Kapitel 24;2 - Schicksal in Ketten

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Caden zog seine Finger zärtlich aus der Berührung des Wachen. Doch noch ehe er sich gänzlich aus dem Griff befreien konnte, hielt der Gurt ihn zurück. Der Soldat packte stärker zu, bog den Finger nach hinten.
Ein knirschendes Geräusch hallte durch die Kammer. Qualen fuhren wie ein Schlag durch Caden und schickten einen gequälten Aufschrei über seine Lippen.

Er würgte, schluckte durch die Verengung in seinem Hals, versuchte die Tränen aus seinen Augen zu blinzeln.

Verdammte Bastarde.

Sein Blick raste zu Rhun — der den Kopf leicht gesenkt hielt.
Caden wollte angesehen werden.
Er wollte, dass dieser Cruor zusah, wie er ihn foltern ließ.

Seine Hand war wie in Flammen aufgegangen — der Schmerz brennender, als alles, das er erlebt hatte.
Und der Wunsch, seine Tränen zu unterdrücken, wurde mit jedem Atemzug zu einem Kampf mit seiner Wahrnehmung.

»Was hat Harding noch gemacht?«, hakte der Wachmann nach. »Was habt ihr noch angestellt, hm?«

Ein anderer Soldat erschien neben dem Stuhl. Er legte ein Messer und einen Hammer von ihnen auf dem Tisch ab.

Caden schielte zu der Armlehne, schauderte bei dem Anblick, wie sein Finger in schaurigem Winkel von seiner Hand abstanden.

Sie sollten aufhören.
Er konnte nicht ewig gefoltert werden, es musste doch ein Retter kommen, um diese Qual zu beenden.

Er blickte zu den anderen, um sicherzugehen, dass sie nicht schon zum nächsten Schlag ansetzten.

»Wir haben nicht mehr gemacht, als ihr vermutet«, antwortete Caden höhnend.

Eine Faust ließ sein Gesicht zur Seite fliegen.

»Was vermuten wir denn?«

Er starrte in die grünen Augen des Soldaten — die ihn bittersüß an die seiner Schwester erinnerten.
Ein Schluchzen riss in seiner Kehle, als er an Nya zurückdachte... An ihre roten Locken und diese verdammten Wutausbrüche. Wie gerne hätte er mit ihr ein weiteres Streitgespräch, das eskalierte? Wie viel lieber würde er sich Dutzende Ohrfeigen von ihr antun müssen, als nun hier zu sitzen?

Nya, mit ihrer Unlust an kalten Tagen... Diese Unlust, die dafür gesorgt hatte, dass sie an jenem verhängnisvollen Tag zuhause geblieben war.

Zuhause — von den eigenen vier Wänden erschlagen.
Dabei war er stets so naiv gewesen, zu denken, sein Zuhause sei ein Ort der Sicherheit.

Und Nya war nun nicht mehr an seiner Seite — wenn er verurteilt werden würde, würde sie das nie wieder sein.

Sie würde sich ohne ihn zurechtfinden müssen — in dem gänzlich neuen Leben, das er ihr geschaffen hatte.

Das Schicksal hatte eine Schlinge um seinen Hals gelegt... und er konnte nichts anderes tun, als zu sitzen und zu warten, wie sie sich immer mehr zuzog.

Wenn Harding bereits verhört worden war... Was hatte der Mann den Soldaten gesagt? Ließ sich jemand wie er von Folter brechen?

»Wir haben gestohlen«, antwortete Caden ehrlich.

»Gedächtnisse oder Waren?«

»Würdet ihr mich für ersteres verurteilen? Habt ihr etwas gegen den Gedächtnishandel?«, gab dieser zurück. »Profitiert ihr nicht davon?«

Ein Schlag in die Magengrube. Stechende Schmerzen wurden von Übelkeit abgelöst. Seine Finger wehrten sich gegen die Gürtel, die ihn fest in der Position hielten.

Die Vorstellung diesem Wachmann das Auge auszustechen — sie war so verlockend, wie dumm.

Musste er alle Taten gestehen, damit sie verurteilt werden konnten? Sie waren bereits zum Tode verurteilt. Sie hatten sich mit einem Cruoren angelegt — nichts konnte stärker bestraft werden.

Blut eines CruorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt