Kapitel 23 - Verrat und falsche Freunde

24 9 3
                                    

Dolunay musste mit Schrecken feststellen: Sie kannte diesen Cruoren... und auch er konnte mit ihren Gesichtern etwas anfangen.
Er stand ihnen gegenüber, als sei er nicht überrascht von dem Einbruch, sondern mehr von ihrer generellen Anwesenheit.

Caden überlegte nicht lange. Er drückte sich an ihnen vorbei, um auf den Cruoren zuzustürmen.

Harding streckte eine Hand aus, packte ihn am Kragen und zog ihn zurück. »Warte-«, knurrte er.

»Harding«, grüßte der Cruor flach. Er hob seinen Gehstock, als wolle er sich damit verteidigen.

»Ach, Veu? Bist du der selbe, der uns in seinen Kerzenkreis reingelassen hat?«

»Hätte ich das mal lieber nicht gemacht, wie es aussieht.«

Chase wandte sich zu den anderen um, ließ sie mit einigen Gesten und genuschelten Worten wissen, was sie zu tun hatten.
Caden und Kenga tauschten Blicke aus. Der Nachtschwärmer griff zur Vorsicht an seinen Revolver.

Währenddessen fragte Dolunay: »Sie sind der Nachfolger? Sie haben die Wachmänner übernommen?«

»Wollt ihr mich jetzt... dafür umbringen?«, fragte der Cruor mit fast sarkastischer Stimme. Er taumelte einen halben Schritt zurück.

»Das war weniger unser Anliegen. Wir waren nur neugierig.« Dolunay stellte sich etwas weiter nach vorne, um den Cruoren ansehen zu können, auch wenn sie ihren Kopf in den Nacken legen musste. »Vielleicht möchten Sie sich ja vorstellen.«

»Wenn Sie mein Haus gefunden haben, wissen Sie doch offensichtlich schon alles. Was möchten Sie hören? Mein Name lautet Rhun und — die Götter wissen — ich bin zu jung zum Sterben.« Er hob den Kopf, um aus seinem Fenster zu sehen, dann beäugte er die Gruppe. »Neugierig« Sein Blick raste zu der Leiche herunter. »Neugierig?«

»Neugier fordert Opfer und Wissen schafft Gefahren«, erwiderte Harding.

Dolunay musterte Rhun. Er schien sie ebenso wenig zu fürchten, wie sie ihn.
Sie hatten ihn bereits kennen gelernt... Vielleicht fühlte Chase sich tatsächlich, als würde er in der Schuld dieses Cruoren stehen.

Ihr Blut brodelte vor Unbehagen. Cruoren hatten keine Gefühle. Und auch dieser, vor ihnen, zeigte weder ein Anzeichen von Missmut, noch, als würde er sich zur Wehr setzen wollen.

»Die Neugierde haben wir wohl gemein, Harding« Er hielt inne. »Was hattest du geplant? Mir das Gedächtnis auszulöschen? Mich zu foltern?«

»Weder das eine, noch das andere, Veu Rhun«, antwortete Chase wahrheitsgemäß.

»Nun, so höflich?«

»Mit Verhandlungspartnern sollte man respektvoll umgehen.«

Der Cruor ließ seinen Gehstock sinken. »Bei einer Verhandlung sind wir nun? Wenn ihr Informationen wollt, fragt mich. Ich halte sie nicht geheim, wie manch anderer.« Er trat einen Schritt zurück, betrat sein Wohnzimmer. »Wollt ihr euch hinsetzen?«

Chase Antwort fiel kurz aus, er fuhr sich mit den Fingern durch die blonden Locken. »Nein.«

»Dann nicht, aber ich für meinen Teil hatte einen anstrengenden Tag, würde gerne sitzen und kein« Er blickte ein weiteres Mal zu dem Wachmann. »Keinen Körper sehen müssen.«

»Sie sind ein Cruor. Sie müssen nicht so tun, als würden Sie sich setzen müssen«, murrte Kenga und sah zu Harding.

»Denkt ihr, ich könnte euch etwas im Wohnzimmer antun, was ich nicht auch hier könnte?« Rhun stützte sich auf seinen Gehstock — gleich einem alten, gebrechlichen Mann. »Ich habe auch Empfindungen, dass mir die Beine schmerzen können. Ich bin freundlich genug, euch nicht des Hauses zu verweisen und naiv genug, euch alles zu erzählen, was ich weiß. Ich bitte auch um zuvorkommendes Verhalten.«

Blut eines CruorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt