24 Eine Band wird geboren

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Sandy und Georgios fuhren nach dem Frühstück zum Einkaufen, die Liste war lang. Es sollte ihre letzte Tour werden, denn schon in drei Tagen war ihr Urlaub in der Paradiesbucht vorbei. Auf der engen Straße Richtung Norden kam ihnen der Wagen ihrer griechischen Musikerfreunde entgegen. Sie hielten an.

Die vier hatten beschlossen, das Wochenende bei ihren neuen Freunden zu verbringen. Sie öffneten den Kofferraum und zeigten Georgios eine große, viereckige Pfanne und einen Berg Gemüse, Zucchini, Tomaten, Auberginen, Paprika, Zwiebeln, außerdem eine riesige Tüte griechische Nudeln. Georgios meinte zu Sandy:

„Die halbe Liste können wir schon mal streichen. Schade, ich wollte so gern heute Abend mal Bohnensuppe essen."

Auf ihrem weiteren Weg zum Lager gerieten die Griechen in den Pulk der Strandläufer und wunderten sich. Später reihten sie sich in das bunte Treiben ein, trainierten mit, drehten ihre ersten Runden auf Wasserski, und probten in der Mittagspause mit der „Band". Helena fand auf Nikos' Kassette ein Stück, das sie gerne mit den anderen einstudieren wollte.

Es war ein reines Instrumental und hieß „Return of Django", die Band nannte sich Upsetters. Die Musiker hörten sich das Stück ein paarmal an und spielten Passagen mit. Dann jammten sie und merkten, dass sie dabei waren, das Lied dieses Tages zu finden. Die Trommler, die ihren Kanistern inzwischen erstaunliche Tönen entlocken konnten, hatten viel zu tun. Die Mundharmonikas passten gut und fügten einige ausgedehnte Soli ein, während der eigentliche Rhythmus diesmal von den Saiteninstrumenten kam.

Am Abend gab es einen langen, erbitterten Ringkampf zwischen Spiros und dem Griechen, dem er schon einmal in einem Turnier begegnet war. Die anderen saßen in einem großen Kreis und schauten zu, doch bald fingen die Ersten an, sich auch im Sand zu balgen. Es dauerte nicht lange, bis alle Jungen rauften. Sandy hatte sich als Gegner einen der Bouzoukispieler ausgesucht, Manos, der ihm körperlich weit überlegen war.

In einer kurzen Verschnaufpause meinte Martin zu Tom:

„Wollen wir uns die zwei mal vornehmen?"

Er zeigte auf die beiden anderen griechischen Musiker, die auch miteinander rangen. Sie waren deutlich älter und muskulöser, aber man wächst ja mit seinen Gegnern. Tom stimmte zu und machte sich auf eine Niederlage gefasst. Sie liefen zu den beiden, jeder packte sich einen, alle lachten und begannen zu ringen. Immer wieder fanden sich Tom und Martin am Boden, ihre Gegner waren viel besser. Jahrelanges Training, vermutete Tom. Was sollte man auf dem Dorf auch sonst groß machen? Noch nicht einmal Fernsehen gab es da.

Wie schon öfter in den letzten Tagen hatte Tom Lust, sich richtig auszutoben.

„Pankration," fragte er seinen Gegner, der „Endaxi" antwortete und Tom ansatzlos in den Bauch boxte. Natürlich fühlte sich Martin bemüßigt, es ihnen nachzumachen. Wenn sie zwischendurch nicht immer wieder gelacht und sich freundschaftlich abgeklatscht hätten, hätte man denken können, hier sei eine heftige Prügelei im Gange. Die Griechen waren viel stärker, aber sie ließen ihre deutschen Opfer zwischendurch immer wieder aufstehen, um sie dann doch wieder unter sich zu begraben. Am Ende fühlten sich Tom und Martin, als hätte sie eine Dampfwalze überrollt. Es war ein gutes Gefühl.

Überrascht sahen die vier Dorfjungen kurze Zeit später, wie die Stadtjungs alle nackt ins Wasser liefen, und das, wo so viele Mädchen zuschauten. Sie fanden die Idee gut.

Das Abendessen war ein Erlebnis für sich. Das Feuer wurde so gebaut, dass die große Pfanne waagerecht darin stand, und alle schnippelten Unmengen von Gemüse klein. Georgios kochte die Nudeln. Olivenöl wurde in die Pfanne gekippt, und nach und nach das Gemüse. Ein wunderbarer Duft breitete sich aus, und genauso schmeckte es auch.

Die richtigen Leute Band 2: Die Insel der SchreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt