkeln in den Augen fuhr sie noch einmal zu ihm herum und sah ihm erwartungsvoll ins Gesicht.
„Es ist nicht meine Intention, dich zu verletzen, okay? Aber ich kann nicht so tun, als würde mich das alles völlig kalt lassen. Am Ende ist das Wichtigste, dass wir beide das Beste für Noemi wollen und einen Weg finden, gemeinsam für sie da zu sein."
Angesichts der festen Entschlossenheit in seiner Stimme schlich sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen, während sich ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch ausbreitete.
„Das finde ich auch", bestätigte sie.
„Aber das mit uns, das..."
Er brach ab und fuhr sich schwer seufzend durchs verwuschelte Haar. Sie biss sich auf die Zunge, als sie das traurige Schimmern in seinen Augen bemerkte. Als sie ihm besänftigend die Hand auf die Schulter legte, schob er sie weg.
„Ich habe gemeint, was ich neulich gesagt habe. Als ihre Mutter gehörst du dazu. Wenn du also meine Hilfe oder meine Unterstützung brauchst, bin ich für euch beide da. Aber an meiner Meinung hat sich nichts geändert, ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein. Alles, was ich will, ist, dass wir versuchen, ihr gute Eltern zu sein und ich weiß, dass dir das genauso am Herzen liegt wie mir."
Sie schluckte.
„Verstehe..."
Er seufzte tief.
„Ach, komm, Leticia. Hast du echt geglaubt, das mit uns, das könnte einfach so weitergehen?"
„Ich habe es mir zumindest gewünscht", offenbarte sie betreten. „Aber vermutlich hast du recht und es steht einfach zu viel zwischen uns."
Sie sagte es mehr, um sich selbst erfolgreich einzureden, dass es stimmte, was er sagte. Dabei zerbrach ihr Herz gerade einmal mehr, seit sie hergekommen waren, in tausend Teile. Es schien ihr absurd, dass ein erleichtertes Lächeln seine Lippen umspielte. Schweren Herzens rang sie sich ebenfalls eines ab, auch, wenn ihr gerade nicht danach zumute war.
„Ich bin froh, dass wir uns da einig sind", sagte er.
„Wir können uns ja nochmal Gedanken dazu machen, was wir Noemi genau erzählen", schlug sie hilflos vor, nicht wissend, worüber sie noch mit ihm sprechen sollte. Sie hatte den Eindruck, dass für den Moment alles gesagt war.
Ja, ich glaub, das wird schwierig mit den beiden... Was meint ihr?
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Wie ein Tattoo
ChickLitHand aufs Herz - wer von uns hat noch nie jemanden belogen oder ihm die Wahrheit verschwiegen, um unberechenbare Folgen zu vermeiden und Unheil abzuwenden? Ist das nicht menschlich? Aber wie würdest Du reagieren, wenn Dich ganz plötzlich Deine Verga...