52 | Familienleben

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Ihr Lieben, ich wünsche euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel :D

„Ein Vogel!"

Noemi wandte ihren Blick vom Blatt ab und schaute Maxim erwartungsvoll ins Gesicht. Vor ein paar Minuten hatten sie zu Abend gegessen. Während Leticia die Küche aufräumte, hatte Maxim sich mit Noemi wie immer in den vergangenen Tagen in ihr Zimmer zurückgezogen, um die letzten Minuten vor dem Zubettgehen mit ihr zu verbringen.

Obwohl die beiden schon einige Tage bei ihm wohnten, fühlte es sich an, als würden sie bald wieder abreisen. Nach einigen Startschwierigkeiten hatte Leticia gerade noch rechtzeitig zu Noemis Einschulung den Umzug geschafft. Bereits morgen früh war es so weit und Noemi konnte seit Tagen vor Nervosität nicht schlafen. Maxim konnte es ihr nicht verübeln, schließlich musste sie jetzt gleich zwei neue Herausforderungen meistern; die Eingewöhnung in ein neues Umfeld und der Einstieg in die Schulzeit. Genau wie Leticia war er der Auffassung, dass sie bei all dem Trubel nicht auch noch die Wahrheit über ihren Vater erfahren musste. Sie hatten also zu seinem Leidwesen entschieden, dieses Gespräch noch ein wenig aufzuschieben.

„Ein Fisch!", versuchte die Kleine es noch einmal, während Maxim weiter an etwas Spitzem zeichnete.

„Du bist auch so ein Fisch", lachte er und malte weiter mit einem Stift auf dem großen, weißen Zeichenblock herum, den er auf Noemis Kinderstaffelei platziert hatte. Sie saß unterdessen an einem kleinen, viereckigen Tisch und runzelte ahnungslos die Stirn. In den letzten Tagen hatte sich Bilderraten zu ihrem neuen Lieblingsspiel entwickelt – nicht zuletzt, weil Maxim tatsächlich nicht ganz so schlecht zeichnen konnte wie Leticia.

„Ein Huhn", probierte Noemi es weiter. Erst jetzt bemerkte er Leticia, die lächelnd im Türrahmen stand. Sie trug ein figurbetontes Top, eine knackige Jeans, hatte ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen wie Noemi auf seine Zeichnung gerichtet. Im Gegensatz zu Noemi erkannte sie vermutlich sofort, dass Maxim gemeinerweise einen Zwerg zeichnete. Nun malte er ein kindliches, rundes Gesicht unter die Zipfelmütze, das tatsächlich ein wenig Ähnlichkeit mit Noemi hatte.

„Ein Mädchen!", rief Noemi, als er damit begann, die Haare zu malen.

„Echt beeindruckend, wie gut du das kannst", sagte Leticia anerkennend und machte ein paar Schritte in den Raum hinein.

„Hilf ihr nicht", bat er sie.

„Was kriegt sie dafür?", hakte Leticia nach, der nicht entgangen zu sein schien, dass es hier um mehr ging als um das Erraten des Bildes. Maxim schmunzelte.

„Wenn ich gewinne, liest er mir zwei Kapitel aus dem Buch vor", antwortete Noemi für ihn. Leticia schenkte ihm ein Grinsen und trat noch ein Stück dichter an ihn heran.

„Kaum eigennützig, deine Belohnung", nuschelte sie frech. Maxim schmunzelte, während er der Zwergin zwei kurze Beine und ein hübsches Kleidchen verpasste.

„Ein Mädchen!", wiederholte Noemi beharrlich.

„Aber was hat es da auf dem Kopf?", fragte Leticia. Maxim warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

„Du torpedierst meinen Sieg."

Leticia grinste.

„Was bekommt Maxim denn von dir, wenn du es nicht errätst?", wollte sie wissen. Noemi seufzte.

„Dann muss er mir nur ein Kapitel vorlesen."

„Doppelt eigennützig also", kommentierte Leticia trocken. Maxim lachte.

„Was hast du gedacht? Dass ich mit ihr um ihre Schultüte wette?"

„Ein Zwerg-Mädchen!", erkannte Noemi nun treffsicher.

Wie ein TattooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt