42 Man sieht sich immer zweimal

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Nach dem Frühstück auf der Dachterrasse fuhren die Australier mit Jürgen nach Agios Andreas, um Manos bei seinem Umzug zu helfen. Martin, Tom und Dave beratschlagten mit ihren Freundinnen, wie sie den Tag verbringen könnten. Sophia hatte eine Idee:

„Lasst uns doch nach Aegina fahren. Die Fahrt dauert nicht lange, es gibt schöne Strände, und ich habe keine Verwandten auf der Insel. Wie ist das bei Euch, Anna und Xenia?"

Xenia meinte, Verwandte würden sie nicht stören, schließlich seien sie verlobt. Anna kannte niemanden auf Aegina. Und schon waren sie auf dem Weg.

Manos war traurig. Er hatte gerne mit seiner Mutter in dem Dörfchen auf Euböa gewohnt. Der Gedanke, sie im Stich zu lassen, trieb ihn um. Viele Möbel hatte er nicht, die er hätte mitnehmen können, zwei kleine Schränkchen und ein paar Regale. Seine Liege war alt und kaputt, sie müssten vorerst mit Matratzen auskommen. Sandy wickelte die Skulpturen in Lappen, die Jannis bergeweise aus seiner Werkstatt mitgebracht hatte.

Aus den beiden Schränkchen holte er einige weitere, größere Stücke, darunter eine Madonna mit dem Kind, etwa 35 cm groß und aus schwarzem Marmor, und drei ähnlich große Figuren, die jeweils zwei griechische Götter darstellten. Wie das große Kruzifix waren sie aus einem Stück gefertigt. Randy, der die beiden begleitet hatte, machte eine erste Fuhre nach Agios Andreas. Manos erntete seine Spezialpflanzen ab und schnitt sie schweren Herzens in kleine Stücke. Zwei junge Pflänzchen, die erst 20 cm groß waren, grub er aus und steckte sie mit einem Wurzelballen in einen Sack.

Seine Mutter gesellte sich zu ihm:

„Junge, der Garten wird Dir sicher fehlen."

„Mutter, Du wirst mir fehlen. Ich habe nachgedacht. Warum ziehst Du nicht nach Agios Andreas? Bestimmt finden wir für Dich eine schöne Wohnung, und wir haben ein großes Grundstück, da könntest Du Dir einen Garten anlegen. Was meinst Du, wir könnten uns jeden Tag sehen, und unser Haus liegt fast am Meer. Es ist so schön da."

Sie freute sich, dass ihr Sohn so dachte. Natürlich würde es ihr schwerfallen, die Umgebung, in der sie seit 25 Jahren lebte, ihre Freundinnen und Nachbarn zu verlassen, aber ein Leben in der Nähe ihres Schatzes war eine echte Verlockung. Sie versprach, über den Vorschlag nachzudenken.

In Agios Andreas lagen Jürgen, Manny, Rudy und Bernd am Strand. Jürgen und Bernd erzählten von ihrem Treffen mit den alten Männern. Als der Ex-Agent erwähnte, er könnte vielleicht von seinen Zeichnungen leben, baten ihn Manny und Rudy, sie ihnen zu zeigen. Sie gingen zu Sandys Haus, wo sie gerade rechtzeitig eintrafen, um Randy beim Ausladen zu helfen.

Bernd war von Manos' größeren Arbeiten sehr beeindruckt, und Manny schätzte den Wert der Skulpturen so hoch ein, dass Sandy und sein Freund für einige Zeit keine finanziellen Sorgen haben dürften. Man würde sie allerdings geschickt auf den Markt bringen müssen, meinte er.

Dann sahen sich die drei Experten Bernds Bilder an.

„Du solltest Sandy mal ein paar von den Zeichnungen und Aquarellen mitgeben, wenn er zu dem Kunsthändler geht," schlug Manny vor. „Der hat bestimmt eine Idee, wie man sie gut verkaufen kann. In Griechenland wird das aber wohl nichts, wenn Du nicht ins Lager gehen willst. Künstler können sie da ja immer gut gebrauchen."

Obwohl es Sonntag war, saß der Geheimpolizist in seinem stillen Büro in der Nähe des Syntagma-Platzes. Er war froh, gerade noch rechtzeitig Verstärkung bekommen zu haben, sodass er Toms Spur wiederaufnehmen konnte. Die Geheimpolizei litt unter akutem Personalmangel, ganz besonders, seitdem die Führung tausende nebenberufliche Spitzel anwarb, die nun von den Profis mitbetreut werden mussten. Die Spaltung des Geheimdienstes verschlang ebenfalls Ressourcen; das gegenseitige Misstrauen wuchs von Monat zu Monat.

Die richtigen Leute Band 2: Die Insel der SchreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt