17 Das Glück, die richtigen Leute zu treffen

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Wieder wurde Tom von dem Lied aus „Sonntags nie" geweckt. „Eigentlich erstaunlich," dachte er, denn auch wenn es nur instrumental gespielt wurde, erinnerte es doch jeden an Melina Mercouri und die anderen Exilierten. Sollten die griechischen Reeder etwa heimliche Anhänger der Opposition sein?

Schnell packte er seine Sachen in Daves Tasche, sodass in seiner nur noch die Papiere waren. Sie brachten dem Purser den Kabinenschlüssel und stiegen auf das Oberdeck, um das Anlegemanöver zu beobachten. Es wurde gerade hell, als die Schiffsmotoren zum Stehen kamen. In der aufgehenden Sonne erwarteten sie Nikos, Jannis, Sophia und Georgios. Sandy beobachtete Tom. „Der müsste doch jetzt nervös sein," dachte er, aber irgendwie sah es gar nicht danach aus. Tom suchte mit den Augen die Hafenanlage nach Personen mit Leuchtschrift auf der Stirn ab, konnte aber nur an einem anderen Schiff ein paar Beamte sehen, die dort gelangweilt herumstanden.

Unten angekommen, fielen sich Sophia und Tom um den Hals. Ihren Kuss unterbrach Nikos barsch. Die Panikattacke überfiel ihn urplötzlich. Geschleuste Deserteure und eine Tasche voller geheimer Papiere bedeuteten lange Gefängnisstrafen, sollten sie erwischt werden. Er nahm Tom an der Hand und befahl den Iren mitzukommen, während Jannis mit Andreas und den anderen zu seinem Auto ging. Sandy war neugierig und folgte Nikos' Gruppe, die im Eiltempo den Hafen verließ und in einer Nebenstraße auf ein Auto zusteuerte. Der Fahrer begrüßte alle mit Handschlag, aber ohne große Worte, stellte Toms Tasche in den Kofferraum, ließ die Iren hinten einsteigen und fuhr mit ihnen davon.

Nikos war jetzt wieder ganz ruhig. Er sah Tom an, und Tom sah ihn an. Sandy kam in diesem Moment in ihrer Welt gar nicht vor. Sie umarmten sich ganz eng, und Sandy sah, wie Tom anfing zu zucken. Die ganze Last der vergangenen Tage fiel von ihm ab. Tränen liefen ihm über das Gesicht. Nikos flüsterte ihm ins

Ohr, was ihn allmählich beruhigte. Dann küssten sie sich. Sandy wäre gerne weggeschlichen, aber er hatte keine Ahnung, wo Jannis geparkt hatte. Also drückte er sich in eine Ecke, bis sie sich endlich voneinander lösten.

„Wo kommst Du denn her?"

„Hab wohl was falsch verstanden, dachte, ich sollte mitkommen, sorry, wollte nicht stören, hab auch nichts gesehen, ehrlich."

„Du kleiner Spanner." Nikos lächelte ihn zuckersüß an. „Nimmst Du Deine Strafe an? Fürs Spannen?"

„Welche Strafe denn?" Sandy schwante nichts Gutes.

„Nächstes Mal, wenn wir Spiros treffen, meldest Du Dich als sein Gegner. Ich werde ihm sagen, er soll Dich nicht schonen."

„Okay, akzeptiert." Sandy stellte sich auf Schmerzen ein.

„Lasst uns gehen. Jannis wartet."

Nikos und Andreas, der die nächsten Tage als „schwedischer Cousin" in Agios Andreas verbringen sollte, stiegen zu ihm ins Auto. Nikos lehnte sich aus dem Fenster:

„Ich komme am Abend ins Hotel. Dann fahren wir zusammen nach Piräus, also wartet auf mich."

Sophia führte Tom, Dave und Sandy zu einem Café, wo sie Kaffee tranken und Sesamkringel aßen, bis nichts mehr reinpasste. Dann führte sie sie zu einem Park, den Tom im Dunkeln schon kennengelernt hatte. Sie schickte die anderen in das benachbarte Amphitheater, während sie sich mit ihrem Freund in den hinteren Teil der Anlage verdrückte. Zwischen hundert Küssen fragte sie ihn nach seinen Erlebnissen, und Tom erzählte. Für ihn war die Welt perfekt: alles richtig gemacht, nicht verhaftet worden, und endlich wieder bei ihr.

Auch Dave war glücklich. Georgios hatte tausend Fragen, und er genoss die Bewunderung, die Sophias Bruder ihm entgegenbrachte. Er betonte Sandys Rolle, und ganz gegen seinen Willen fühlte sich der Australier ein bisschen stolz, als der viel jüngere Grieche ihm auf die Schulter schlug:

Die richtigen Leute Band 2: Die Insel der SchreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt