Im Hafen von Rafina trafen ab halb zwölf nach und nach die Teilnehmer der „Jugendfreizeit" ein. Randy mit einem großen Kombi und den drei Australiern sowie einem Kofferraum voller Planen und Decken war der Erste. Mit dem Bus aus Athen kamen die vier Deutschen, Georgios und Sophia mit ihren Freundinnen Dora und Maria. Dann trudelten Tom, Dave, Nikos, Spiros und Michael auf Mopeds ein. Schließlich hielten neben dem Kombi ein Ford Taunus und ein Jeep mit einem Schlauchboot auf einem Anhänger, das 6 Personen Platz bot. Neugierig von den anderen beäugt, stiegen die Soldatenkinder aus.
Der Admiral stand inmitten der lärmenden Jugendlichen und nahm die Danksagungen entgegen. Er überreichte Stelios die Bootsschlüssel und entlud zwei 20-l-Benzinkanister. Der Anhänger wurde an den Kombi gekoppelt, und die Gruppe bewegte sich auf das Schiff zu, ein Pulk schwer beladener Jugendlicher, die bei den anderen Reisenden Aufsehen erregten. Die Überfahrt sollte nicht lange dauern, also blieben sie alle auf dem Autodeck, um nicht ihre Lasten auch noch die engen Treppen hinaufwuchten zu müssen.
Der zweite Mietwagen kam eine Viertelstunde nach ihrer Ankunft, und nach einigem Hin und Her machte sich der Konvoi angeführt von Nikos und Heike auf den Weg. Tom und Sophia, Dave und Anna (er hatte die freie Auswahl, alle Mädchen wollten mit ihm fahren!), Spiros und Alexander sowie Michael und Georgios folgten auf Mopeds. Randy steuerte den überladenen Kombi mit dem Anhänger, und Sandy bildete die Nachhut mit einem ebenso vollgestopften Ford. Vier blieben übrig. Sie suchten sich ein schattiges Plätzchen in der Nähe des Hafens und warteten.
Die Straße wand sich von dem Hafenstädtchen in engen Kurven landeinwärts. Im Osten ragten die Berge viel höher auf, als Tom erwartet hatte. Wenn sie von Euböa sprachen, ging es immer um Strand, Dünen, Pinienwäldchen, aber es gab eben auch ein richtiges Gebirge, an dessen Westflanke sie nordwärts fuhren.
Die Strecke war kurvenreich und nicht gleichmäßig gut ausgebaut. Als Toms Hintern anfing, die Sitzposition unangenehm zu finden, bog Nikos nach rechts ab. In einem weiten Bogen näherten sie sich der Ostküste der Insel. Hinter einer Kurve gab die Straße den Blick auf eine schmale, langgezogene Küstenebene frei. Nikos hielt an.
Er versammelte alle am Straßenrand und zeigte ihnen die Stelle, die er für ihr Lager ausgesucht hatte. Die Bucht wurde im Süden von einem massiven Felsvorsprung begrenzt, davor gab es – in Griechenland eher eine Seltenheit – einige Dünen, an die sich landeinwärts ein lockeres Pinienwäldchen anschloss. Ganz am Südende zogen sich einige kleinere Felder, Weingärten und ein Olivenhain am Hang des Berges hoch. Über einen befestigten, aber nicht geteerten Weg gelangten sie zu der versprochenen Taverne etwa in der Mitte der Bucht.
Nikos unterhielt sich mit dem Wirt, der ihm bestätigte, dass sie an der vorgesehenen Stelle kampieren dürften. Außerdem bot er ihnen an, gegen eine geringe Gebühr seine neueste Errungenschaft zu benutzen: eine an der Rückseite des Hauses angebrachte Dusche im Freien. Sie könnten auch gerne zum Essen kommen, lud er sie ein, denn 24 Mann versprachen Umsatz. Sie müssten nur vorher Bescheid sagen.
Oberhalb des breiten Strandes führte ein Wirtschaftsweg zu den Feldern am Ende der Bucht, der nur hin und wieder von Bauern befahren wurde. Touristen gab es hier wenige, und das auch nur am Wochenende. Die blieben dann aber in der Nähe der Taverne, weil sie dem Sandweg nicht trauten.
Die Stelle, die Nikos ausgesucht hatte, war traumhaft, fand Tom. Der Strand, richtig feiner, weißer Sand, war hier am schönsten. Oberhalb des Weges befand sich eine breite, mit lockerem Gras bestandene ebene Fläche, dahinter reihte sich eine ganze Staffel Dünen, die bis zu 15 m hoch waren. Sie koppelten den Anhänger ab und schoben ihn bis an die Sandhügel. Direkt daneben sollten die Zelte stehen.
Bevor die Arbeit verteilt wurde, fuhren Randy und Sandy zurück nach Marmaris. Nikos führte die anderen direkt hinter dem vorgesehenen Zeltplatz zwischen zwei Dünen hindurch in den Pinienwald und erklärte ihnen das Toilettensystem, das er sich mit freundlicher Hilfe von Sophia ausgedacht hatte.
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Die richtigen Leute Band 2: Die Insel der Schreie
Teen FictionEin Jahr ist vergangen, seit Tom in Griechenland Menschen kennenlernte, die zugleich Opfer und Widerstandskämpfer der Militärdiktatur waren, seit er von der Geheimpolizei verhört und bedroht wurde, seit er neue Freunde fand und seit er Sophia ein Ve...